Wir saßen noch Ewigkeiten da und sprachen über Gott und die Welt. Ich war ganz erstaunt, dass er die selben Weltansichten teilte wie ich es tat und auch im selben Onigiri Shop zu essen ging. Naja sein Bruder führte den Laden, da war das irgendwie klar. „Weißt du Samu mein Zwillingsbruder und ich haben damals in der Inarizaki, meiner alten Schule im Volleyball Team gespielt und waren sogar bei den Frühlings Turnieren Japans dabei. Wir waren die Besten in unserem Team," protzte Atsumu, doch war ich zu gefangen von seiner Freude die er im Gesicht hatte, als, dass ich irgendeinen Kommentar abgab. „Inarizaki, den Namen habe ich schon einmal gehört ist die nicht in der Hyogo Provinz?", stellte ich meine Frage. Wir waren hier in Tokyo deswegen war ich verwundert ihn kennenzulernen, warum wohnte er denn nicht mehr dort? „Ja, da hast du Recht, woher kennst du die Schule denn?" – „Meine alte Schule die Nekoma, war damals auch bei dem Frühlingsturnier, und meine Oma wohnt in Hyogo, ihr hattet doch gegen Karasuno verloren nicht wahr?" Als hätte ich ihn in sein Gesicht geschlagen blickte er mich ganz entsetzt an. Was denn? Ich hatte doch Recht, oder? „Du kannst dich nur an die Schule erinnern wegen dem verlorenen Spiel? Ich bin empört," schmollte der Größere woraufhin ich ihn knuffte und anfing zu lachen. „Volleyball hat mich noch nie wirklich interessiert, doch die Schlacht am Müllplatz musste ich einfach mitangucken, es war das legendäre Ereignis unserer Schulgeschichte weißt du? Der Name deiner Schule ist auch nur gefallen weil die Karasuno eben gewonnen hat und ja," antwortete ich ihm vorsichtig, doch schmollte er weiter. Uff, da habe ich wohl einen Nerv erwischt. Rette dich Kazumi, rette dich. „Warum bist du eigentlich in Tokyo?" – „Ich arbeite hier." – „Ah schön, was machst du denn?" – „Ah ich arbeite für ein Sportunternehmen," gab er ganz lässig zur Antwort und ich nickte. „Und du?" – „Ich bin Kauffrau für Büro Management bei Toyota." Ein relativ langweiliger Job, doch ich war zufrieden. Ich hatte mein eigenes Büro und wurde nur genervt wenn irgendjemand etwas Wichtiges von mir wollte. Sonst hatte ich meine Aufgaben die mein Chef mir per Mail schickte und so ging das jeden Tag. Ein einfaches aber doch ruhiges Leben. Naja, und doch saß ich hier in der Psychiatrie. Verbittert fing ich an darüber zu lachen. Trotz einem entspannten, ruhigen Lebens war ich am Ende. Atsumu guckte verwirrt und fragte sich wohl was so lustig war. „Ich habe gerade nur über mein Leben nachgedacht." – „und darüber lachst du so höhnisch? Nicht du solltest der Grund sein warum du so bitterlich lachst, sondern die Welt. Du weißt doch wie daneben sich alles und jeder verhält. Wir haben beide unsere Gründe hier drin zu sitzen. Sie sagen wir hätten Depressionen, ein Burnout, sind ausgelaugt und und und, sind wir aber nicht. Wir haben nur die Welt gesehen und verstanden. Nur kommen wir mit den Normen, Regeln, Sitten, etc. einfach nicht klar. Ich will niemand sein der dem Strom nachschwimmt und du auch nicht. Wieso sollte man uns sonst in eine Einrichtung schicken, die uns zu etwas machen soll was wir nicht sind. Ein glücklicher Teil der Gesellschaft," sprach der Mann vor mir und ich nickte. Er hatte Recht. Heut zu Tage ist alles scheiße und das deprimiert mich, ganz besonders da ich nicht mehr standhalten kann, mein innerer Krieger ist ja weg. „Wie kommt es, dass ich dich erst jetzt kennenlerne." Es war ein Geschenk Gottes mit Atsumu reden zu dürfen. Einen Gleichgesinnten zu finden war nie einfach doch er sprach mir aus der Seele. „Wie alt bist du denn eigentlich Ka-chan?" Ka-chan? War dies nun mein Spitzname? „Stolze 22 und du Tsumu-kun." Was er kann, kann ich auch. „23."
Er war also doch nicht viel älter als ich. Ich lächelte ihm freundlich zu und stand dann auf. „Willst du mir die Station und die Therapieräume zeigen?" Sofort sprang er auf und packte mich am Handgelenk. „Natürlich zeige ich Ihnen das Haus Mylady. Fangen wir mal an zwei Zimmer von deinem entfernt ist mein Zimmer, und gegenüber von meinem Zimmer ist der Stützpunkt siehst du?" Ich sah ein Zimmer mit einem Fenster. Durch das Fenster konnte ich Matsukawa sehen, der etwas an seinem Computer tippte. Hinter ihm in diesem Raum war noch eine Türe, die wohl zu den Medikamentenschränken geht. Neben der Medikamenten Türe waren noch weitere Schränke, doch was sich da drinnen verbarg konnte ich nur erahnen. Der Raum war nicht klein und doch wirkte er irgendwie so, denn der Raum ging nach hinten links weiter, doch zu sehen war es schwer wenn man nur vor dem Fenster stand. Matsukawa lächelte uns beiden zu als wir an dem Zimmer endgültig vorbeiliefen und aus dem Augenwinkel erkannte ich meinen Psychologen neben Matsukawa stehen. Er hatte sich noch gar nicht vorgestellt fiel mir in diesem Moment auf, doch Atsumu kam mir zuvor. „Bist du auch bei Suzuki-san? Er ist echt ein toller Therapeut und weiß was er tut." – „Ja, ich bin auch schon sehr überzeugt von ihm," lächelte ich und lies mich weiter durch die Gänge ziehen. „Durch den Flur durch den wir gerade gelaufen sind, das ist der Bereich 1. Bereich 1 geht von Zimmer 203 also deins bis 210. Der 2. Bereich geht von 211 bis 221. Das ist nur wichtig für die Therapien. Das bedeutet wir haben unsere Therapien zusammen." Er schien sich darüber sehr zu freuen, doch auch mich beruhigte es. Ich hatte jemanden an der Seite den ich kannte und den ich sogar mochte. Ohne es wirklich zu bemerken sind wir vom 2. Stock wieder in das triste Erdgeschoss gewandert, in welchem Atsumu mich in einen Gang neben dem Aufzug schleifte. „hier sind die ganzen Therapieräume. Die Wichtigsten sind eigentlich Raum E12 und E17. In E12 haben wir Ergotherapie und in E17 Sachen wie: Musik-, Bewegungs-, Achtsamkeits- oder Tanztherapie. Das sind die Standards hier. Es gäbe dann glaube ich noch Kunsttherapie oder SKT aber in welchen Räumen die sind weiß ich gar nicht. Ach und Spinning ist auch in Raum E17. Hast du deinen Plan schon bekommen?" ich musste verneinen, denn ich hatte noch nichts bekommen, weder meinen Therapieplan noch die Hausordnung oder Fragebögen. Vielleicht bekomme ich diese Dinge ja morgen, oder heute Nachmittag, Wir hatten ja gerade erst Mittagessen gehabt und so lange bin ich ja noch nicht auf Station. „Nach dem Abendessen und Frühstück haben alle Bereiche auch Gruppentherapie in der wir unsere Stimmung den Antrieb und die Tätigkeiten vom Tag besprechen, ich nenne das gerne den Striptease der Gefühle, da es so lächerlich ist. Die meisten hier sind über 40 oder schon über 60 und ich war bis du kamst der Jüngste. Die reden alle auch nur darüber wie schlecht es ihnen doch geht und, dass das doch alles keinen Sinn ergibt und ich finde solche Gedanken muss man nicht mit anderen traurigen Leuten teilen, aber du wirst selbst sehen wie das abläuft und kannst ja selbst entscheiden wie du die Gruppentherapie findest," plapperte der Ältere und überforderte mich Stück für Stück mehr. Wie, was, wo. Ich verstand nur Bahnhof. Er war natürlich schon in der Materie drin, weshalb es ihm einfach fiel alles zu verstehen, aber ich denke mal ich werde das auch schnell lernen. „Außerdem hast du jede Woche 50 Minuten Einzelgespräch bei Bedarf natürlich auch mehr. Hast du noch irgendwelche Fragen?" – „Ja wie sieht es mit Ausgang aus, wir liegen hier mit der Klinik ja schön an einem Wald und ich würde gerne mal spazieren gehen." – „Ausgang geht immer von 10 bis 20 Uhr, aber solltest du Therapien in dieser Zeit haben, kannst du nicht in den Ausgang gehen," erklärte er mir ganz souverän was mich zum Lächeln brachte. Auch wenn das wahrscheinlich gar nicht seine Absicht war, er war Feuer und Flamme als er mir alles genauestens erklärte. Ich fand es schön diese Freude auf seinem Gesicht zu sehen. Er strahlte damit etwas Kindliches aus. „Ach, solltest du aber mal länger raus wollen oder früher gehen wollen, dann kannst du das mit deinem Therapeuten besprechen. Dann ist die Deadline um 22 Uhr. Am besten solltest du dies immer in der Visite ansprechen, immer donnerstags in der früh." Wieder diese Freude. Nachdem er mir alles erklärt hatte gingen wir wieder nach oben auf unsere Station, wo mein Therapeut uns in Empfang nahm. „Miya-San, wie ich sehe zeigen Sie Lee-San alles. Vergessen Sie nicht das Ausgangsbuch und die Dienste Verteilung." – „Natürlich Suzuki-San." Ahh das war also sein Name. Suzuki. „Wenn es euch Recht wäre würde ich jetzt eine rauchen und dann auf mein Zimmer gehen," mischte ich mich abgrubt ein und wartete nur auf das Nicken beider. Sobald ich dieses sah verabschiedete ich mich und bewegte mich Richtung Balkon. Dort nahm ich wieder einen meiner Sargnägel, steckte ihn in den Mund, zündete ihn an und zog einmal fest daran. Sofort breitete sich ein Gefühl der Ruhe in mir aus. Als würden mich tausende von Wolken umschwärmen und auffangen. Ein wunderbares Gefühl. Nachdem ich fertig war machte ich mich auf den Weg in Richtung Zimmer in welchem ich wieder mein Buch zur Hand nahm.
„Seidig glattes Fell, rotes Haar und ein Duft der mit dem Waldgeruch konkurrieren konnte. Der kleine Fuchs hüpfte von abgebrochenem Baumstamm zum nächsten, mit einer Grazie die man selten sah. Der kleine Fuchs freute sich durch den rot, gelb, braun geschmückten Wald zu hopsen, ohne sein Rudel an der Backe zu haben. Er sprang und sprang und sprang während er immer wieder ein undefinierbares Geräusch von sich gab. Seine Schönheit und Eleganz war makellos, so makellos wie ein weißes Blatt Papier. Graziös nannten ihn die anderen aus seinem Rudel, andere aber hochnäsig. Er wusste wie toll er war und ließ sich dies auch jeden Tag aufs Neue bestätigen. Doch innerlich wusste er nicht was er in seinem Rudel noch tat wenn ihn eh nur die wenigsten mochten. Niemals würde er seine Trauer über das einseitige Leben zeigen, niemals würde er zeigen, dass er verletzlich war. Das wäre sein Ruin. So lief er lieber jeden Tag alleine durch den Wald ohne jemanden wissen zu lassen wo er war und genoss es sich auf sich konzentrieren zu können. Von weitem sah der Kleine Fuchs eines Tages eine weiße Jungwölfin, die ihn zu interessieren schien, langsam tapste er zu ihr vor und sie beschnupperten sich und fanden vom jeweils anderen den Geruch betörend. So kam es, dass beide ab diesem Tage an zusammen durch den Wald liefen."
Eine schöne Geschichte wie ich fand. So eine Freiheit würde ich am liebsten auch genießen wollen. Sachte legte ich mein Buch beiseite und legte mich in mein Bett. Nicht lange und schon verfiel ich in einen traumlosen Schlaf mit dem letzten Gedanken an den Fuchs. Ein Fuchs namens Atsumu.
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Society // Atsumu Miya X Oc
FanfictionSchon von Anfang an wollte ich nie den Standards entsprechen. Schwer ist es ja nicht sich gegen alles zu stellen, was in der heutigen Zeit so in ist oder gewürdigt wird. Ob es sinnvoll ist dem Strom gegenüber zu treten und zu sagen „Hey, ich mach da...