Kapitel 13

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- Connor -

Ich saß in ihrem Zimmer auf ihrem Schreibtischstuhl und kaute mir seit geschlagenen dreißig Minuten durchgängig auf der Unterlippe herum. Mittlerweile musste sie vermutlich schon total blutig und offen sein, was mir relativ gleich war.

Jetzt musste ich einfach warten, bis Myra wieder aufwachte. Durch einige Mitschüler hatte ich erfahren, wo Cassy wohnte, also hatte ich vor zu dieser zu gehen, hatte jedoch Myra auf dem Weg halb bewusstlos auf dem Boden im Park gefunden. Wieso es ihr so ging, konnte ich nicht sagen. Aus irgendeinem Grund machte ich mir um sie Sorgen, auch wenn wir uns gar nicht so lange kannten. Doch wusste ich, dass uns etwas verband, was ich noch nicht so klar deuten konnte.

Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, als ich bemerkte, wie sie langsam ihre Augen öffnete und sich umsah. Sie schien sichtlich verwundert, dass sie in ihrem Bett lag und nicht mehr auf der Parkwiese. „Was..", murmelte sie, nachdem sie mich erblickt hatte. „Ich war auf dem Weg zu Cassy und habe dich im Park gefunden.", erklärte ich vorab, falls sie dachte, dass ich etwas anderes gemacht hatte.

Ich konnte von Glück sagen, dass ich ihrem Vater nicht begegnet war, sonst hätte er vermutlich noch sonst was gedacht. Allein wenn ich nur seinen Namen in meinen Gedanken aussprach, lief mir ein Schauer über den Rücken. Und ich hätte gedacht, dass ich darüber hinweg wäre. Wieso war sie so locker?

Wahrscheinlich wusste sie selbst ganz genau, weshalb sie umgekippt war. Ich hörte erst mit den Überlegungen auf, als ich bemerkte, dass mich Myra erwartungsvoll ansah.

„Wegen der Buchstaben.. die ich auf dem Bild gesehen habe, welches du mir gezeigt hast..", fing ich an und wartete auf eine Reaktion ihrerseits, doch sah sie mich nur an, weshalb ich einfach fortfuhr: „Ich wollte dich fragen, ob du weißt was sie bedeuten?" Sie schaute mich mit großen Augen an. „So hieß die alte Firma meines Vaters. Medical Force..", murmelte sie.

Es verblüffte mich, dass sie das wusste, oder dass ihr Vater überhaupt mit ihr reinen Tisch gemacht hatte. „Warum?", fragte sie nun. „Nur so.", log ich, da ich das Thema nicht weiter ausführen wollte. „Darf ich dich was fragen?", durchbrach sie die Stille. „Immer.", sagte ich liebevoller als von mir gedacht.

„Letzte Nacht.. ich hatte einen seltsamen Traum. Kommt das blöd, wenn ich dir von ihm erzähle? Ich würde einfach gerne wissen, ob du eine Ahnung hast, was dieser zu bedeuten hat.", seufzte ich.

Ich lächelte leicht und wartete bis sie anfing. „In dem Traum war es ein ganz normaler Morgen. Ich bin in die Schule gegangen und bin Cassy aus dem Weg gegangen, da wir Streit hatten, den wir tatsächlich auch in der Wirklichkeit hatten.", sie machte eine kurze Pause um Luft zu holen. Wieso fiel ihr so schwer mir davon zu erzählen?

„Nun wollte ich gerade das Gebäude betreten, als alles still wurde und ich verwundert feststellte, dass mich alle anstarrten. Du ebenso. Plötzlich liefst du auf mich zu und holtest eine Spritze aus deiner Tasche, welche du mir in den Arm rammtest.", murmelte ich. Irgendwas sagte mir das sie noch nicht fertig war, also blieb ich noch ruhig und stieß die angehaltende Luft wieder aus. „Und als ich aufgewacht bin, habe ich so laut geschrien, dass es mich wundert, dass ich überhaupt noch hören kann. Du denkst wahrscheinlich, dass das ein normaler Schrei gewesen war, doch ist das alles andere als normal gewesen. Ich wusste nicht mal, dass jemand so laut schreien kann.", erklärte sie mir.

Jetzt starrte ich sie einfach nur noch an. Sie ist das gewesen? Verdammt! Myra!? Mir wurde eiskalt, doch zugleich war mir warm. Schweißperlen waren auf meiner Stirn zu erkennen, doch durfte ich jetzt nicht die Fassung verlieren.

„Und es scheint so, als hätte das niemand wirklich wahrgenommen. Als wäre das normal.", fuhr sie fort. „Myra,", fing ich an mit heiserer Stimme. „Hm?", machte sie. „ICH habe es gehört."


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