Bitch

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"Sie ist ganz nett.", sagte Daan und nahm meine Hand. Wir betraten einen Vorgarten, der sehr ausgeschmückt war und die Klingel läutete in Form eines schönen Glockenspiels. Ein blondes Mädchen öffnete die Tür. Sie lächelte Daan an und umarmte ihn überschwänglich. Ich konnte es nicht fassen. Das war die Bitch aus meinem Traum!
"Hi, ich bin Melly.", sprach sie mit einer viel zu hohen Stimme. Sie war in Wirklichkeit noch viel hübscher, als in meinem Traum. Heute hatte sie die blonden Haare hoch gesteckt, was sie sehr sportlich aussehen lässt.
"Äh... Hey." Wir traten ein und ich war erstaunt über die ganzen Fläschchen, Tuben, Tücher und Kugeln.

"Also in meinem Buch steht eine Anleitung zum Eingang in den Himmel. Ich selber hab das noch nie ausprobiert, aber...", Melly machte eine Pause und guckte betreten zum Boden, "mein Bruder, Karl, ist durchs Tor gegangen und nie wieder zurück gekehrt."
"Karl?" So viele Zufälle gibts doch gar nicht (an dieser Stelle: Karl, deine Schwester ist genauso ein Arschloch, wie du)
Sie nickte. "Naja. Aber egal. Auf jeden Fall sollte es klappen. Hier steht, dass man nichts weiter als ein Stück Kreide, einen verlassenen Ort und einen einzigen Tropfen Blut desjenigen, der durch gehen will braucht. Allerdings geht das nur, wenn man wirklich übernatürlich ist, also zum Beispiel Hexe oder in deinem Fall halt Engel." Sie nickte mir aufmunternd zu.
Bitch.
Ich lächelte gequält.
"Aber wie ist dein Bruder denn dann durch das Tor gelangt? Hatte er denn irgendwelche Kräfte, oder so?", fragte Daan.
"Ja. Unsere Familie ist nicht ganz normal. Wir beherrschen Kräfte. Ich bin eher auf Rituale spezialisiert, meine Ma kann die besten Tränke und Karl war ein guter Wahrsager. Früher hat er mir immer meine Geburtstagsgeschenke verraten." Sie lächelte kurz, wechselte aber dann schlagartig das Thema. "Ich kann dir die Seite kopieren, wenn du willst." Und ohne mich zufragen, stand sie auf und verschwand in einem Nebenzimmer.
"Und?", fragte mich Daan.
"Ich weiß nicht..."
Daan legte seinen Arm um mich und zog mich an ihn. Doch ich konnte mir einfach nicht erklären, wie ich von Melly träumen konnte. Also schob ich Daans Arm weg von mir. Sie war etwas zu nett zu Daan. Und er hatte sie eine 'sehr gute Freundin' genannt. Hinterher geht mein Albtraum noch in Erfüllung.
Ich schob den Gedanken schnell zur Seite.

ZuckerwattewolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt