Kapitel 18

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Shawn

Blitzschnell reiße ich mir die Kopfhörer vom Kopf und werfe sie zu Boden. Mir entweicht ein ohrenbetäubender Schrei. Innerhalb von Sekunden bin ich im Nebenraum bei Tara angelangt. "Ruft einen Krankenwagen, verdammt!"

Ich rüttele an Taras Schultern. "Hey hey, wach auf", spreche ich verzweifelt.

"Vielleicht hat sie bloß zu wenig getrunken?", fragt Geoff vorsichtig.

"Nein, verdammt!" Ich raufe mir die Haare. "Das ist nicht das erste Mal, dass sie in Ohnmacht fällt und sie klagt schon länger über anhaltende Kopfschmerzen. Es ist ernst!"

"Rettungswagen ist unterwegs", erklärt Zubin und steckt sein Handy zurück in seine Hosentasche. "Du musst jetzt die Nerven behalten, Shawn. Es hilft niemandem, wenn du..."

Er hört auf zu sprechen, als Tara beginnt, am ganzen Körper zu zucken. 

"Sie hat einen epileptischen Anfall. Meine Schwester ist auch Epileptikerin, ich weiß, was zu tun ist", ruft Mike. Er sieht auf die Uhr. "Wenn der Anfall länger als drei Minuten dauert, ist es schlimm. Aber sie liegt ja so gut gepolstert, sodass sie sich nicht verletzen kann. Keiner hält sie fest oder sonst etwas! Wir können gerade nichts tun, bis es vorbei ist."

Zubin zieht mich einige Schritte weg von dem Sofa, auf dem Taras Körper wild herumzuckt. Ich schlage mir die Hände verzweifelt vor das Gesicht, damit ich es nicht weiter mit ansehen muss.

~

Ich sitze auf irgendeiner Bank im Krankenhauspark. Drinnen habe ich es nicht mehr ausgehalten. Niemand wollte mir Auskunft über Taras Zustand geben.

Und als ich auf den Fluren hin und her getigert bin und dabei eine Krankenschwester fast von den Beinen geholt hätte, schlug man mir mehr oder weniger freundlich vor, doch einige Zeit an die frische Luft zu gehen.

Diese Ungewissheit macht mich fertig. Einmal im Leben hätte mir der Promibonus doch etwas nutzen können, sodass man mir Auskunft gibt. Aber nein. Naja, sie halten sich ja nur an die Regeln.

"Fuck!", rufe ich plötzlich aus und springe von der Bank auf. Jemand muss Taras Eltern informieren.

Ich gehe schnellen Schrittes zurück ins Krankenhaus und spreche eine Krankenschwester an: "Hey, hey, Sie da! Ich brauche das Handy von Tara Fabia, sie wurde vor gut drei Stunden hier eingeliefert. Ich muss ihre Eltern informieren!"

"Sir, beruhigen Sie sich bitte." Die Schwester legt ihre Hand tröstend auf meine Schulter. "Miss Fabias Notfallkontakt wurde bereits informiert."

"Und wer ist dieser Notfallkontakt?", frage ich.

"Sir", seufzt sie. "Das kann ich Ihnen leider nicht sagen."

Auf einmal fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Es ist Steven. Steven ist bestimmt noch immer Taras Notfallkontakt. Klar, niemand denkt daran, seinen Notfallkontakt zu ändern, solange nichts passiert.

"Wow, hören Sie, dieser Typ ist gar nicht mehr ihr Verlobter. Dieser Typ ist total irre und sie hat ihn sogar angezeigt wegen Körperverletzung. Er darf auf gar keinen Fall zu ihr, das müssen Sie mir versprechen!", flehe ich regelrecht.

"Es tut mir leid, Sir. Ich kann nichts für Sie tun." Die Krankenschwester geht an mir vorbei in eines der Behandlungszimmer.

Sie muss denken, ich sei verrückt. Aber das bin ich ganz sicher nicht. Ich ziehe mein Telefon aus meiner hinteren Hosentasche und wähle Jakes Nummer.

Er muss mir helfen, diesen Irren von Tara fern zu halten, sollte er wirklich hier auftauchen. Aber ich hoffe, dass selbst Steven mal kapiert hat, dass genug genug ist.

~

Zwei Stunden später ist Steven Gott sei Dank immer noch nicht im Krankenhaus aufgelaufen. Dafür sitzt Jake jetzt neben mir und hält mir auch die Menschen vom Leib, die mich allmählich anstarren, da sie mich erkannt haben. Aber bisher hat sich noch niemand getraut, mich anzusprechen. Dafür sehe ich wohl zu bedrückt und fertig aus.

Noch immer habe ich keinen blassen Schimmer, wie es Tara mittlerweile geht. Es ist ein quälendes Gefühl. Ich habe mich selten so nutzlos gefühlt.

"Sir", spricht mich die Schwester von vorhin an und ich sehe vom Boden auf. "Miss Fabia ist aufgewacht und hat nach Ihnen gefragt. Nun dürfen Sie zu ihr. Zimmer 2.03. Ich bringe Sie gerne."

Mich muss niemand bringen. Ich bin schon vor Ende ihres letzten Satzes losgerannt. Im Treppenhaus nehme ich immer zwei Stufen auf einmal, bis ich im nächsten Stockwerk angelangt bin. Ich laufe den Flur bis fast ganz nach hinten durch und stehe vor ihrem Zimmer.

Ich lege die Hand auf den kalten Türgriff aus Stahl. Mein Herz pocht wie verrückt. Und das nicht nur, weil ich durch dieses Krankenhaus gerannt bin, wie ein Irrer.

Im Augenwinkel sehe ich jetzt auch Jake aus dem Treppenhaus kommen. Als er mich sieht, atmet er aus und lächelt.

"Ich warte draußen", ruft er mir zu und ich öffne die Tür.

Sofort höre ich zahlreiche Geräte piepen und als ich um die Ecke biege, sieht es aus, als würde Tara an hunderten Schläuchen und Monitoren hängen.

Sie schlägt die Augen auf, als sie meine Schritte hört. "Hey, Shawn. Da bist du ja." Sie ringt sich ein kleines, müdes Lächeln ab.

"Hey, ja, ich war die ganze Zeit da. Aber niemand wollte mir irgendwas sagen oder mich zu dir lassen. Es war die Hölle." Ich atme laut aus und setze mich auf Taras Bett, um sie anzusehen. "Wie geht es dir? Was haben die Ärzte gesagt?"

"Mir geht es ganz okay, ich hab Medikamente gegen die Migräne bekommen. Ich hab noch keine Untersuchungsergebnisse bekommen. Also ich wach wurde, habe ich sofort nach dir gefragt und gesagt, sie sollen es mir erst sagen, wenn du dabei bist." Tara gähnt müde. Wow, selbst jetzt sieht sie noch wunderschön aus.

"Ich wollte deine Eltern informieren, aber die Schwester meinte bloß, sie hätte deinen Notfallkontakt bereits angerufen. Es ist noch Steven, hab ich Recht?"

Taras Augen werden groß. Das reicht mir als Antwort.

"Keine Sorge, das ist schon mindestens drei Stunden her und er ist noch nicht hier aufgetaucht. Ich denke, er hat es endlich verstanden."

"Na hoffentlich", seufzt Tara.

Da geht auch schon die Tür auf und ein Arzt tritt ein. "Ach schön, Sie sind nun auch da. Dann können wir ja starten." Er lächelt schwach und blickt in die Akte in seinen Händen.

"Mein Name ist Dr. Johanson. Man hat Ihnen bei ihrer Ankunft sofort Blut abgenommen und auf alles Mögliche getestet. Jemand hatte den Rettungssanitätern nämlich gesagt, es sei nicht das erste Mal, dass sie so umkippen oder schwere Kopfschmerzen haben." Ich nicke. Ich hatte dies den Sanitätern gesagt. "Nun, in Ihrem Blut haben wir eine erheblich hohe Menge an Tumormarkern ausgemacht."

Mir rutscht das Herz in die Hose. Ich greife schnell nach Taras Hand und drücke sie leicht. Sie soll wissen, dass ich da bin. Ihre Hand zittert.

"Ich habe ein CT ihres Kopfes veranlasst, weil ich aufgrund ihrer Ohnmachtsanfälle und des epileptischen Anfalls heute Mittag den Tumor dort vermutete. Und ich hatte Recht." Der Arzt zieht eine Aufnahme von Taras Kopf aus der Akte und zeigt sie uns. "Es sind gleich mehrere Raumforderungen zu erkennen, wie sie hier, hier und hier sehen. Deshalb können wir uns die Biopsie der Tumore auch gleich sparen, denn nur maligne, also bösartige Tumore bilden Metastasen aus. Es tut mir leid, aber Sie leiden unter Krebs, Miss Fabia."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 15 ⏰

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There's Nothing Holdin' Me Back (a Shawn Mendes Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt