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,,Was war das?", hauchte Sebastian mit einem leichten Unteton in der Stimme, als wir die Klinik betraten. Wir schauten uns um und gingen dann in den Überwachungsraum, welcher gleich im Eingangsbereich lag.

Von den 4 Polizisten, die vor einer Stunde hier her gekommen sein sollten, war keine Spur.

Außer den vielen Leichen war hier keine Menschenseele.

Vielleicht waren sie im hinteren Trakt, doch ich hielt, dass jedoch für unwahrscheinlich. Obwohl ich erst seit kurzem Sebastian, als Hilfe unterstützte, kannte ich mich schon ziemlich gut aus. Leider durfte ich jedoch keine Waffe bei mir tragen, was aber auch verständlich war. Für sowas musste ich einen Waffenschein haben und um den zu machen brauchte man Nerven, die ich nicht hatte.

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Ich war nur auf Bewehrung hier eingestellt worden, um dann von Sebastians Chef heraus geworfen zu werden. Ich wusste es bereits. Mit 18 kam man nun mal nicht besonders weit, wenn man keine Ausbildung oder gar einen Abschluss hatte. Damals ließ ich die Schule um meinem kleinen Bruder zu helfen. Meine Familie und ich hatten kaum Geld. Deswegen verzichtete ich freiwillig auf die Schule um meinem Bruder den Vortritt zu lassen. Dadurch konnte er mit der Schule beginnen. Er war momentan 15 Jahre alt und noch in der 9 Klasse.

Ich versuchte seit diesem Jahr nie oft zu Hause zu sein, damit ich meinen Eltern nicht länger zur Last fallen würde. Dies konnte ich ihnen aber natürlich nicht verraten, da es sie sonst schwer verletzen würde.

Sie kamen schon jeden Tag sehr spät nach Hause um wenigstens etwas Geld für uns zu verdienen, aber wenn sie das von mir erfahren würden, blieben sie wohl nur noch auf der Arbeit. So oft es ging versuchte ich außer Haus zu essen und mir ein bisschen Geld zu verdienen, doch vor einem Monat wurde ich aus der Schneiderei geschmissen, da diese mich nicht mehr benötigte. Doch der Inhaberin hatte ich viel zu verdanken. Sie zahlte mir angemessenes Geld, weswegen ich wenigstens über die Runden kam. Es war nicht einfach, doch ich schaffte es wenigstens. Nun versuchte ich mit Sebastian, meinem Kumpel aus der Schulzeit, zu "arbeiten". Ich verdiente dadurch nur ein paar Euro pro Woche, doch es reichte mit dem was ich mir angespart hatte. Ich konnte mir etwas zu essen kaufen und meine Miete bezahlen. Mehr aber auch nicht.

In einem Monat wäre ich wieder knapp bei Geld und müsste meine Eltern um etwas bitten, da ich mir schon sicher war, dass der Chef von Sebastian mich nicht länger beauftragen würde. Ich war schließlich nur ein Helferchen, was eigentlich gar nicht bezahlt werden dürfte. Meine Zeit hier war als würde ich ein freiwilliges Praktikum machen.

Ich war Sebastian sehr dankbar, dass er mir half, doch mehr auch nicht. Wir waren Freunde aus der Schulzeit. Damals hatte er mich einmal gefragt ob ich mit ihm ausgehen würde, doch darauf ging ich nicht ein. Er war nicht mein Typ. Sowieso bedeuteten mir Jungs nicht viel.
Wegen ihnen war man nur traurig und nichts anderes. Meine beste Freundin Janine hatte schon viele. Aber nie war der Richtige dabei.

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Im Überwachungsraum schaute ich mich erst einmal um und ging dann zu Sebastian. Er deutete auf einen der vielen Bildschirme. Kaum hatte ich meinen Blick darauf gerichtet startete er ein Video. Gleich danach sprach er zu mir, das dies eben erst aufgenommen wurde.

Auf dem Video war ein Gang der Anstalt zu sehen, auf dem plötzlich drei Männer rückwärts angelaufen kamen und auf etwas vor sich schossen. Dieses konnte man nicht sehen, da die Kamera höchstwahrscheinlich an der Decke angebracht war. Im Inneren bestätigte sich bei mir bereits, dass sie sich doch im hinteren Trakt befanden. Plötzlich kam etwas ins Bild. Ein Mann mit Kapuze lief auf einen der Polizisten zu. Als er bei ihm stehen blieb und ihn ansah, explodierte dessen Kopf.

Dann sah es so aus als würde er sich zu dem zweiten teleportieren und ihn auch grausam ermorden. Dieses wiederholte sich beim dritten ebenfalls. Danach schaute er blitzschnell zur Kamera und verschwand.

,,Schitt!", schrie ich auf. ,,Diese Männer gehörten doch zu deinem Team!" ,,Das hatte Christin aber nicht erwähnt.", keifte Sebastian mit einem abwertenden Blick. ,,Jeremy war noch so jung und hatte sein ganzes Leben noch vor sich.", antwortete ich auf seine Aussage.

Sebastian nickte nur und beauftragte mich dann, dass ich mich hier etwas umsehen sollte. Als eine Art Lockvogel. Er konnte auf dem Bildschirmen verfolgen wo ich hinging und würde im Ernstfall zu mir kommen.

Außerdem konnte ich mich mit ihm ja über mein Handy verständigen, falls irgendwas sein sollte.

Er tippte nun weiter auf den Tasten rum, was ich eh nicht verstehen würde. Also meckerte ich nicht wie sonst aus Spaß herum und verließ ohne einen Mucks den kleinen Raum mit den vielen PCs.

Langsam lief ich los und öffnete die Tür zum Gang der in den hinteren Trakt führte.

Wenn man die Anstalt von außen sah konnte man gar nicht glauben, dass sie so groß war. Doch wenn man einmal drinnen war, konnte man es sich vorstellen. Ich hatte das dunpfe Gefühl, dass ich schon einmal hier war doch dies war wahrscheinlich nur eine Einbildung.

Ich lief durch die Gänge, lauschte aufmerksam. Die Zeit verging und ich bekam Langeweile. Jedoch beunruhigte mich die Stille schon etwas und als mein Handy dann auch noch mit voller Lautstärke klingelte schrak ich mit einem lauten Kreischen auf.

Es war Sebastian, was ich am Klingelton bemerkte. Gerade dieser war schrill und eintönig was mich eben fast zum Herzinfarkt gebracht hatte. Ich seufzte kurz auf und drückte dann sofort danach auf die Annahmetaste. 

Was ich vernahm ließ in mir Angst aufsteigen. ,,Verschwinde von da! Schnell! Der Typ war eben gerade in einem Raum, ganz in der Nähe von dem Gang, wo du dich gerade befindest. ,,Beweg dich! Verschinde da!", schrie er mich an. Ich schaute mich um und blickte auf die Überwachungskamera.
~Sebastian konnte mich sehen wie ich hier stand~ Wie ich zitternd zur Kamera starrte und mich am liebsten irgendwo anders hin gewünscht hätte.
Wie angewurzelt und voller Angst.

,,Was machst du denn beweg dich!", schrie er mich nochmals durch mein Handy an. Doch ich konnte nicht mehr antworten. Mein Körper war wie gelähmt. Gleich würde ich sterben und dann?

Ich hörte wie Sebastian mich weiterhin über das Handy anschrie, doch seinem Befehl konnte ich nicht folgen.

Und dann hörte er auf einmal auf zu schreien. Er fing vorsichtig an zu sprechen: ,, Beweg dich nicht! Dreh dich nicht um sondern lauf zurück! Er steht hinter dir!"

Mit diesem Satz riss ich meine Augen auf und drehte mich reflexartig um.

Ich erstarrte und ließ augenblicklich das Handy fallen. Ich hörte in meiner Angststarre, wie der Display knackte und in tausend Teile zerbrach, während er auf dem Boden aufkam.

Es war ein Mann Mitte 30. Er hatte einen weißen Umhang und eine einfache Hose an, die von Ruß bedeckt war. Seine Brust war nackt. Doch sein Aussehen war nicht das schlimme. Nein!
Er gab nämlich eine grauenhaft beängstigende Aura von sich.
Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, da er die Kapuze von seinem Umhang über seinen Kopf gezogen hatte.

Er kam in kleinen Schritten auf mich zu. Während ich ihn musterte bemerkte ich, dass er unzählige Wunden am Oberkörper hatte. Er musste in ein Feuer geraten sein. Doch die Wunden zeigten, dass sie breits etwas älter waren.

Erst als er fast vor mir stand sah ich, dass auch sein Gesicht und seine Hände mit Brandwunden übersäht waren. Es war bestimmt ein Wunder gewesen, dass er überlebt hatte. Ich konnte mir seinen Körper gut vorstellen. Wie er von unzähligen Narben und Wunden befallen war.

Erst als er direkt vor mir stand hörte ich auf seinen Körper zu betrachten.
Ich wollte nicht hochschauen, denn ich wusste wenn ich das tuen würde wäre ich tot. Wie die Männer auf dem Überwachungsvideo.

Fire Dance (The Evil Within/ Ruvik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt