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Seit dem Gespräch mit Malfoy mochte ich seine Anwesenheit sehr. Er hatte mich nicht für meine hasserfüllten Gedanken verurteilt und ich hatte sogar das Gefühl, das er mich verstand. Obwohl Ginny meine beste Freundin war, hatte ich immer Angst mit ihr darüber zu reden. Es war nicht leicht über Hass und Verachtung zu sprechen, wenn alle immer der Meinung waren, man sei so ein netter Mensch und solche Gefühle könnte man gar nicht haben. Natürlich war es bei mir äußerst selten, aber auch solche Tage gab es und es war normal. Jeder von uns fühlte sich mal schlecht oder war wütend.

Eines Morgens kam Malfoy in mein Zimmer, hinter ihm ein Tablett und ein paar Bücher schwebend. Er ließ alles auf meinem Schreibtisch nieder. „Du musst heute hier bleiben", sein Blick war leer. Er war blass und hatte Augenringe. Er würde heute also wieder vorbeikommen. Voldemort wäre wieder in diesem Haus. Ich nickte nur. Doch bevor er mein Zimmer verlassen konnte, hielt ich ihn am Ärmel fest.
„Kannst du meinem Vater sagen, dass es mir gut geht?", bittend sah ich ihn an. Er machte einen Schritt auf mich zu, sodass er mir ganz nah war. Dann schüttelte er den Kopf. „Sie lassen ihn nie aus den Augen und vor allem nicht alleine mit einem von uns. Es ist unmöglich, mit ihm zu reden, ohne dass der dunkle Lord es erfährt. Und das ist zu riskant - für euch Beide." Seine raue Stimme war sanft, ein wenig Mitleid lag in ihr. Doch ich wusste, dass er recht hatte. Wieder nickte ich nur und ließ ihn gehen.

Der Tag zog sich unendlich in die Länge. Beim Abendessen herrschte eine angespannte Stimmung, es war zwar schweigsam wie immer, aber ich konnte ihre Anspannung und schlechte Laune spüren. Ich war froh, das es Voldemort anscheinend schwerfiel, Harry zu fassen und dadurch wuchs meine Hoffnung wieder ein Stück. Dennoch fing ich an, mir Sorgen um die Malfoys zu machen, vor allem um Draco. Sie mussten seine Laune ertragen und ich stellte ihn mir ähnlich vor wie Bellatrix. Grausam, bösartig und gruselig. Ich hoffte wirklich sehr, dass ich ihn niemals sehen musste, wahrscheinlich würde ich vor Angst einfach in Ohnmacht fallen.

Draco brachte mich wieder auf mein Zimmer, er sah fertig aus und seine Augenringe waren über den Tag wesentlich dunkler geworden. Ich hatte den Drang ihm zu helfen, ich wollte für ihn da sein, so wie er für mich die letzten Wochen da war. Doch ich wusste noch immer nicht, was das zwischen uns war, ob es da überhaupt etwas gab oder wie er darüber dachte. Ich war auch ratlos, was ich überhaupt machen könnte, damit es ihm besser ging.

Somit ging ich schlafen, meine Gedanken hingen an seinen blauen Augen, die je nach Lichteinfall heller oder dunkler in einem wunderschönen Silberschimmer leuchteten. Ich konnte es nicht bestreiten, er war ein sehr attraktiver junger Mann geworden. Ich erinnerte mich an unseren Kuss und ein Lächeln erstrahlte auf meinem Gesicht. Ich hatte eine Seite von ihm kennengelernt, die wahrscheinlich niemand kannte. Wenn er wollte, konnte er mitfühlend und rmphatisch sein, er sorgte sich um mich und er war unglaublich gut gebildet. Legte er seine hasserfüllte, egozentrische Maske erst einmal ab, kam eine freundliche Person zum Vorschein.

Vielleicht brauchte er nur jemanden in seinem Leben, der ihm zeigte, wie gut die Welt war und dass nicht alles in Schwarz und Weiß unterteilt werden konnte. Denn seine warme Seite fühlte sich gut an, mit ihm offen zu reden, fühlte sich richtig an. Und das war es, wonach ich gesucht hatte.
Momente, in denen es sich richtig anfühlte, mit Draco Malfoy zu reden, ihm nahe zu sein und in seinen wunderschönen Augen zu versinken. Vielleicht gab es doch eine Chance für uns. Mit diesem Gedanken schlief ich glücklich ein.

Die kommenden Tage verliefen wieder etwas ruhiger. Der Schnee war mittlerweile wieder getaut, es ging auf den Frühling zu. Professor Snape hatte mir vor Ende der Ferien ein Zaubertränkebuch aus dem letzten Jahr mitgebracht, welches ich sofort verschlungen hatte. Einige der Tränke braute ich in seinem Zimmer, dabei explodierte der ein oder andere Kessel. Ich hatte mir einmal sogar die Haare angesengt und trug seitdem einen Pony. Als ich Draco dem Grund für mein Umstyling erzählte, lachte er mich aus. Doch es war kein gehässiges Lachen, sondern ein fröhliches, welches von Herzen kam. Es war wunderschön, ich hatte ihn noch nie so frei lachen hören.

Doch wenige Wochen später zogen wieder dunkle Zeiten über das Manor. Eines Abends war die Stimmung wieder zum Bersten angespannt während des Essens. Als Draco und ich wieder zu meinem Zimmer gingen, überlegte ich, wie ich ihn am besten darauf ansprechen konnte. Ich wollte für ihn da sein, doch sein Blick war so finster wie früher. Ich stand im Türrahmen und ich wurde mal wieder nervös, dennoch schaute ich ihm tief in die Augen. „Draco, was ist passiert?", meine Stimme war ein leises mitfühlendes Flüstern. Er fuhr sich genervt durch die Haare, ich konnte erkenne, dass er mit sich selbst kämpfte. Schließlich stieß er einen langen Atemzug aus und schloss die Augen. „Nichts, worüber du dir Sorgen machen musst." Er versuchte ruhig zu klingen, doch seine Stimme wurde von Gereiztheit nur so durchzogen. Wahrscheinlich hätte er mich am liebsten angeschrien. Ich nickte traurig, versuchte dennoch ihm ein Lächeln zu schenken.

Am nächsten Morgen machen wir uns gemeinsam auf den Weg zum Frühstück, als Bellatrix wutentbrannt auf uns zugestürmt kam. Auch Mr. und Mrs. Malfoy kamen schnellen Schrittes in die Eingangshalle gelaufen. Dann ging alles ganz schnell. Bellatrix griff nach meinen Haaren und zog mich ein Stück mit sich mit, sie stellte sich den Anderen gegenüber und drückte mir ihren Zauberstab fest in die Kehle. Es schmerzte und ich gab ein Wimmern von mir. „Bella", ertönte scharf die Stimme von Narzissa. „NEIN", schrie diese. „Sie hatten Potter hier, wir hätten es fast geschafft." Sie zerrte an meinen Haaren und ihre Fingernägel bohrten sich langsam in meine Kopfhaut. Harry war hier gewesen, mein Herz machte einen Satz. Er lebte noch und er hatte es geschafft zu entkommen.

„Wir haben sie, wir sollten sie als Köder nutzen und ihm eine Falle stellen", Bellatrix zischte laut. „Bellatrix", mischte sich Mr. Malfoy mit ein. „Wir brauchen sie und zwar unversehrt. Ihr Vater hat viel Einfluss, eine Menge Leute folgen ihm, wenn wir ihn verlieren, dann verliert der dunkle Lord sehr viele Anhänger und sie könnten gegen ihn rebellieren", seine Stimme war harsch und bestimmt.

Dennoch erkannte ich die Unsicherheit in seinen Augen. „Der dunkle Lord wäre darüber nicht erfreut, das weißt du." Sie fing an zu Fluchen, ehe sie einen wütenden Schrei ausstieß und mich nach vorne schubst. Ich stolperte, doch Draco erwachte aus seiner Starre. Er überbrückte die wenigen Schritte zwischen uns und fing mich noch rechtzeitig auf. Sogleich zog er mich wieder auf die Beine und drückte mich fest an sich. Mein Körper zitterte, mein Herz schlug wie verrückt. Stumm liefen mir Tränen übers Gesicht, ich hatte solche Angst. Ich dachte wirklich, dies wäre mein Ende. Meine Hände lagen auf seiner Brust, ich hatte mich in sein Hemd gekrallt. Ich war unendlich froh, dass er bei mir war, seine starken Arme hielten mich fest und ich fühlte mich Geborgen. Ich konnte seinen Herzschlag spüren, welcher ebenfalls viel zu schnell war. Draco war ungefähr einen halben Kopf größer als ich, seine Wange ruhte an meiner Schläfe. Sein Atem strich mein Ohr und ein leichtes Kribbeln durchzog meinen Körper.

Wir standen eine Weile so da, bis sich sein Vater räusperte. Etwas peinlich berührt, löste ich mich von ihm und schaute zu seinen Eltern. Narzissa hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen. „Das . . Es tut uns leid", brachte sein Vater hervor. Es war ihnen sichtlich unangenehm. Ich nickte lediglich. Ich wusste, diese Zeiten waren auch nicht einfach für sie. Wir gingen in den Speisesaal und von da an, ließ Draco mich außerhalb meines Zimmers nicht mehr alleine. Doch durch die Anwesenheit von Voldemort wurden meine Ausflüge eh immer weniger, bis Draco eines Tages früh in mein Zimmer kam, gefolgt von einem großen Tablett.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt