Die drei Geschworenen

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Das Tor in den Jasse-James-Jazz-Club öffnet sich und die wartenden Gäste von draußen, betreten den Club. Ein roter Teppich auf dem Boden dient zur Orientierung, um sich nicht in dem weitläufigen Gebäude zu verlaufen.
Aus der einströmenden Menschenmenge tritt ein junger Mann heraus, - Daniel Panroy in seinen besten Jahren. Er trägt eine Oldschool-Retro-Jazz Bekleidung, die alle Bediensteten des angesagtesten Clubs der Stadt tragen müssen. Mit einem leeren Tablett unter seinen Arm geklemmt, bahnt er sich seinen Weg durch den Club. Frauen in schicken Pelzmänteln, Männer in den feinsten Seidenanzügen wohin man auch nur sieht. Dabei ist besonders auffällig, dass häufig ältere Männer mit jungen Frauen zusammensitzen oder stehen und umgekehrt genauso. An den Wänden entlang, hängen in einer Reihe stylische schwarz-weiß Fotografien bekannter Jazz-Musiker und Künstler. Daniel lächelt alle Gäste beim vorbeilaufen charmant an und es kommt nicht selten vor, dass die ein oder andere reiche Dame ihm still und heimlich hinterherschaut. Obwohl Daniel diese Tatsache durchaus bewusst ist und er die Blicke genießt, würde es ihm nicht im Traum einfallen, sich auf eine Affäre mit auch nur einer der hochnäsigen Damen einzulassen. Nicht das es ihm dabei um sein eigenes Selbstwertgefühl gehen würde, - nein -, vielmehr werden solche persönlichen Arrangements nicht gerne von den Führungskräften des Clubs gesehen. Daniel läuft zur prunkvollen Bar hinüber, greift sich ein paar Getränkeflaschen und mixt flink Cocktails zusammen. Dabei lauscht er den Jazz-Stücken des Band-Trio's, die im hinteren Bereich des Clubs auf der Bühne spielen und grinst, ganz in Gedanken, vor sich hin. Als das Trio - allesamt Afroamerikaner, gerade ihr Stück beendet hat und das Publikum begeistert klatscht, greift sich der Bandleader das Mikrofon.
„Ich danke für dieses großartige Publikum an diesem wirklich großartigen Abend.", er kratzt sich an der Schläfe. „Ich würde nur gerne kurz die Aufmerksamkeit nutzen, um ein persönliches Anliegen anzusprechen. - Das hier...", fährt er fort und hält eine The Blue-Bary Zigarettenpackung in die Höhe, „...ist The Blue-Bary, - die einen oder anderen von euch kennen bestimmt die Cassillian-Brüder. Und wie ihr sehen könnt, bin ich darauf abgebildet. - Der erste Schwarze auf einer Zigarettenpackung.". Stolz, betrachtet er das Cover, „An der Bar könnt ihr euch selbst von dem einzigartigen Geschmack überzeugen und unterstützt durch einen Kauf, hier im Club, auch unsere Band.". Er steckt die Zigarettenpackung wieder weg und setzt sich wieder zurück an den Flügel. „And now...", schmunzelt er, „Taste the Great sound of smoke." und haut in die Tasten. Durch das Tor des Clubs kommen derweil immer mehr Menschen hinzu und unter ihnen befinden sich drei auffällig gleich aussehende Gestalten. Sie tragen allesamt die gleichen schwarzen Schuhe und tragen jeweils auf einer Seite den gleichen silbernen Ohrring. - Zweifelsohne handelt es sich hierbei vermutlich um das Markenzeichen einer Gruppierung, sowie es dieser Tage Standard war irgend einer Gruppe, Gang oder einem Kult anzugehören. Die drei Gestalten schauen sich genauestens von links nach rechts um und bleiben an einem bärtigen, Monokel tragenden Mann hängen. Der Mann hat es sich, die Arme ausgebreitet, auf einer großen Couch zwischen zwei hübschen Frauen bequem gemacht und schaut verträumt durch die Gegend. Die Gestalten laufen schnell und gezielt im Gleichschritt, auf den Mann zu.  Als dieser die drei entdeckt, verschwindet der verträumte Blick und Angst sprießt aus jeder Pore. Blitzartig steht er von der Couch auf, doch es ist bereits zu spät, die Gestalten stehen bereits vor ihm und starren ihn nahezu nieder. Wie gelähmt lässt der Mann sich langsam zurück, zwischen die Frauen gleiten und wagt es nicht einmal zu Blinzeln.  Alle drei greifen gleichzeitig, ohne den Blick abzuwenden, in ihre Hosentaschen und ziehen kleine, spitze Messer hervor. Urplötzlich stechen die drei wie wild auf den Mann ein und fügen ihm mehrere schwere Stichwunden am Bauch und in der Brust zu. Die Frauen und Leute rings herum fangen sofort panisch an zu Kreischen und suchen fluchtartig das Weite. Der Mann sackt auf der Couch zusammen und es dauert nicht lange, das schwimmt er in seiner eigenen Blutlache. Daniel, der sich von der Bar aus verwundert umschaut, beobachtet zufällig, wie die drei Gestalten sich unauffällig unter die wildgewordene Menschenmenge mischen und in der Flut nach draußen verschwinden.

Faces of a strange World (Auszug)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt