Nach dem doch eher angenehmen Gespräch mit meinem Therapeuten lief ich zurück auf mein Zimmer um endlich meine Koffer auszupacken. Skeptisch besah ich meinen neuen Schrank, der zwar viele Fächer hatte aber keine Möglichkeit mit Kleiderbügeln zu arbeiten. Seufzend legte ich meine Zusammengefalteten Klamotten in ihre jeweiligen Fächer. Als ich zum Schluss noch meine Unterwäsche einräumte wurde ich plötzlich zur Seite geschubst. „Sieht schon nett aus die Spitze." Ein junger Mann mit blond gefärbtem Haar saß nun vor meinem Kleiderschrank und inspizierte meine Unterwäsche. Perplex beobachtete ich ihn bis ich endlich meinen Arsch zusammen nahm und ihn wegschubste. „Was soll das?!", schrie ich den Fremden an und wollte auf ihn losgehen. Er hielt mich aber zurück. „Ich will wissen wer du bist, und durch die Unterwäsche finde ich das bei Frauen immer leicht heraus," antwortete er mir als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Komplett verstört blickte ich ihn an und fing an ihn aus meinem Zimmer zu prügeln. Die stellte sich dann doch schwerer heraus als erwartet, da er gut zwei Köpfe größer war als ich und dazu sehr muskulös. Ich schaffte es dann irgendwie doch ihn aus meinem Zimmer zu schlagen und schrie: „Wage es noch einmal mich zu belästigen und ich rasiere dir deine Augenbrauen ab!" Bevor er auch nur antworten konnte schlug ich ihm die Türe vor der Nase zu und hörte ein dumpfes ‚Aua'. Geschieht ihm Recht. Wer war er, dass er dachte er könne so einfach meine Unterwäsche durchwühlen. Welcher Mensch im generellen tat so etwas. Ist er irgendwie hängen geblieben was Erziehung anbelangt? War er Autist? Ich hatte keine Ahnung, aber ich fühlte mich schäbig. Meine privatesten Kleidungsstücke angefasst von jemanden den ich nicht kannte, ugh. Vereinzelt liefen mir die Tränen über mein Gesicht und meine Gedanken waren festgefahren an diesem Desaster. Ich konnte nicht anders als mir selbst Vorwürfe zu machen. War es meine Schuld? Hätte ich die Tür schließen sollen? Hätte ich aufmerksamer sein sollen? Was wäre, wenn ich ihm eine geschallert hätte? Wäre er auf mich losgegangen? Hätte er Respekt gehabt? Mein Gedankenchaos wurde urplötzlich unterbrochen als ich ein klopfen vernahm. Schnell wischte ich meine Tränen weg und öffnete die Türe. „Wegen dir blutet meine Nase!" Ohne zu antworten knallte ich die Türe erneut zu. Was ein Arschloch. Ich hoffe er wird heute entlassen. Ich hatte keine Zeit und auch keinen Nerv für so ein Spektakel. Ich war doch hier um mich um mein Wohlbefinden zu kümmern. Wieso traf ich dann immer wieder auf Menschen die es nieder Machten wenn ich kurze Zeit dann doch innere Ruhe verspürte. Ohne weiter nachzudenken setzte ich mich auf mein Bett und nahm ein Buch welches ich auf den Nachttisch gelegt hatte, bevor ich meinen Schrank befüllt habe. Ich öffnete es ganz sachte und mir bot sich eine Welt von Worten und Zahlen. Ruhig stöberte ich welche Geschichte ich wohl heute lesen werde und öffnete die Seite 25.
„Ein Glanz, so unbeschreiblich wie ihre Ausstrahlung breitete sich über ihr Haar. Sie war eine Schönheit, doch wusste sie nur von ihrer Intelligenz. Ein Lächeln, welches der Sonne im strahlen Konkurrenz machte, doch dachte sie es wäre nicht schön. Ein blauer Ozean der tief schien doch keine Auskunft über ihre Seele gab bezeichnete sie nur als ihre Augen. Eine Frau die sich sehen lässt, doch innerlich als Kind gestorben. Sie verstand die Welt so gut wie ihre Bücher, doch lesen war ihr egal. Sie wollte den Horizont bereisen, doch würde sie nie in den Zug steigen. Ein Löwe vom Charakter her, doch den Käfig kann sie nicht öffnen. Sie wollte und wollte und wollte doch ihr versperrte sich der Weg, denn ihr fehlte der Wille. Eine Kämpferin so frei wie ein Samurai doch das Schwert kaputt geteilt in zwei. Jeder Schritt, jeder Atemzug, jede Bewegung, jedes Augenbrauen zucken, jedes Wort, jedes Stirnrunzeln, jedes Lächeln schien so zerbrechlich, doch die Männer waren immer wieder verstört. Wie kann ein Mensch so gefürchtet und doch so unbedeutend sein..."
Worte der Wahrheit. Manchmal identifiziere ich mich selbst mit dieser Geschichte, denn ich hatte noch nie so ein Einfühlungsvermögen für jemand anderen wie für diese Frau. Gefürchtet und doch unbedeutend. Wie sollte es denn auch anders sein, wenn man innerlich seit Ewigkeiten tot ist. Großmutter sagte zwar immer mein innerer Krieger sei am Schlafen, doch glaubte ich er sei tot. Ein Krieger gefallen im Kampf. Mit Würde gegangen und aufgestiegen in eine Welt voller Frieden. Eine einzelne Träne die sein Lächeln traurig wirken lässt spiegelt sich in meinen Gedanken, wenn ich an meinen inneren Krieger dachte. Er war sicher ein Samurai. Sein Name war Ren wie der Lotus. Die Reinheit war sein Gebot und das Schützen seine Pflicht. Ja, das war mein innerer Krieger. Ich wünschte mir in diesem Moment ihn persönlich kennenzulernen, denn ich glaubte ich konnte viel von seinem Wissen übernehmen. Betrübnis breitete sich in meinem Brustbereich aus. Ich konnte ihn nicht mehr kennenlernen er ist tot. Damit muss ich klarkommen. Leider schmerzte es und zerfraß mich innerlich. Ich hatte Verlustängste, in diesem Moment wurde mir das klar. Und das nur durch einen einzigen Gedanken an eine Metapher die nicht existierte. Gott war ich naiv. Verbittert fing ich an zu lachen denn ich wollte nicht naiv sein, ich wollte den Käfig verlassen und den Horizont bereisen. Ich wollte aber konnte nicht, ich war verwirrt. Wie solle ich denn die schönen Dinge im Leben erleben wenn ich nie glücklich werden kann, zumindest nicht in dieser Gesellschaft. Eine Feder die herum gewirbelt wird, vom Winde verweht, deren Existenz keinen Sinn ergab und doch Schönheit in die Welt trug, so sah ich mich. Den letzten Teil dieser Aussage auch erst seit neustem denn ich hatte keine gute Selbstachtung. Seit einiger Zeit verstand ich dann aber doch, dass ich etwas wert war. Meine Jugend, kann man sich vorstellen, verbrachte ich nicht sehr freudig. Es war nie meine Absicht mich selbst runterzumachen oder zu verurteilen, doch irgendetwas in mir konnte nicht anders. Ein leichtes Klopfen unterbrach meinen Gedankengang. Langsam aber sicher stand ich auf und bewegte mich Richtung Türe. Sachte betätigte ich die Türklinke öffnete. Matsukawa stand dort und lächelte mich an. „Es gibt Essen Lee-San," sprach er und ich nickte. Ohne Umschweife verließ ich mein Zimmer schloss die Türe und folgte dem Größeren Richtung Essbereich. Ich trat in den Raum ein und war überrascht endlich Bilder zu sehen. Er war in einem hellen grau gestrichen mit vielen verschieden Marmoriert aussehenden Bildern geschmückt. Es standen ungefähr sechs Tische mit jeweils sechs Stühlen herum und rechts im hinteren Eck war eine Essensausgabe eingebaut. Noch einmal schnell ‚Danke' sagend lief ich los und ließ mir mein Essen auf einen Teller geben. Es gab Onigiri. Suchend nach einem Tisch an dem keiner saß, fand ich nur einen an den ich mich auch sofort breitmachte. Der erste Bissen und schon explodierten meine Geschmacksknospen, das waren sehr gute Onigiri, ich war sehr erstaunt. „Wenn dir die schon schmecken, solltest du mal die von meinem Bruder probieren," hallte eine Stimme von der Seite die etwas verschnupft klang. Neben mir sah ich dann wieder den Perversling, der dachte er könne meine Unterwäsche durchstöbern. Augenrollend aß ich weiter, doch er wollte nicht ignoriert werden schien es. „Mein Name ist Atsumu Miya, aber du solltest mich kennen." Wie eingebildet er spricht. Nun guckte ich ihm in sein Gesicht um ihn ein wenig besser zu inspizieren. Sofort musste ich anfangen zu lachen denn er hatte sich Taschentücher in seine Nase geschoben, die ein wenig blutig waren. Das war dann wohl mein Verdienst. Empört sah er zu mir und sprach: „Das ist deine Schuld, hör auf zu lachen." – „Tut mir wirklich leid, aber du siehst echt dämlich aus." Jetzt wusste ich auch warum er so verschnupft klang, ich hatte ihn vorhin gar nicht richtig beachtet oder gar wahrgenommen. Nun guckte ich ihn mir näher an. Hätte er keine Taschentücher in der Nase stecken sah er eigentlich ganz gut aus. Er hatte Fuchsartige braune Reh Augen, die schokoladenbraun glänzten. Seine Nase war gerade und sein Lächeln wirkte frech. Seine blonden Haare hatte er zurück gegelt. Sein Körperbau war trainiert und im Großen und Ganzen, sah er wirklich nicht schlecht aus. Nun erinnerte ich mich zurück an seine Worte. Ich sollte ihn kennen. Doch bekannt kam er mir nicht vor. Ich überlegte und überlegte, aber mir fiel nichts ein. „Ich kenne dich nicht, woher sollte ich eigentlich." Jetzt fiel ihm die Kinnlade runter. Was, habe ich etwas Falsches gesagt. Hatten wir uns schon einmal getroffen? „Ehm, also kennst du Miya Onigiri?" Das sagte mir etwas. Ein sehr leckerer Laden. Sachte nickte ich und er fing an zu überlegen. „Mein Bruder ist dort Geschäftsführer, wir sind Zwillinge und ich habe dich dort schon einmal gesehen, weißt du? Wir haben miteinander gesprochen," meinte er und hob seinen Zeigefinger um die Aussage zu unterstreichen. „Damals warst du aber nicht so pervers, oder? Sonst hätte ich mich sofort an dich zurückerinnert. Machst du das eigentlich bei jeder Frau. Die Unterwäsche durchstöbern? Mich hat dein Verhalten sehr verletzt und zum Nachdenken gebracht." Er sah verwirrt aus. Hatte ich etwas nicht genug erklärt? „Ich habe das nur gemacht, weil ich... eh... ich glaube mir war einfach langweilig."-„trotzdem ist das nicht schön. Das sind meine privaten Sachen. Gesellschaftlich gesehen hast du gegen eine Soll Norm verstoßen."-„Zss, ich bin auch kein Teil der Gesellschaft und will es nicht sein." Erstaunt hob ich meine Augenbrauen. Er wollte auch kein Teil der Gesellschaft sein. Vielleicht war er gar nicht so blöd wie ich dachte. Das wird noch interessant. „In der heutigen Zeit machst du doch eh alles falsch, wenn du kein Teil von diesem System bist, dann kannst du auch nichts falsch machen," spottete er. Seine Ansicht war genau die Meine. So nahm ich seinen Überfall von vorhin doch eher als Kompliment. Er verhielt sich so wie er sich verhalten wollte und zeigte es auf seine Art und Weise wenn er jemanden Beachtung schenken wollte. „Lee Kazumi." – „Wie schon erwähnt Miya Atsumu."
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Society // Atsumu Miya X Oc
FanfictionSchon von Anfang an wollte ich nie den Standards entsprechen. Schwer ist es ja nicht sich gegen alles zu stellen, was in der heutigen Zeit so in ist oder gewürdigt wird. Ob es sinnvoll ist dem Strom gegenüber zu treten und zu sagen „Hey, ich mach da...