Kapitel 5

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- Connor -

Nach meinem Erscheinen Zuhause, war ich noch immer in Gedanken versunken. Mir gingen die Bilder nicht aus dem Kopf, welche ich gesehen hatte, als Myras Hand meine gestreift hatte. Doch ehe ich mir darüber Gedanken machen konnte, vernahm ich die Stimme meines Pflegevaters. „Connor?", rief er zu mir ins Zimmer, woraufhin ich mein Zimmer verließ. „Hast du Charline von der Schule abgeholt?", fragte er mich, wobei ich mir sicher war, dass er sich die Antwort denken konnte.

Charline war die leibliche Tochter meiner Pflegeeltern und aufgrund ihres Wunsches einen großen Bruder zu haben, hat sie diesen bekommen, da meine Pflegemutter wegen eines Unfalls selbst keine Kinder mehr bekommen konnte. „Nein, ich habe es vergessen, tut mir leid.", murmelte ich. Man konnte ihm seine Wut schon ansehen. Er trat einen Schritt auf mich zu und beäugte mich. „Was habe ich dir gesagt wird passieren, wenn du das ein weiteres Mal vergisst?", fragte er mich. „Lande ich auf der Straße.", vollendete ich den Satz. „Das war das aller letzte Mal, okay?" „Na gut, aber beim Nächsten Mal gibt es keine Ausreden mehr." Einverstanden nickte ich, ehe ich mich in meinem Zimmer auf das Bett fallen ließ.

Anfangs kam ich gut mit meinen Pflegeeltern zurecht, doch seitdem ich sechzehn war, hatten sie etwas gegen mich, womit ich jedoch gut klar kam. Generell schaffte ich alles wegen meiner Vergangenheit gut auszublenden. Ob das gut oder schlecht war, interessierte mich nicht. Es war der einzige Weg damit klarzukommen und vielleicht irgendwann mal damit abschließen zu können.

Nun ließ ich mir die Bilder durch den Kopf gehen und schloss meine Augen. Ich hatte einen Arm gesehen, mit mehreren Einstichwunden von einer Spritze.. Oder mehreren Spritzen. Daneben stand ein verängstigter kleiner Junge, welche auf den Arm starrte. Wer dem Arm gehörte konnte ich nicht sagen, doch erinnerte es mich an damals. Doch wieso kamen diese Bilder auf, wenn ich Myra berührte? Ich war mir sicher, dass dieses Interesse ebenso von ihrer Seite kam. Natürlich ging es hier nicht um Liebe auf den ersten Blick, sondern darum, dass wir beide beim ersten Mal gemerkt hatten, dass uns etwas verbindet.

Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, als ich bemerkte, dass die 1,54m große Charline in der Tür stand. Für 13 Jahre, war sie doch noch etwas klein. Sie sah mich traurig an. Anschließend lief sie in mein Zimmer, schloss hinter sich die Tür und setzte sich zu mir auf das Bett. „Mama ist im Auto total ausgerastet, weil sie mich abholen musste, obwohl du das eigentlich tun wolltest. Ich habe ihr gesagt, dass ich es nicht schlimm finde und jedem Mal was dazwischen kommt. Aber sie ist so sauer, dass sie Papa überreden will dich jetzt schon auf die Straße zu setzen..", erklärte sie mir.

Mir war bewusst, dass Theresa (meine Pflegemutter) wieder so reagieren würde. Beide Pflegeeltern waren nicht besonders freundlich, doch war sie die schlimmere. „Und selbst wenn, werde ich dich besuchen kommen.", sagte ich und versuchte dabei ein Lächeln aufzusetzen.

Charline und ich haben ein überaus gutes Verhältnis. Vermutlich besser als das von richtigen Geschwistern. Deshalb wusste ich, wie es ihr gehen würde, wenn ich nicht mehr hier wäre. Noch dazu kam sie mit ihren Eltern auch nicht perfekt klar. Dies war der Grund, weshalb ich mich manchmal für sie einsetzte, auch wenn das oft nicht viel nützte.

Plötzlich sagte sie etwas, was ich von einer dreizehn Jährigen niemals erwartet hätte. „Ich werde mit dir gehen, wenn du ausziehen musst."

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