Part 25

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"Can I come in?"

Ich öffnete die Tür weiter und trat einen Schritt zur Seite. Harry ging langsam an mir vorbei und steuerte das Badezimmer an.  Mit der Hand hielt er seine linke Seite. Er gab sich Mühe aufrecht zu laufen aber ich konnte trotzdem sehen, dass er Schmerzen hatte.  

Dann verschwand er im Bad, ließ jedoch die Tür weit geöffnet. Ich stand an der immer noch weit geöffneten Wohnungstür und wusste nicht was ich machen sollte. Ich hatte schon öfter Wunden versorgt und es war auch nicht das erste Mal das ich Blut sah.

Nach mehrerer tiefen Atemzügen warf ich die Tür, mit einen lauten Knall, ins Schloss und ging mit leisen, schnellen Schritten den gleichen Weg wie Harry zuvor. Im Türrahmen blieb ich kurz stehen.

Harry stand an meinem kleinen Waschbecken, mit einer Hand stütze er sich ab und mit der anderen versuchte er seine Wunden zu reinigen. Sein Shirt war achtlos in die Ecke geworfen. Das einzige was man hören konnte war sein schwerer Atem. Ab und zu zog er scharf Luft durch seine Zähne, die er vor Schmerz aufeinander presste, als er mit etwas nassem Toilettenpapier über seinen Schnitt an der linken Oberkörperseite rieb, aus der Blut drang. Viel zu oft hatte ich dieses Bild schon gesehen. Auch wenn an Harrys Stelle jemand Derek stand.

"Hey...Let me do it.",sagte ich mit kaum hörbarer Stimme und nahm ihn das Papier aus der Hand und warf es weg. Für eine Sekunde schloss ich die Augen und fuhr mir mit den Händen übers Gesicht, um mich kurz zu sammeln. Dann holte ich aus meinem kleinen Badezimmerschrank einen Erste-Hilfe-Set hervor und wühlte eine Weile darin herum. Die ganze Zeit spürte ich Harrys Blick auf mir, erwiderte ihn jedoch nicht.

Wortlos nahm ich eine Kompresse aus den kleinen Kasten und tränkte sie in dem halb leeren Desinfektionsmittel.

"This might hurt a bit."

Dann drückte dich den nassen Stofffetzen auf die Wunde an seiner Seite. Ein schmerzerfüllter Laut, der durch seine Lippen abgeschwächt wurde, verließ seine Kehle.

"Sorry.", murmelte ich mit mitfühlenden Blick. Jedoch zog ich meine Hand nicht zurück.

"It's not your fault.", presste er durch seine zusammengebissenen Zähne. Doch ich wusste, dass es meine Schuld war. Alles was ich anfasse zerbricht. Egal wie sehr ich mich bemühe mit meiner Vergangenheit abzuschließen Muriel erlaubte es mir nicht. 

Mir war bewusst das ich den Kontakt zu Ava so bald wie möglich abbrechen sollte. Ich brachte sie in Gefahr. Muriel wusste, wie er mir weh tun kann. Und der Schlüssel war schon immer Derek. Er war nicht da. Also brauchte er Ava...

In diesem Moment wurde mir schlecht und mein Atem beschleunigte sich. Was wenn Muriel Ava schon längst im Visier hatte?

"Carter? Are you alright?", holte mich Harry aus meinen Gedanken. 

"Uhm... Yeah. Yeah. Everything is fine.", meinte ich doch klang unsicher. Harry sah besorgt aus, als wäre ich diejenige die mehrere Wunden am Körper hatte. Mit dem gleichen Blick hatte mich Derek so oft angesehen und doch war der von Harry ganz anders. Er zeigte so selben Emotionen, dass ich nicht wusste wie ich sie richtig deuten konnte. Was mir bei anderen Menschen so leicht fiel, war bei Harry so unendlich schwer.

Ich merkte erst das wir uns anstarrten als ich meinen Blick senkte. Mein Gesicht fühlte sich heiß an und ich wusste nicht ob es an Harry lag oder an der gesamten Situation in der ich schon seit ich denken kann feststeckte.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wischte ich das Blut, das an einigen Stellen schon zu trocknen begann, weg und verband dann alles ordentlich. Früher hab ich ab und zu darüber nachgedacht als Krankenschwester zu arbeiten, weil ich mit der Zeit so gut im versorgen von Wunden geworden bin. Jedoch entschied ich mich dagegen. Es reichte mir mich in meiner Freizeit damit beschäftigen zu müssen.

Nach wenigen Minuten war ich fertig und Harry steuerte wie selbstverständlich Richtung Schlafzimmer. Das Komische daran war nur das es mich nicht im geringsten störte. Ich kannte ihn nicht lange und wusste praktisch nichts über ihn. Ich wollte irgendein Gefühl verspüren, dass das war ich hier tat falsch war aber da war nichts.

Als ich mein Schlafzimmer betrat lag Harry bereits im Bett. Seine Augen waren geschlossen und er atmete tief. Also beschloss ich mich im Zimmer umzuziehen. Dann legte ich mich zu ihm ans andere Ende ins Bett. Schläfrig öffnete er die Augen einen Spalt um mich anzusehen.

"Sorry. I didn't want to wake you up.", flüsterte ich schon fast. Mein Kopf war zu ihm gedreht und erwiderte seinen Blick.

Ein schiefes Lächeln lag auf seinen Lippen. Hatte ich ihn je zuvor lächeln gesehen? Ich wusste es nicht.

Kurz darauf wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. "Carter... I'm not good for you. You should stay away  from me."

"Why?" Meine Stimme war kaum zu hören und meine Augen blieben auf ihn gerichtet.

"I have plenty of skeletons in my closet."

"I have a few too."

"And maybe our problems are more alike than you think."

Mit diesem Satz zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Was meinte er damit? Doch ich hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken, denn Harry ruckte dichter zu mir. Unsere Köpfe waren nur noch Zentimeter auseinander. Und ich konnte seinen Atem spüren.

"I'm not good with words.",sein Satz war nur ein Hauchen. Und dann presste er seine Lippen auf meine. Doch bevor ich reagieren konnte, entfernte Harry sich wieder von mir. Stumm drehte er sich von mir weg, sein Rücken zu mir gewandt. Ein kleines Kribbeln blieb auf meinen Lippen zurück und ich hasste mich dafür, dass ich es mochte.

Ich schluckte schwer. Mein Herz klopfte gegen meine Brust und irgendwie hatte ich das Gefühl ich müsste etwas sagen. Irgendetwas. Aber kein Wort verlies meinen  Mund. Ich war auch nicht gut mit Worten...

Es war still im Zimmer. Harrys gleichmäßiger Atem war das einzige was man hören konnte. Auf einmal war ich nicht mehr müde. Ich wusste nicht mal ob ich an diesem Abend zuvor schon einmal Müdigkeit verspürt hatte.

Ich starrte an die Schlafzimmerdecke, die nur von schwachen Mondschein beleuchtet wurde, und lauschte Harrys Atemzüge. Sie hatten komischer Weise eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich hörte dass ich nicht allein war.

Ich wusste nicht wie lange ich einfach nur Löcher in die Luft schaute. Aber nach einiger Zeit ruckte ich ein Stück näher zu Harry, was mich selbst überraschte. Ich versuchte meine Gedanken wieder neu zu ordnen.

Mit einen leisen Seufzen drehte ich mich um und Harry und ich lagen Rücken an Rücken. Wir berührten uns jedoch nicht, was wahrscheinlich  auch besser war. Jedoch bewegte sich das Bett kurze Zeit später und ein Arm legte sich um meine Hüfte. Harry zog mich näher zu sich heran. Ich konnte seinen heißen Atem im Nacken spüren und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus.

"I really like you Carter. Please don't forget that.", murmelte er müde. Ich sagte nichts, schloss nur mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen meine Augen und stellte fest das Harrys Körperwärme genau das war, was mir zum einschlafen gefehlt hat.

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Safe || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt