3. Tag: Name

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"Barbara, kommts du mal kurz?", rief Bobs Mutter aus dem Erdgeschoss hoch. "Jaa, komme schon", rief Bob zurück, verließ sein Zimmer und rannte die Treppe herunter.

"Was gibt's, Mama?", fragte er im Flur angekommen. Seine Mutter deutete auf das Festnetz-Telefon an der Wand und antwortete, "Da hat gerade jemand angerufen und meinte er müsste mit 'Bob Andrews von den drei Fragezeichen" sprechen, da hab ich natürlich geantwortet, dass das hier zwar das Telefon der Familie Andrews ist, aber ich keinen Bob kenne"

Bob atmete tief ein und ahnte schon, wohin dieses Gespräch führen würde. "Aber der Anrufer war sich sicher", redete seine Mutter schon weiter, "er zitierte die Karte der drei Fragezeichen und rate mal, wen er erwähnt hat?"

Bob setzte an zu antworten, doch anscheinen war es eine rhetorische Frage gewesen, denn seine Mutter redete weiter. "Die anderen Namen auf der Karte waren Justus Jonas und Peter Shaw, deine besten Freunde, also entweder ersetzten sie dich oder du hast mir was zu erzählen, Bobby!", endete sie ihren Redefluss.

"Das auf der Karte meint mich", fing Bob an. "Was meinst du? Ich und dein Vater haben dich doch Barbara genannt", unterbrach ihn seine Mutter direkt wieder.

"Ich bin kein Mädchen! Mein Name ist Bob und nicht Bobby oder Barbara!", schrie Bob jetzt wütend, dass sie ihn nicht erklären lies. "Was?", fragte seine Mutter noch einmal unnötigerweise nach. "Ich bin trans, Mama. Ich fühl mich schon seit Jahren unwohl in diesem Körper, mit diesem Namen, und ich dachte bei meinen Freunden, beim Detektivclub, kann ich einfach Bob sein, aber irgendwie ist der ja auch rausgekommen", er seufzte, "Ich möchte mich Robert nennen, Bob als Spitzname, es ist nicht so anders und-"

"du hast dich nach deinem Großvater benannt", beendete sein Vater Bobs Satz. Er war gerade aus der angrenzenden Küche gekommen, nachdem er für eine kurze Zeit nur zugehört hatte. "Oh, Papa, ich hab dich nicht gestört, oder?", fragte Bob entschuldigend.

"Nein, nein, mach die darüber keine Sorgen, ich bin gerade sowieso nicht vorangekommen. Ich rede mal kurz mit deiner Mutter, geh du erstmal wieder hoch und mach deine Hausaufgeben, Bob, erklärte dieser. Bobs Herz ging auf: sein Vater war wirklich der beste.

"Danke, Papa", sagte er, denn seine ganze Freunde lies sich schwer in Worte fassen, und rannte wieder hoch. Von unten konnte er kurz lautes Diskutieren mitbekommen, bevor es still wurde und er, bei seinem richtigen Namen "Roobeerrt!", heruntergerufen wurde.

"Es tut mir leid", entschuldigte sich seine Mutter bevor er überhaupt etwas sagen konnte, "Ich hatte einen schlechten Tag und hab sowieso über Barbara nachgedacht. Ich fand es schade, dass ihr Name einfach so weggeworfen wurde, aber jetzt erkenne ich, dass es nicht so ist. Du ehrst jetzt deinen Opa mit deinem Namen und das ist genau so schön. Es wird zwar ein bisschen dauern, aber ich werde deinen Namen immer benutzen. Ich hab dich doch lieb, Bob"

Bob sagte nichts mehr, sondern umarmte seine Mutter prompt überschwänglich, sein Vater lächelte und umarmte beide fest.

"Aber Hormone und Operationen gibt's erst mit achtzehn", flüsterte seine Mutter. Bob rollte mit den Augen, aber eigentlich war es dann ja doch gar nicht so schlimm.

Trans BobvemberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt