Kapitel 3

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- Myra -

Nach dem Unterricht kämpfte ich mich durch die Menschenmenge an Schülern, welche nun alle nach Hause strömten und erreichte schließlich den Ausgang der Schule. Anschließend bemerkte ich, dass Cassy auf dem Weg verloren gegangen war, doch war das gar nicht so schlecht, da ich nun sowieso für mich sein wollte.

Die letzten Schulstunden hatten meine Gedankengänge immer wieder zu Connor geführt. Auch wenn ich bei einem ganz anderem Thema war, wie zum Beispiel, wann mein Vater wieder nach Hause kam, da er aufgrund seines Jobs viel reisen musste und zurzeit nach New York geflogen war. New York war so ziemlich das komplette Gegenteil von unserer recht milden Bevölkerung in Eureka. Generell war ich noch nie außerhalb Nevadas gewesen, da wir kaum in den Urlaub fuhren. Wenn, fuhren wir für eine Woche in unser Ferienhaus, doch war dies noch immer in Nevada.

Gerade war ich erleichtert gewesen mich etwas ablenken zu können, dann trat Connor in mein Blickfeld. Mittlerweile war ich unbewusst mindestens 50 Meter abseits der Schule. Als ich ein leises Schluchzen vernahm, drehte ich mich um 180 Grad, woraufhin ich ein Mädchen etwa in meinem Alter sah, welche weinend auf einer Bank saß. Es wäre nicht mein Ding gewesen nun zur ihr zugehen, um sie aufzumuntern, da ich selbst ein zu stiller Mensch war. Deshalb machte ich mich daran zu gehen.

Nach einiger Meter Entfernung, konnte ich jedoch nicht anders und drehte mich erneut zu ihr um. Sofort blieb ich stehen, nach dem ich realisiert hatte, dass Connor sich neben sie gesetzt hatte. Dem Anschein nach schienen sie sich nicht zu kennen, da sie sich nicht umarmten, oder sonstiges, was ein Freund eben machte, wenn jemand traurig war.

Doch dann geschah etwas, was ich erst nach einigen Wimpernschlägen realisieren konnte: Nach dem Connor ein wenig mit ihr geredet hatte, legte er ihr tröstend die Hand auf den Rücken. Es war wie, als hätte er ein Schalter umgelegt, da sie sofort verstummte und sich die restlichen Tränen wegwischte. Wie war das möglich? Man konnte doch nicht erst halb Zusammenbrechen und dann sofort aufgrund einer Berührung wieder lachen? Denn tatsächlich - sie lachte.

Langsam erhob sich das Mädchen und schenkte mir ein Lächeln, ehe sie sich anscheinend bei Connor bedankte und ging.

Ich hielt das alles für eine Einbildung. Mein Leben war vermutlich zu langweilig, weshalb ich versuchte irgendetwas anderes Aufregendes in einem anderen Leben zu finden. Doch fiel mir auf, dass ich mich noch immer kein Millimeter bewegt hatte, sowie Connor, welcher mich offenbar nicht bemerkt hatte.

Wieso sollte ich ihn nicht mal ansprechen? Smalltalk führen? Oder wäre das zu aufdringlich?

Es kostete mich Überwindung, da Cassy sowas normalerweise für mich machte. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, als ich bemerkte, dass mich jemand am rechten Arm packte und mich wegzog.

Nur mit Mühe fand ich das Gleichgewicht wieder und erhob schließlich meinen Blick. „Wo warst du denn?", ertönte Cassys hohe Stimme. Ich konnte die Wut nicht ausdrücken, welche ich in diesem Moment empfand, da sie ständig dazwischen funkte, egal was ich tat.

Ohne ihr zu Antworten, wollte ich sicherstellen, dass Connor noch hier war, damit ich ihn trotzdem ansprechen konnte. Doch war er schon weg. Es leuchtete mir nicht ein, wie er so schnell verschwinden konnte. „Ich dachte du wärst hier, ich habe dich gesucht.", log ich.

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