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Ich stand mit meinen Freunden Ginny, Hermine, Ron und Harry am Bahnsteig. Unser 6. Schuljahr war vorbei. Wir alle sahen unglaublich fertig und ausgelaugt aus, meine Augen waren immer noch rot und aufgequollen vom vielen weinen.
Vor wenigen Tagen starb unser Schulleiter Dumbledore, besser gesagt, er wurde getötet. Wenn ich wieder zurück an diese Nacht dachte, zog sich mein Magen zusammen und ich konnte spüren, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und schaute in das Gesicht von Ginny, die mich traurig anlächelte. Ich tat mein Bestes und schenkte ihr ein halbes Lächeln zurück.
Ich wusste von Harry, das Professor Snape es war der Dumbledore getötet hatte, obwohl es Malfoys Aufgabe war. Er war ein Todesser, ein Anhänger Voldemorts.
Er hatte noch mehr Todesser in die Schule geschleust, er hätte mit seinen anderen Versuchen Dumbledore zu töten, fast Katie Bell und Ron auch auf dem Gewissen gehabt. Alleine der Gedanke daran ließ mich erschauern.
Harry meinte, er war nicht in der Lage gewesen und deswegen erledigte Snape diese Aufgabe für ihn. Auch wenn Malfoy ein arroganter, selbstverliebter Stinkstiefel war, der oft genug allen mitteilte, dass er Muggelstämmige Zauberer hasste und verabscheute, hätte ich ihm diesen Schritt niemals zugetraut.
Er war gemein, ja - aber Todesser waren Grausam, ohne einen Funken Mitleid, Mitgefühl oder Gewissen. Das war nochmal eine gewaltige Nummer größer.

Und auch bei Professor Snape hätte ich nie gedacht, das er doch so tief in all dem mit drin steckt und zu so etwas fähig war.
Zu sagen, ich würde ihn mögen war übertrieben, aber ich liebte Zaubertränke und war beeindruckt von seinem Wissen.
Und ich war seine beste Schülerin, was mich schon Stolz machte im Angesicht der Tatsache, das wir mit den Ravenclaws Unterricht hatten.  Doch nun war das alles nebensächlich, Hogwarts würde nie wieder so sein wie früher.
Es gab keinen Dumbledore mehr, es gelang Todessern unter seinem Schutz in die Schule einzudringen und nun war dieser Schutz auch noch weg. Wie sollte es weiter gehen?
Ein Schauer lief mir über den Rücken, ich versuchte all die Gedanken abzuschütteln. Harry, Ron und Hermine hatten mit mir über die Horkruxe geredet und das sie diese vernichten wollten. Das war so unglaublich riskant, ich machte mir jetzt schon Sorgen um die drei, obwohl sie noch neben mir standen. Am liebsten hätte ich sie davon abgehalten, aber ich wusste, Jemand musste etwas unternehmen. Und das waren eben diese drei. Vor allem Harry, ich wusste, er konnte und wollte das so nicht akzeptieren, er musste etwas tun.

Das laute Pfeifen des Zuges ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Schnell stiegen wir ein und suchten uns ein Abteil. Ich blickte aus dem Fenster und meine Gedanken fingen wieder an abzuschweifen.
Ich liebte Hogwarts über alles, doch zum ersten Mal während meiner gesamten Schulzeit, fühlte ich mich nicht mehr sicher und geborgen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich nächstes Jahr wiederkommen würde, so groß war meine Angst geworden.

Endlich zu Hause angekommen, packte ich meine Sachen aus und zog mich um. Während der Zugfahrt war ich so in meinen Gedanken versunken, ich hatte immer noch meine Schuluniform an.
Der gelbe Hufflepuff Aufnäher leuchtete mich an. Ich hatte mir erst vor kurzem eine neue Robe gekauft, das gelb war noch frisch und strahlte vor sich hin. Meine alte Robe war schon komplett ausgewaschen, Malfoy hatte sich oft darüber lustig gemacht, mich als Weasley bezeichnet, wenn Ginny und Ron in der Nähe waren.
Zu meinem Glück hatte er damals einen Fleck von Zaubertränke auf seiner, wodurch mir sofort eine schnippische Antwort einfiel.
Meine Eltern hätten mir auch schon eher eine Neue gekauft, aber sie war lediglich oft getragen - es war eben Teil der Uniform. Etwas deswegen wegzuschmeißen, war in meinen Augen reine Verschwendung.
Ich legte alles fein säuberlich auf meinem Koffer zusammen und holte eine weiße kurze Radlerhose und ein weißes oversized T Shirt aus meinem Schrank. Meine brustlangen mittelblonden Haare ließ ich offen.
Aus meiner kleinen Kommode kramte ich meine Vans hervor, ebenfalls in Weiß.  Auf meinem Schminktisch lag ein kleines Armband aus vielen bunten pastellfarbenen Perlen. In meinem 3. Jahr hatten Ginny und ich uns damit gegenseitig Freundschaftsbänder gemacht, meins hatte ein G und ein Herzen, ihres dementsprechend ein B und ein Herz. Es war schon recht kitschig, aber ich liebte dieses Armand über alles.
Ginny war einfach immer für mich da, nahm meine Art und Weise an, wie ich war und verteidigte mich vor anderen - auch wenn Andere zu 99% Malfoy waren - wenn dieser mal wieder seine Stimme gegen mich erhoben. Einer meiner wohl größten Schwächen, ich konnte es nicht leiden wenn Malfoy oder die anderen Slytherins die kleineren Schüler ärgerten, sodass ich jedes Mal einschreiten musste. Die meisten ließen es dann gut sein, aber ein gewisser Herr fing dann erst richtig an und seine dummen Kommentare brachten mich auf die Palme, worauf mir meistens kein guter Konter einfiel oder ich damit beschäftigt war meine Tränen weg zu blinzeln, da er einfach fies war und schnell unter die Gürtellinie ging. Zumal er es unglaublich witzig fand, wenn ich mich „so aufspielte" wie er es nannte.

Wie es ihm jetzt wohl ging? Verwirrt schaute ich mich selber im Spiegel an, in meinen blau-grünen Augen konnte ich die Fragezeichen selbst erkennen. Warum sollte es mich auch nur ansatzweise interessieren? Warum dachte ich überhaupt an diese Person?
Ich schüttelte den Kopf und ging hinunter zu meinen Eltern in das Esszimmer. Die warmen Beige und Brauntöne fühlten sich an wie eine kleine Umarmung. Ich liebte unser Haus, es strahlte so viel Wärme aus. Wir aßen gemeinsam Kuchen und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Ich war froh, dass sie Hogwarts nicht ansprachen, doch ich wusste es würde die Tage zum Gespräch werden. Wieder zog sich mein Magen zusammen, ich wollte daran nicht denken, geschweige denn sowas Schreckliches jemals wieder erleben.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt