Kapitel 6: Eine Interessante Wendung

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Eilig machte sich Aayana daran, die Tür leise zu schließen und schlich sich wie eine Katze in ihr eigenes Zimmer zurück. Nur die Tür ließ sie um einen winzigen Spalt geöffnet.
In Windeseile griff sie nach dem Buch welches sie vorhin noch gelesen hatte und warf sich damit aufs Bett.
Es dauerte keine 10 Sekunden als es auch schon an der Zimmertür klopfte.

Als Aayana ihren Blick vom Buch abwandte, entdeckte sie ihre Schwester im Türrahmen.
„Oh... Hey Nyala, ich hab dich gar nicht kommen hören", flunkerte sie und versuchte dabei so überrascht wie möglich zu klingen.
Nyala, die noch immer im Türrahmen stand, lächelte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie nur plump sagte: „Ich habe meinen Schlüssel mitgenommen und deshalb nicht geklingelt." Doch die 17-jährige Teenagerin schien wohl kein sonderlich großes Interesse mehr an ihrer Schwester zu haben und war gerade dabei das Zimmer zu verlassen, als sie aufgehalten wurde.

„Nya, warte!", rief Aayana ihr hinterher und verließ eilig das Bett. „Warum bist du erst jetzt gekommen? Schreibst du denn morgen nicht eine Klausur?"
Eigentlich hatte sie Nyala noch eine weitere Frage stellen wollen, doch der gemervte Blick ihrer Schwester brachte sie augenblicklich zum Schweigen. Inzwischen war es bereits 21:30 Uhr.

„Na und? Ich hab lange genug für die Klausur gelernt. Und was interessiert es dich denn wie lange ich weg bin? Ich bin wenn auch nur 2 Jahre jünger als du, also behandle mich doch auch bitte wie eine heranwachsende Person! Und zu deiner Info: Ich kann abends so lange weg bleiben wie ich will."

Aayana musste sich zurückhalten, mit einem Gegenspruch zu argumentieren. Stattdessen erinnerte sie sich an den Zettel den sie heute in Nyalas Zimmer gefunden hatte.
„Aber du bist schon seit heute Morgen nicht Zuhause gewesen und als ich dich angerufen habe, wurdest du von einem Volleyball getroffen! Ich möchte doch nur wissen ob es dir gut geht!"
Nyala, die sich eben unterbewusst an die schmerzende Schläfe gefasst hatte, tobte nun vor Wut.

„Es geht mir gut! Und es würde mir noch viel besser gehen, wenn du dich endlich um deinen eigenen Kram kümmern würdest!
Weißt du was ich an dir absolut nicht leiden kann? Dass du überall deine Nase reinsteckst! Neulich erst warst du in meinem Zimmer und hast wie ein Hund umhergeschnüffelt nur weil du Kiano getroffen hattest und jetzt fragst du mich wo ich gewesen und weshalb ich so lange weg war? Ich will nicht dass du dich noch mehr in mein Leben einmischst, also hör mir jetzt gut zu Schwesterherz:

Dein Leben interessiert mich nicht, also sollte dich mein Leben auch nicht interessieren! Mach du dein Ding und ich mache meins!"

Mit diesen eisernen Worten stürmte Nyala an ihr vorbei ins Badezimmer und ließ die Tür gewaltig zukrachen. Was ihre Schwester eben gesagt hatte, hatte Aayana wie eine Pistole getroffen.
Ihr Leben interessierte sie gar nicht? Meinte sie das etwa ernst?
Durfte man sich denn jetzt gar nicht mehr um seine Geschwister sorgen?
So hatte Nyala noch nie mit ihr gesprochen.

Enttäuscht und ein wenig verletzt legte sie das Buch weg und warf sich aufs Bett. Wann waren die beiden denn so sehr auseinander gedriftet?
Früher hatten sie immer alles gemeinsam gemacht und dass Nyala sich nun schon seit der Trennung so eigenartig verhielt, hatte bestimmt nicht sehr viel mit der Pubertät zu tun. Immerhin war sie 17 und keine 12 oder 13 mehr.
Irgendetwas stimmte da nicht. Wer auch immer diese Zettel geschrieben hatte, wollte unter keinen Umständen dass Aayana und ihre Eltern etwas davon erfuhren.

„Morgen um 18 Uhr findet also diese Verabredung statt", wiederholte sie nachdenklich. „Aber wo? Ich kann Nyala ja schlecht hinterherschleichen und mich verstecken. Wenn sie mich entdeckt, dann..." Aayana wollte gar nicht wissen, was passieren würde, sollte sie von ihrer Schwester entdeckt werden. „Lieber nicht. Dieses Risiko gehe ich nicht ein."

The Legend of The Black Lion *PAUSIERT, IN BEARBEITUNG*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt