Ich würde mich jetzt ganz sicher nicht umdrehen, denn ich merkte, dass jemand hinter mir stand. Doch zu meiner Überraschung kam die Person immer näher und setzte sich schließlich neben mich.
Es war der Junge in meinem Alter, der mir vorhin nicht in das Bild gepasst hatte.
„Wie heißt du?",
Nachdem er auch nach ein paar Minuten nichts gesagt hatte, entschied ich mich dann doch dazu, selber das Gespräch anzufangen. Die Stille war viel zu unangenehm.
„Fünf."
Wow. Gesprächig schien der auf jeden Fall nicht zu sein. Doch er ergriff wieder das Wort.
„Was ist passiert als du weg warst? Und vor allem wo warst du? Du musst mir nichts erzählen wenn du nicht willst, aber du kannst immer zu mir kommen, wenn du reden möchtest."
Okay. Das klang zwar extrem komisch aber irgendwie vertraute ich ihm. Gut, jetzt hatte ich vor mir selber Angst. Ich habe mir damals geschworen, dass ich niemandem vertrauen werde. Aber naja.
Ich schaute ihn misstrauisch an. Es war echt verrückt. Er strahlte so eine Ruhe und Sicherheit aus. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich doch dazu. Irgendwann musste ich es ja mal jemandem sagen.
„Damals auf dem Spielplatz... ich spielte gerade im Sandkasten aber auf einmal war alles still um mich herum. Wirklich alles! Nichts bewegte sich mehr. Die Zeit war wie angehalten und vor mir stand eine etwas ältere Frau. Sie nahm mich mit. Ich ging einfach mit, obwohl ich wusste, dass man das nicht darf. Sie nahm mich mit - an einen Ort namens Kommission. Dort bin ich aufgewachsen. Sie hat mich trainiert, hat mir Essen gegeben, mir ein eigenes Zimmer gegeben. Sie war wie eine Mutter für mich. Doch irgendwann sollte ich Missionen erledigen. Da war ich gerade mal 12. Ich sollte unschuldige Menschen umbringen, nur weil sie meine ‚Mutter' nervten. Ich wollte das natürlich nicht und hab mich mit allem dagegen gewehrt. Und dann steckte sich mich in einen Raum, der komplett abgedunkelt war. Ich hatte extreme Angst, stämmte mich aber weiterhin gegen ihre Anforderungen. Sie ließ mich festbinden, schlug und verletzte mich danach jeden einzelnen Tag. Ich hab zwar keine Ahnung wie aber ich habe es heute geschafft zu fliehen."
Fünf hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu, doch ich bekam Tränen in den Augen. Diese bahnten sich nun langsam aber sicher den Weg über meine Wange.
Diese ganzen Sachen kamen ausgerechnet jetzt wieder hoch, obwohl ich es hasste vor anderen zu weinen. Doch das konnte ich jetzt auch nicht mehr aufhalten.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Fünf. Ich hatte schon wieder vergessen das er hier war.
Nun nahm er mein Gesicht in seine Hände und wischte die Tränen vorsichtig weg. Ich fühlte Geborgenheit wenn ich ihm in die Augen sah. Was war das nur für ein Gefühl? Ich sollte es einfach ignorieren.
„Hey es ist alles gut. Ich bin hier."
Er nahm mich in den Arm und schon begannen meine Tränen wieder zu laufen. Ich lag nun an seiner Brust und weinte mich dort aus.
Ich spürte seine Wärme. Irgendetwas sagte mir, dass ich mit diesem Jungen noch sehr viel durchmachen werde und das ich nichts bereuen werde.
———————
DU LIEST GERADE
Sir Reginald Hargreeves leibliche Tochter | Five Hargreeves
Fanfiction••• Band 1 ••• Es ist weltbekannt, dass Sir Reginald Hargreeves sieben außergewöhnliche Kinder adoptierte. Doch was wäre, wenn er auch eine leibliche Tochter hat, von der nicht einmal die Geschwister wissen. Zumindest bis jetzt. Es stellt sich hera...