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"Taehyung!", rief ich, als Taehyung gerade in den Bus steigen wollte. Statt einzusteigen, ging er wieder ein paar Schritte zurück und setzte sich wieder, der Bus fuhr einfach weiter und ich überquerte mit Iki die Straße, die uns von Taehyung trennte. 
"Wer ist der Mann?", fragte Iki leise und schaute ihn ängstlich an. "Erzähle ich dir später."

"Jungkook? Was ist los?", fragte er und stand auf, Iki schnappte sich einfach den Sitzplatz. 
"Ich- oh man Taehyung ich kann nicht mehr. Ich muss einfach mit jemanden reden.", brachte Jungkook gerade so über seine bebenden Lippen und hatte Mühe etwas durch seine Tränen zu sehen. Er sah Taehyung nicken und diesen etwas aus seiner Hosentasche holen. 

Er drehte sich zu Iki. 
"Magst du Musik oder Hörbücher?", fragte er liebevoll und Iki nickte. 
"Ja? Was magst du denn am meisten?", fragte er weiter und Jungkook sah den Startbildschirm von YouTube und wie Taehyung auf die Lupe zum suchen drückte. 

"Hm, Winnie Pooh!", als sie dies sagte, begannen ihre Augen zu strahlen und lachend tippte Taehyung dies ein und gab Iki dann das Handy, damit sie nicht auf ihren weinenden Bruder achtete. 
Taehyung drehte sich um und sein Lächeln fiel. Er nahm Jungkook erstmal in den Arm. Sofort bekam Jungkook wieder das Gefühl von Sicherheit und die Wärme die von Taehyungs Körper rausstrahlte, machte es ihm sehr schwer einen klaren Gedanken fassen zu können. 
"Atme erstmal durch und erzähl mir dann was passiert ist. Ich habe Zeit für euch.", flüsterte Taehyung. Jungkook versteckte seinen Kopf in Taehyungs Schulter, um seine überkochenden, heißen Tränen zu verstecken, doch als sein Hemd nasser und nasser wurde und Jungkook ein Schluchzen entwich, merkte Taehyung das es wohl sehr ernst war und umarmte den Jugendlichen etwas doller. 

Er ließ ihm die Zeit, erstmal selber alles zu verdauen und war einfach da, was Jungkook sehr schätzte. 

Tatsächlich standen sie mehrere Minuten dort, immer mehr Vögel schienen auf zu wachen und zu zwitschern, der Himmel wurde immer heller und blauer und man sah schon wenige Menschen auf dem Weg zu Arbeit. 
Jungkook löste sich und sah mit nassen, verheulten Augen auf den Boden. Taehyung nahm Jungkooks Hand in seine und wärmte diese so. 

"Also- eigentlich bin ich abgehauen und weiß nicht, was ich nun tun soll. Ich habe dir ja von meiner Stiefmutter erzählt. Zuhause haben ich und Iki eigentlich nichts zu tun als arbeiten, arbeiten und noch mehr arbeiten. Einkaufen, in einem Laden einen Kilometer weg, spülen, essen machen und sonst was, wobei wir noch zur Schule gehen. Sie sitzt den ganzen vor der Glotze und frisst alles in sich rein und wenn wir uns weigern, kommt sie mit...mit...", Jungkook stoppte und versuchte den erneuten Schwall der Tränen zu verstecken. 

"Mit unserem verstorbenen Vater. Als er noch da war, war sie stets nett und auch fürsorglich, doch seit sie unser Sorgerecht hat, ist sie ein Monster. Vielleicht denkst du, ich spinne und vielleicht ist das auch gar nichts schlimmes und normal und ich bin überempfindlich, aber ich bitte dich. Hilf uns.", das Ende war fast tonlos, doch verstand Taehyung jedes einzelne Wort und nahm ihn erneut in seine starken, warmen Arme. 

"Natürlich werde ich euch helfen, sobald du möchtest gehen wir zur Polizei. Wie kommst du darauf das ich deine Probleme nicht ernst nehme?", fragte er verständnislos und alleine für den Anfang des Satzes, war Jungkook dankbar. Alleine traute er sich nicht zu Polizei, da er keine Vertrauensperson dort hatte, sich somit unwohl fühlte und Angst hatte, keiner würde ihm glauben.  

"Naja, andere Menschen haben mehr Probleme und ich werde ja nicht mal körperlich verletzt.", versuchte er seine Gedanken irgendwie zusammen zu fassen. 
"Kleiner, man kann Menschen auch  nur mit Worten so unfassbar kaputt machen. Nicht nur äußerliche Verletzungen deuten Misshandlung hin. Es ist auch vollkommen egal, was die Person sagt oder wie krass man eine Person, auch wenn es Spaß ist, beleidigt. Solange es falsch ankommt, kann es sein das die Person sich nur wegen einem falschen Wort verändert, wütend oder verletzt wird oder auch Wochen danach darüber nachdenkt. Bei euch war es eine lange zeit vermutlich jeden Tag. Dazu noch körperliche Arbeit und Isolation. Deine Probleme zählen trotzdem.

Ich würde vorschlagen, ihr beiden fahrt mit dem nächsten Bus mit zu mir, bleibt erstmal dort und gleich Morgen oder wann immer du dich bereit fühlst, fahren wir zur Polizei und erstatten Anzeige.", schlug Taehyung vor und sofort nickte Jungkook. 

"Ich kann nicht mehr in dieses Haus.", murmelte er und setzte sich dann mit Taehyung auf die letzten beiden Plätze der Bushaltestelle, nun hieß es, auf den Bus warten. 

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