Dahoud x Reyna 1/x

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GIO
,,Ich habe ziemlich starke Magenschmerzen. Ich kann nicht ins Training. Tut mir leid" schrieb ich meinem Trainer. Ich konnte einfach nicht. Ich hatte keine Kraft aufzustehen. Seit Mo sich von mir getrennt hatte, verließ mich jegliche Kraft. Ich vermisste ihn, seine Umarmungen, seine Liebe, seine Wärme. Dieser graue Schleier legte sich um mich, schnürte mir die Luft zum Atmen ab, schnürte mir das Herz ab, meine Seele. Drückte mich zu Boden und ich hatte nicht die Kraft dagegen anzukämpfen und mich wieder aufzurichten. Auch das Training fiel mir immer schwerer. Ich konnte nicht mehr frei aufspielen, verlor Bälle leichtfertig, traf nicht einmal mehr ansatzweise das Tor, hatte keine Kraft mehr. Vor allem jetzt im Trainingslager, wo ich Mo jedem Tag sehen musste. Wo ich ihn zusammen mit Mats sehen musste. Seinem vermutlich neuem Freund mit dem ich nicht einmal ansatzweise mithalten konnte. Ich vermisste meinen Freund...es nahm mir die Luft zum atmen. Mir war nur noch kalt. Ich wusste nicht mehr wohin mit meinem Schmerz. Gestern war ich im Training explodiert. Mats hatte mich gefoult, ich hatte ihm beinahe eine verpasst. Julian musste mich festhalten, damit ich nicht auf ihn losgehen konnte. Mo versuchte, mich zu beruhigen, was mich nur noch wütender machte. Ich schrie ihn an, er solle sich verpissen. Emre hatte sich zwischen uns gestellt, er war völlig entgeistert von meinem Ausbruch. Mats war auch völlig überrascht von meinem Wutausbruch, sowie die ganze Mannschaft. Edin hatte mich daraufhin aus dem Training geworfen. Er schimpfte sowieso jeden Tag, verbannte mich auf die Bank, also ersparte ich mir nur weitere Kritik damit. ,,In Ordnung. Gute Besserung. Lass dich bitte von Markus untersuchen, wenn es nicht besser wird. Ich würde nach dem Training gerne mit dir sprechen. Ich mache mir Sorgen um dich, das gestern im Training warst nicht du". Ich ließ mein Handy sinken...Natürlich machte er sich Sorgen um mich, ich war mitten in unserem Gespräch gestern in Tränen ausgebrochen und hatte es abgebrochen. Ihm ins Gesicht gesagt, dass ich nicht die Kraft dazu hatte, mit ihm zu diskutieren. Das ich keine Kraft mehr hatte Fußball zu spielen.  Er wollte etwas erwidern, ich sah ihm deutlich an, wie überrascht er war. Aber ich ließ ihm keine Chance, zu reagieren. Ich lies ihn einfach stehen beziehungsweise sitzen, war in mein Zimmer gelaufen, hatte mich eingeschlossen, mich ins Bett gekuschelt und seitdem war ich nicht mehr aufgestanden. Seit dem hatte ich nicht mehr auf Edins Kontaktversuche reagiert. Ich wollte nur meine Ruhe.  Mo fehlte mir so sehr...wieder liefen mir Tränen über die Wange. Er hatte mir noch nicht einmal erklärt, was ich falsch gemacht hatte. Er hatte mich einfach verlassen. Ohne Vorwarnung...wir waren doch glücklich. Von jetzt auf gleich hatte er sich von mir getrennt. Ohne Vorwarnung, ohne das geringste Vorzeichen. Er war eines morgens einfach aufgestanden, hatte nach seiner  Tasche gegriffen, mir einen Brief geschrieben das er mich verließ und war verschwunden. Er hatte mir das Herz gebrochen. Er hatte es noch nicht einmal geschafft, es mir persönlich zu sagen. Er schrieb mir nur einen verdammten Brief.
Jetzt war er vermutlich mit Mats zusammen. Vermutlich passte er auch besser zu ihm als ich. Vielleicht war ich nicht gut genug für Mo. Er fehlte mir so sehr...nach einiger Zeit klopfte es bei mir, womit ich aus meiner Grübelei gerissen wurde. Das musste Edin sein, ich wollte nicht noch mehr Ärger mit ihm...Ich stand also auf, um ihm aufzumachen. ,,Oh mein Gott" flüsterte er, als er mich sah. ,,Tut mir leid, ich wollte nicht so ausrasten, aber ich bin...Ich bin so wütend und traurig...hör bitte auf wütend auf mich zu sein" hauchte ich. ,,Gio...was...du bist komplett verheult...was ist denn los mit dir?" fragte er sanft. Er schloss die Türe hinter sich, führte mich zum Sessel und setzte sich mir gegenüber. ,,Sprich mit mir" bat er. ,,Ich kann einfach nicht mehr" flüsterte ich. ,,Ich kann einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr schlafen, essen...ich kann nicht mehr spielen, mir misslingt einfach alles. Alles ist so schwierig geworden" Edin sah mich aufmerksam an. ,,das klingt ziemlich ernst Gio...seit wann ist das schon so?" ich biss mir auf die Lippen. ,,Mehrere Wochen. Drei oder vier Wochen. Ich...Ich komme morgens kaum noch aus dem Bett, das Training...die Spiele...Ich kann das nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr. Es ist, als würde mir irgendetwas alle Kraft nehmen. Egal wie viel ich schlafe, was ich esse...wenn ich überhaupt essen kann...es wird nicht besser und ich kann nicht mehr! Hilf mir bitte!" Er schwieg einige Sekunden lang, ich hatte schon kurzzeitig Angst, dass er mich einfach sitzen ließ.  ,,Ehhm...Gio ich bin kein Psychologe, aber...ich kann dir einen Termin mit Stephan ausmachen....ich werde dir helfen, du klingst so verzweifelt...Stephan wird dir besser helfen können als ich. Ich würde dich ja abreisen lassen, aber ich glaube nicht das es eine gute Idee ist. Ich will dich im Blick haben. Ist irgendetwas in deinem Leben passiert, dass dich so aus der Bahn wirft?" ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und atmete tief durch. ,,Trennung" flüsterte ich. Edin seufzte ,,scheiße...Ich weiß, wie weh das tut. Das tut mir leid ich...", ,,es war alles in Ordnung! Wir waren glücklich und plötzlich ist es vorbei! Ich verstehe es nicht!" unterbrach ich ihn. Wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. ,,Gio...das tut mir so leid. Sie hat dich nicht verdient". Ich schluckte hart ,,er" flüsterte ich. ,,Er hat dich nicht verdient. Der Schmerz, auch wenn er dir jetzt übermächtig vorkommt, wird weniger". Edin legte seine Hand auf meine Schulter. ,,Ich muss ihn aber jeden Tag sehen. Ihn und seinen bescheuerten neuen Freund, wie soll es da besser werden? Ich will nicht wechseln...Ich kann die beiden aber auch nicht zusammen sehen, weil es mir das Herz bricht. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll" ich zog die Nase hoch und versuchte mit aller Kraft, meine Tränen zu unterdrücken. ,,Gio...ich weiß genau, wie du dich fühlst und wie weh das tut. Ich habe das auch durchgemacht. Nur mit einem Happy End. Aber...ich weiß genau, wie sehr einen das zerstören kann, ich hatte nur nicht die Kraft im Verein zu bleiben, aber ich bin froh wieder hier zu sein". ,,Mo will mich aber nicht zurück, er...er ist jetzt mit Mats zusammen". Es tat so weh, das auszusprechen. ,,Mats? Mats ist mein Freund. Er hat nichts mit Mo. Garantiert nicht" ich sah auf. ,,Mats hat nichts mit meinem Mo?" Edin schüttelte den Kopf. ,,Das würde er mir nicht antun. Nicht noch einmal zumindest, das hat er mir versprochen. Mats hat mir auch sehr glaubhaft erklärt, warum er so viel mit Mo abhängt, weil mir das auch ziemlich gegen den Strich gegangen ist". Ich atmete auf, Mo hatte nichts mit Mats...mir fiel ein Stein vom Herzen. ,,Mo geht es wohl ziemlich schlecht. Mats hört ihm nur zu. Du musst dir da wirklich keine Sorgen machen". Sanft strich er mir über den Rücken. ,,Gio...nimm dir die Zeit, die du brauchst um das zu verarbeiten. Ich weiß jetzt Bescheid...und" er seufzte ,,es tut mir leid, dass ich so streng mit dir war. Ich hätte dich darauf ansprechen müssen und dich nicht noch weiter unter Druck setzen dürfen. Das war mein Fehler und es tut mir leid". Ich atmete tief durch. ,,Ist schon in Ordnung. Ich hätte dir sagen müssen, dass ich mich nicht in der Lage sehe zu spielen. Es tut mir leid, dass ich dich gestern so angefahren habe und mein Ausraster gestern im Training tut mir auch leid". ,,Schwamm drüber Gio. Von meiner Seite aus ist die Sache vergessen. Aber du solltest dich bei Mats entschuldigen,  er ist zwar nicht sauer auf dich, aber er war ziemlich verwundert über dein Verhalten. So wie der Rest des Teams um ehrlich zu sein. Rede vielleicht mal mit Mo. Er ist wirklich fertig, genauso fertig wie du". Ich schüttelte den Kopf  ,,Mo muss auf mich zukommen, er hat plötzlich Schluss gemacht. Er hat nicht einmal gesagt, warum...er hat mich einfach verlassen. Einfach so, von heute auf morgen serviert er mich ab. Ich hasse ihn dafür". Edin nahm mich einfach in die Arme. ,,Ich weiß und das darfst du auch. Da waren große Gefühle zwischen euch und die sind auch immer noch da. Du hast noch starke Gefühle für diesen Mann. Das kann man nicht einfach so abschalten" sanft strich er mir über den Rücken ,,alles was du jetzt fühlst, geht
vorbei. Irgendwann". ,,Wie kann ich das überleben? Das war noch nie so schlimm"  flüsterte ich. ,,Es dauert Gio. Du bist doch so eng mit Julian befreundet, weiß er Bescheid?" ich nickte ,,es wird noch eine Weile wehtun, vor allem wenn du ihn die gesamte Zeit sehen musst. Aber: Du kannst jederzeit mit mir sprechen...über alles. Ich weiß wie du dich fühlst". ,,Ich...Ich liebe ihn immer noch...wann hört das endlich auf? Niemals?" fragte ich verzweifelt. ,,Es dauert...Ich...Ich liebe meinen Freund und ich habe...als wir getrennt waren... ich in England war...es hat nichts geholfen. Alkohol, sich in die Arbeit stürzen...nichts. Nur reden mit Hannes hat etwas geholfen" . ,,Aber du hast ein Happy End, ich nicht. Du hast ihn zurück". ,,Mats hat lange gekämpft...Gio...du bist ein toller Kerl, jeder Mann der dich bekommt ist ein verdammter Glückspilz! Und wer das nicht erkennt hat dich nicht verdient" wir sprachen noch eine ganze Zeit lang, bis ich zu müde wurde um das Gespräch aufrechtzuerhalten. Ich schlief ein paar Stunden,  das Gespräch hatte mir gutgetan.

{drei Tage später}
Endlich war das Trainingslager vorbei. Endlich saß ich im Flugzeug zurück nach Hause. ,,Ist neben dir noch frei?" fragte plötzlich eine mir gut bekannte Stimme. Mo...in mir zog sich alles zusammen. ,,Was willst du?" ich räusperte mich und sah demonstrativ weg. ,,Mich hinsetzen", bevor ich ihm antworten konnte, ließ er sich bereits neben mich sinken. ,,Können wir reden, wenn wir wieder in Dortmund sind?" fragte er leise. ,,Plötzlich willst du reden? Nachdem du mich wochenlang ignoriert hast?" Mo seufzte ,,ich vermisse dich Gio" ,,ich vermisse dich auch Mo...Aber...hast du einen anderen?" meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Mo schüttelte den Kopf ,,Natürlich nicht...lass es mir dir bitte erklären...zuhause. Nicht hier im Flugzeug" ,,Du meinst die Wohnung aus der du so Hals über Kopf ausgezogen bist?" Mo zuckte mit den Schultern ,,aus unserem gemeinsamen  zuhause, das wir uns in einer vierjährigen Beziehung aufgebaut haben, in dem wir unser Leben zusammen verbringen wollten? Bis du dich plötzlich dazu entschieden hast, mich abzuservieren?" den Rest des Fluges herrschte ein angespanntes Schweigen zwischen uns. Glücklicherweise entließ Edin uns auch zügig, sodass ich nach Hause konnte. Mo kam mit zu mir, er wollte unbedingt mit mir sprechen...Ich hatte überhaupt keine Lust, aber vielleicht hatte unsere Beziehung auch noch eine Chance. ,,Du schläfst aber im Gästezimmer"  wies ich ihn an. ,,Das Schlafzimmer gehört mir". 

BVB oneshot Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt