Schmerz

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Wenn ich also nicht mehr zaubern kann, was wir ja deutlich gesehen haben, welche Unterschiede gibt es dann noch zwischen mir und einem normalen Mädchen? Ich habe keine Flügel und keinen Heiligenschein. Und die Kräfte? Ach, die haben mich verlassen, als ich sie am dringendsten gebraucht hatte.
Ich war also ein ganz normales Mädchen, oder? Ich war kein Engel, richtig? Ja, dann heißt das ja, dass die Tränen gar keinen Wunsch erfüllen können! Ich war gerettet. Oder eigentlich doch nicht. Jarik denkt, dass ich ein Engel bin und wird mir die Schuld geben, wenn es nicht klappt. Und ich bin hilflos. Ich war gefesselt. Kann mich nicht wehren, da ich ja keine Kräfte mehr hatte.
Ich hasse diese reale Welt!
Und als ich das dachte wurde mir klar, dass ich wirklich hilflos bin. Ich war in der Falle.

"Wie wendet man das eigentlich an, also das Wünschen.", fragte Timo.
"Hast du dir den Blog gar nicht durchgelesen?", seufzte Jarik. Und es sollte wohl cool aussehen, wie er das Reagenzgläschen öffnete und die Träne trank. Dann sagte er: "Ich wünsche mir, dass ich reich bin."
Doch es passierte nichts.
Es folgten ein paar unangenehme Sekunden der Stille. Timo zog die Stirn kraus. "Sicher, dass DU dir den Blog richtig durchgelesen hast? Hinterher hast du die Träne getrunken, obwohl man die ganz anders anwendet. So schnell wird sie nicht mehr weinen."
"Ich bin nicht blöd, Timo!" Man merkte, dass Jarik sauer war. Er zog sein Handy aus der Hosentasche. Ich dachte, dass er im Blog nach guckt, doch er hatte seinen Kontostand überprüft und meinte: "Ich bin nicht reich. Ich bin NICHT reich!", schrie er mich an. "Du sagst mir jetzt SOFORT, wie man sich was wünscht!" Jarik rastete aus. Er schmiss das Reagenzgläschen auf den Boden. Dann folgten Handy, Schreibtischzeug, Laptop und sogar Timo riss er auf den Boden, er hob ihn hoch und knallte seinen Kopf immer wieder auf den harten Boden. Solange, bis Timos Körper reglos dalag. Jarik schrie und riss an meinem Stuhlbein herum. Ich prallte hart auf und meine Schulter schmerzte so sehr, dass ich aufbrüllte. Ich heulte hemmungslos. Ich schluchzte nicht nur wegen der Schulter, wegen allem! Alles war schief gelaufen.
Die Situation eskalierte. Jarik brüllte und zerstörte alles. Doch ich bemerkte nicht mehr viel. Nur im Augenwinkel sah ich, dass er mit einem Baseballschläger auf alles eindrosch, was er sah.

ZuckerwattewolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt