Kapitel 4 - Rache ist süß

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Sofort machen wir uns zur Schule auf und betreten das überwältigende große Gebäude. Schon beim Eintreten wird mir mulmig im Magen und die Erinnerungen kreisen mir wieder durch den Kopf. Doch anders als an diesem Tag huschen viel mehr Schüler durch die Gänge und einige Aufsichtspersonen kontrollieren das Umherwuseln. Wie ein wilder Ameisenhaufen, wo man schnell als Außenstehender die Orientierung verliert. Auf gut Glück begeben wir uns zu den Treppen und suchen das Sekretariat auf, wo wir glücklicherweise recht schnell eine Tür mit der Aufschrift: "Sekretariat. Zuständigkeitsperson Melissa Gill" finden. Mit Aufruf betreten Miss Bain und ich gespannt den Raum. 

"Miss Gill?"

Befremdet blickt sie von ihrer Schreibmaschine hoch und begibt sich zu uns. 

"Kann ich ihnen helfen, meine Damen?"

Mit aufrechter Haltung geht Miss Bain einen Schritt vor.

"Ja, wir kommen im Auftrag der Staatsanwaltschaft und hätten einige Fragen an sie."

"Ach Gott!"

Die Hände der Dame fangen an zu zittern und sie fällt vollkommen kraftlos auf ihren Stuhl.

"Aber natürlich. Ich wusste, dass es irgendwann wohl dazu kommen wird."

Ihre Augen wandern hektisch hin und her, als würde sie nach etwas suchen. Sofort schauen Miss Bain und ich uns gegenseitig wissend an. 

Kurzerhand später sitzen wir gemeinsam in einem kleinen Nebenraum des Sekretariats. Viele Dokumente liegen kreuz und quer in den Regalen des kleinen Raumes und ein noch brennender Kamin sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Besonders der Staub auf einigen Antiquitäten sorgt für einen gewissen Charme. Miss Bain öffnet mit Schwung ihren Füller, um sich wie sonst auch ihre Notizen zu machen. 

"Sie meinten vorhin, dass sie wüssten, dass es bald dazu kommen könnte. Woher und warum?"

Miss Gill schaut sich verängstigt im Raum umher und flüstert zu uns in einem angewiderten Ton:

"Wissen sie, wie grausam es ist, die Taten von Mr. Godwins einfach so unter den Tisch zu kehren? Deswegen sind sie doch da oder?"

Ihre rechte Hand fängt stark an zu zittern, was sie verzweifelt versucht mit ihrer anderen Hand zu unterbinden.

"Ich konnte doch nicht zur Polizei. Er hätte mich gefeuert und meinen Kindern etwas angetan! Bitte haben sie Verständnis!"

Die mitleiderregende Dame bricht vollkommen in Tränen aus. Sofort ergreife ich mitfühlend ihre Hand und lege sanft ein Taschentuch in ihre Handfläche.

"Es ist alles gut Miss Gill. Wir versichern ihnen, dass ihnen und ihren Kindern nichts zustoßen wird. Wir werden dafür sorgen, dass Mr. Godwins für seine Straftaten büßen wird."

"Ich hoffe es so sehr!"

Mit ernstem Blick übernimmt Miss Bain wieder das Wort.

"Aber dafür müssen sie uns helfen."

"Natürlich! Oh Gott, warten sie bitte für einen kurzen Moment hier."

Hin und weg gerissen, trottet sie aus dem Raum.

"Sollen wir sie wirklich einfach so gehen lassen? Nicht das sie uns einfach abhaut."

Fragt Miss Bain konsterniert.

"Schon gut. Ich glaube, wir können ihr vertrauen."

"Wenn sie meinen..."

Ich spüre während unserer kleinen Wartepause die Unsicherheit von Miss Bain. Sie wirkt unruhig und tappt mit ihren Absätzen auf den Fließen Boden. Die Anspannung im Raum lässt die Wartezeit noch viel länger wirken. Doch Kurze zeit später betritt sie glücklicherweise auch schon wieder den Raum mit einigen Unterlagen und Miss Bain atmet erleichtert tief auf. 

Great Misfortune - Lebe deinen TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt