Kapitel 7

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Shawn

"DANKE, NEW YORK!", rufe ich nach meiner Zugabe ins Mikro und strecke danach meine Hand samt Mikro in die Luft. Es ist echt ein atemberaubendes Gefühl. Ich bin nassgeschwitzt und reichlich außer Atem, aber das Konzert war wirklich der Hammer. Ich blicke grinsend in die Menge aus leuchtenden Handylichtern und nehme meine In-Ears heraus, um den Jubel meiner Fans unbeschwert hören zu können.

Bevor ich die Bühne verlasse, lasse ich mich noch einmal wie immer von Josiah mit den Fans im Hintergrund ablichten. Als ich von der Bühne komme, sehe ich mich sofort nach Tara um. Ich erblicke sie auf einem Sitzkissen, wie sie auf ihrem Handy rumscrollt.

Ich wende den Blick von ihr ab, als ich von allen Seiten von der Crew angesprochen werde, wie gut ich heute doch gewesen sei. Ich bedanke mich halbherzig bei allen und gehe auf Tara zu.

"Na, wie hat dir das Konzert gefallen?", frage ich und mache sie so auf mich aufmerksam. Bevor sie das Display ausschalten kann, sehe ich noch, dass sie sich Bilder angesehen hatte, auf denen sie und ein junger Mann zu sehen waren - wahrscheinlich Steven, ihr Verlobter.

"Oh, ciao", gibt Tara überrascht von sich. "Ich fand es sehr beeindruckend, aber auch sehr laut."

"Fortissimo also", grinse ich.

"Du sprichst Italienisch?" Tara sieht mich verwundert an.

"Nein, nein, nur solche kleinen Basics, die man so aufschnappt. Aber wusstest du schon, dass wir in knapp zwei Wochen auch in Italien spielen?"

"Echt? Wo denn? Vielleicht kann meine Familie ja vorbeikommen!" In Taras Augen ist nun ein Funkeln entfacht.

"Rom und Mailand, glaube ich. Aber wir fliegen morgen früh ja schon nach Europa. Dann haben wir einen Tag Pause und spielen am Donnerstag in Madrid."

"Krasser Zeitplan", bemerkt Tara anerkennend. "Also, wie ist denn der Plan für heute Abend? Wann soll ich dich zurück ins Hotel begleiten?"

"Im Moment können wir eh noch nicht gehen, weil die Fans alle noch draußen sind. Ich gehe noch einmal duschen und dann essen wir noch am Catering, bevor wir uns langsam auf den Weg machen können", erkläre ich und streiche mir durch die verschwitzten Locken.

Tara nickt. "Okay. Kann ich hier sitzen bleiben oder soll ich wieder mit dir in die Garderobe?"

"Wie du magst", grinse ich und hoffe insgeheim, dass sie mit mir mitgeht.

"Dann bleibe ich hier bei den anderen und behalte die Tür zu deiner Garderobe im Auge, ja?", fragt Tara.

"Klar, bis dann", meine ich und gehe in meine Garderobe. Das hat ja wunderbar geklappt.

Auf dem Weg ins Bad knöpfe ich mir schon einmal das Hemd auf, aber werde gestoppt, als mein Handy klingelt. Ich nehme es aus meiner Hosentasche und kann den Namen meiner kleinen Schwester auf dem Display lesen.

"Aaliyah, hey!", nehme ich ihren Videoanruf flink an und grinse in die Kamera.

Sie verzieht nur das Gesicht. "Bist du nackt?"

Ich lache laut los. Das ist meine kleine Schwester!

"Ne, ich hab mein Hemd doch sogar noch an. Es ist nur aufgeknöpft, weil ich duschen wollte."

"Oh, sorry. Dann störe ich wohl nicht weiter!", erklärt Aaliyah und will schnell auflegen, doch ich unterbreche sie.

"Du störst nie, Schwesterherz. Was gibt's denn?", frage ich und nehme auf der Couch Platz. Wenn meine Schwester einmal angefangen hat, zu erzählen, wird sie nämlich auch nicht mehr fertig.

"Ach, ich musste gerade einfach nur an dich denken", druckst Aaliyah.

"Aha, und was willst du mir wirklich sagen, Liyah?", lache ich.

"Bitte raste jetzt nicht aus, ja?"

"Also, wenn du schon so anfängst, kann ich dir echt nichts versprechen!", sage ich bestimmend.

"Ich habe jemanden kennengelernt. Ich hab schon mit Mama drüber gesprochen und so. Mama und Papa lernen ihn nächstes Wochenende kennen. Ich wollte es dir aber lieber selbst sagen, bevor du es irgendwie aus den Schlagzeilen erfährst. Bei der Presse weiß man ja nie...", erklärt mir meine kleine Schwester. Ich sehe sie durchs Telefon ungläubig an. Gestern war meine Liyah doch noch in der Middleschool und jetzt soll sie einen Freund haben?

"Was?!" Ich fahre mir aufgewühlt durch die Haare. "Bist du mit dem zusammen?"

"Ja, ich bin mit 'dem' zusammen, Shawn", seufzt Aaliyah. "Ich wusste, dass du dich aufregen wirst, deshalb wollte ich es dir erst sagen, wenn du schon unterwegs bist."

"Tut mir leid, Liyah. Das hat mich nur jetzt sehr überrascht", gebe ich zu.

"Schon okay, Bruderherz. Es war ja auch irgendwie gemein von mir, es dir erst zu sagen, wenn du weg bist und nichts mehr dagegen machen kannst."

"Ach Quatsch, ich hätte doch nichts dagegen gemacht", sage ich gespielt verletzt. "Aber jetzt Spaß bei Seite. Erzähl mal von deinem edlen Ritter!"

"Du Spinner!", lacht mir meine kleine Schwester durch das Display entgegen. "Er heißt Jordan Savage und ist zwei Jahre älter als ich. Er hat letztes Jahr seinen Abschluss gemacht, aber ich hab ihn letztens durch Zufall wieder getroffen und er hat mich angesprochen. Er sagt, ich sei ihm damals in der Highschool schon aufgefallen, aber er hätte sich nie getraut, mich anzusprechen. Ich zitiere - 'die kleine Schwester vom Weltstar' kann man ja nicht einfach so mal anquatschen. Du müsstest mal sein Lächeln und das Strahlen seiner Augen sehen!", schwärmt Aaliyah.

Ich unterbreche sie. "Ja ja, genug geschwärmt. Seit wann seid ihr zusammen?"

"Knapp drei Wochen schon", erklärt Liyah und kratzt sich verlegen lächelnd am Hinterkopf.

"Cool. Verhütet ihr?", frage ich frei raus.

"Och, Shawn!", beschwert sich Aaliyah lautstark und schlägt beschämt die Hände vors Gesicht, während ich mir einen ablache.

Plötzlich wird die Tür meiner Umkleide aufgerissen und Tara kommt rein. "Oh, du hast ja noch gar nicht geduscht!"

Ich sehe ihr grinsend entgegen. "Genau, ich wurde von einem Anruf eines kleinen Biestes aufgehalten."

"Ey!", schallt es aus meinen Telefon.

"Oh, sorry. Ich wollte nicht stören, ich gehe wieder. Ich hab deine Tür im Auge, ja?", erklärt Tara, deren Gesicht vor Scham darüber, dass sie in unser Telefonat reingeplatzt ist, rot angelaufen ist.

"Wer ist das denn?", fragt Aaliyah neugierig.

Ich halte mein Handy so, dass sie Tara sehen kann. "Meine neue Personenschützerin und gleichzeitig die Kommissarin, die mir wegen der Entführung von Tarzan geholfen hat."

"Hi, ich bin Tara!" Sie hebt zum Gruß kurz die Hand.

"Hallöchen, ich bin die Schwester von diesem unfassbar heißen Kerlchen neben dir. Mein Name ist Aaliyah!"

In diesem Moment schäme ich mich für meine kleine Schwester. "Ja, ja, ist gut, Liyah. Sei nicht so peinlich!"

"Ach was. Ich warte wie gesagt dann draußen und lasse euch noch mal alleine!" So schnell, wie Tara in meine Garderobe gekommen war, hat sie diese jetzt auch wieder verlassen.

"Ich glaube, sie ist nett, aber auch etwas schüchtern, was? Aber dann hast du ja auch jemanden gefunden", meint Aaliyah und lächelt schelmisch vor sich hin.

"Wie meinst du?", frage ich verwirrt nach.

"Na, ich hab doch deine Blicke zu ihr gesehen! Ich bin nicht blind, Bruderherz."

"Ich glaube, da hast du etwas falsch verstanden. Tara ist verlobt, mit jemand anderem", erkläre ich und streiche mir die Haare aus der Stirn.

"Das ist ein Grund und kein Hindernis", grinst Aaliyah breit über beide Backen. "Ich mag sie, sie ist sympathisch. Vergeig's nicht, Shawn."

Wenn das nur so einfach wäre...

There's Nothing Holdin' Me Back (a Shawn Mendes Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt