Kapitel 13

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Tara

Shawn ist gerade mit Jake beim Soundcheck, deshalb will ich noch einmal zurück zum Tourbus und mich duschen.

Ich gebe schnell den Türcode ein, sodass sich die Tür öffnet und ich einsteigen kann. Im Obergeschoss angekommen durchwühle ich meinen Koffer flink nach einem möglichen Outfit, das ich nach der wohlverdienten Dusche anziehen kann.

Als ich auf dem Weg zur Dusche an Shawns Koje vorbei komme, auf der ein schwarzes Notizbuch liegt, kann ich nicht widerstehen.

Ich lege meine Anziehsachen und die Handtücher auf das Bett und greife nach dem kleinen Notizbuch. Ich schlage es unverzüglich auf und beginne zu lesen. Ich merke schnell, dass es sich um Songtexte handelt, da mir Songzeilen aus "There's Nothing Holding Me Back" und "Treat You Better" ins Auge springen.

Aber mich verwundert, dass auf den Seiten direkt hinter diesen zwei Songs noch weitere neue, unveröffentlichte Songs stehen. Im Moment scheint Shawn sehr im Schreibflow zu sein.

Auch wenn ich nicht in seinen Unterlagen herumschnüffeln will, ist meine Neugier einfach zu groß. Doch es sind keineswegs fröhliche Zeilen, die mir ins Auge fallen.

"Your words cut deeper than a knife." Mir gefriert das Blut in den Adern. Ich weiß genau, dass er all diese Zeilen auf uns beide bezieht.

"Got a feeling that I'm going under"

"And now that I'm without your kisses, I'll be needing stitches"

"Take it easy to my heart, even though you don't mean to hurt me, you keep tearing me apart, would you please have mercy on me? Would you please have mercy on my heart?"

"I can't write one song that's not about you, can't drink without thinking about you. Is it too late to tell you that everything means nothing if I can't have you?"

"I'm trying to move on, forget you, but I hold on"

Schnell schlage ich das Notizbuch zu. Es tut mir zu sehr weh, dass er so unter dieser verkorksten Situation leidet. Er leidet wegen mir. Nur wusste ich nicht, dass es ihm wirklich so schlecht deswegen geht. Ich dachte, er akzeptiere es, dass wir nur Freunde sein können.

Vielleicht ist es ganz gut, dass die Tour in fünf Tagen zu Ende geht und wir wieder ein bisschen mehr Abstand zwischen uns bringen können.

~

Als ich mir gerade mit dem Handtuch die Haare trocken rubbele, klingelt mein Handy. Es ist Jake.

"Hey, was gibt's denn?", frage ich, nachdem ich den Anruf angenommen habe.

"Tara, ich wollte nur mal nachhören, ob alles in Ordnung ist? Du bist schon eine ganze Weile weg und offen gestanden, Shawn machte sich Sorgen." Shawn protestiert im Hintergrund lautstark und ich höre Nica, Shawns Stylistin, rufen, dass er gefälligst still halten solle.

"Oh, ich hab die Zeit vergessen unter der Dusche, tut mir leid", meine ich und erschrecke selbst, als ich die Uhrzeit sehe. Nachdem ich die Songtexte gesehen habe, brauchte ich eine lange, kalte Dusche, um wieder halbwegs klar denken zu können.

"Alles gut, ich könnte bloß auch eine Pause vertragen. Deshalb wollte ich wissen, wann du wieder hier bist", erklärt Jake und gähnt augenblicklich laut.

"Klar, ich bin in fünf Minuten da, Jake!", trällere ich und lege auf.

Ich hänge schnell meine Handtücher auf, damit sie trocknen können und verlasse dann den Tourbus, nachdem ich mich noch einmal vergewissert habe, dass Shawns Notizbuch zumindest augenscheinlich genauso auf seinem Bett liegt wie bevor ich darin gelesen habe.

~

Als ich die Tür zu Shawns Garderobe öffne, weiß ich nicht wirklich, wie ich mich verhalten soll. Shawn lächelt mich an, aber jetzt wo ich weiß, wie es in ihm drin aussieht, weiß ich nicht, ob dieses Lächeln nicht nur gespielt ist.

Shawn ist fertig gestylt und Nica ist schon wieder weg. Jake springt augenblicklich vom Sofa auf und ruft "Da ist ja die Ablöse!". Im Gehen klopft er mir noch einmal auf die Schulter und schon bin ich alleine mit Shawn in diesem gefühlt immer kleiner werdenden Raum.

"Alles gut?", fragt Shawn mich, als ich keine Anstalten mache, mich vom Fleck zu bewegen.

Ich räuspere mich. "Ja, hab nur etwas Kopfschmerzen."

Das ist noch nicht einmal gelogen, aber eher bringt Shawns Anblick mich aus dem Konzept als die Kopfschmerzen.

"Dann setz' dich doch!", meint Shawn, springt auf und kommt auf mich zu. Er packt mich am Arm, was ein Kribbeln auf meiner Haut hinterlässt und bugsiert mich auf die Couch. Aus dem kleinen Kühlschrank organisiert er mir dann noch eine kühle Flasche Wasser. "Hier, trink."

Ich bedanke mich verlegen lächelnd und trinke einen Schluck, während Shawn immer noch vor mir steht. Kurzerhand stehe ich auch wieder von der Couch auf und schließe meine Arme um Shawns Oberkörper. Keine Sekunde später legt auch er seine Arme um mich.

"Womit habe ich diese Umarmung denn verdient?", kichert Shawn regelrecht.

"Nur so", nuschele ich an seine Schulter und will eigentlich noch etwas sagen, aber da klopft es bereits an der Garderobentür und Andrew steckt den Kopf hinein.

Die Umarmung löst sich, während Andrew erklärt, dass Shawn nun auf die Bühne müsse.

"Leg dich ruhig hin und ruhe dich aus während des Konzerts, Tara. Mich haben genug Security-Leute im Auge. Jake und du habt euch eine kleine Auszeit verdient", erklärt Shawn und gibt mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. Dann folgt er Andrew aus der Garderobe hinaus.

Wir sind nur Freunde. Ich versuche, mein Gewissen zu beruhigen. Nur noch fünf Tage, dann ist dieses Gefühlschaos endlich vorbei.

~

Ich schrecke aus meinem Traum hoch, als Shawn gerade nassgeschwitzt die Garderobe betritt. Das Konzert scheint schon vorbei zu sein. Ich setze mich schlaftrunken auf.

"Geht es dir besser?", fragt mich der Braunhaarige und setzt sich neben mich.

"Etwas", behaupte ich und schnappe leicht nach Luft, als Shawn seine Hand auf mein Knie legt und dadurch kleine Blitze durch meinen kompletten Körper schießen.

"Sorry", meint Shawn und will seine Hand wieder zurück ziehen, aber stattdessen verschränke ich unsere Hände miteinander.

"Falls ich dich verletzt habe, tut mir das leid. Das wollte ich nicht, Shawn", beginne ich.

"Was? Wie kommst du denn darauf?" Shawns Stimme zittert. "Alles gut, wirklich. Ich verstehe, dass du nur mit mir befreundet sein willst."

Genau das ist ja der Punkt. Ich will nicht NUR mit dir befreundet sein, du Dulli.

Ich seufze. "Okay." Für mehr reicht es nicht.

Und jetzt sitze ich alleine hier, den Tränen nahe, während Shawn im Nebenraum duscht.

Was bin ich bloß für eine elendige Idiotin?

There's Nothing Holdin' Me Back (a Shawn Mendes Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt