Der Bruder von Álvaro sieht mich skeptisch an und schiebt sich eine Gabel mit Pasta in den Mund. „ Wo habt ihr euch kennengelernt?", fragt mich das aufgedrehte Mädchen neben mir. Ich bin mir sicher, dass es seine Schwester ist, da sie ihm ziemlich ähnlich aussieht.
„ Ehm ... Na ja ...", stottere ich und versuche mir, so schnell es geht, eine Notlüge auszudenken. In sowas bin ich verdammt schlecht. Das scheint Álvaro auch zu merken, da er antwortet: „ Ich war in einer Bäckerei und dann ist sie mir mit einem Kaffee entgegengelaufen und dort hat sie versehentlich den Kaffee auf mir geleert. Daraufhin hat sie mich dann ins Badezimmer gezogen und versucht, den braunen Kaffeefleck von meinem weißen Shirt herauszuwaschen. Ihr verzweifeltes Gesicht werde ich niemals vergessen." Ich versuche nicht meine Augen zu verdrehen. So eine Geschichte habe ich noch nie gehört, weil sie einfach zu bescheuert ist.
Könnte auch nur ihm einfallen.
„Hab ich recht, meine Schöne?", will er wissen. Dieser Kosename ist scheußlich. „ Ja, hast du", spiele ich nach kurzem Zögern mit. So richtig weiß ich auch nicht, warum ich mich nicht einfach abknallen lasse. „Wie heißt du überhaupt?", dreht sich ein etwas älterer Mann zu mir und runzelt die Stirn. „Elena." Er fängt an zu nicken und setzt ein Glas – das wahrscheinlich mit Whisky gefüllt ist – an seine Lippen.
Álvaro ergreift meinen Teller und macht etwas zu essen rauf. Darauf bedanke ich mich und esse ein wenig, obwohl ich es am liebsten auskotzen würde, weil mein Leben um 180° gedreht wurde. Mit Vergnügen würde ich jetzt in meinem Bett liegen und mit Valerie telefonieren. Da sind sogar unsere sinnlosen Gespräche interessanter und unterhaltsamer als hier.
Ich schlucke mit viel Kraft das Essen runter und gucke mich im Raum um. Das Essen schmeckt wirklich ausgezeichnet, aber meine Gedanken machen mir das Essen schwer.
Ich schiebe mir die letzte Gabel in den Mund und beobachte die Familie dabei, wie sie ein aufregendes Gespräch führen. Sie unterhalten sich über alles Mögliche und beachten mich nicht mehr, was ich erleichternd finde. Ab und zu fühle ich nur den Blick von Álvaro auf mir, was mich jedoch auch ein wenig stört.
Ich stehe schlussendlich vom Stuhl auf, und will das Geschirr wegbringen allerdings taucht eine Frau, die eine Schürze trägt, hinter mir auf und nimmt mir den Teller aus der Hand. Mit dem Teller läuft sie dann in einen anderen Raum, vermutlich in die Küche. Verwirrt schaue ich ihr hinterher und lasse mich dann wieder nieder. „ Das ist unsere Haushälterin.", erklärt mir das Mädchen lächelnd. Ich wispere nur ein: „ Okay", und gucke dann zum Braunhaarigen. Er erhebt sich und fährt sich mit der linken Hand durch seine Haare. „ Wir gehen nach oben." Ich stehe auf und folge ihm die Treppen nach oben. Zusammen gehen wir an verschiedenen Türen lang, bis er an einer innehält. Álvaro öffnet diese und vor mir macht sich ein großes Schlafzimmer breit. Ein Doppelbett, mit dunkelgrauer Bettwäsche steht genau hinten an der Wand in der Mitte. Daneben sind zwei Nachttische, mit jeweils einer Lampe auf jedem Tisch. Dieses Zimmer ist doppelt so groß – wenn nicht sogar dreifach so groß wie mein Zimmer Zuhause.
„ Ich schlafe nicht mit dir in einem Bett", fauche ich, nachdem ich die Tür geschlossen habe. „Oh, Tesoro. Deine Meinung interessiert mich gar nicht." Ich blicke ihn warnend an und laufe auf ihn zu. „ Damit du das fürs Erste verstehst, erkläre ich es dir ruhig langsam, damit dein nicht-gebildetes-Gehirn mitkommt; ich werde hier nicht lange bleiben. Es ist mir so egal, ob ich sterbe oder gefoltert werde. Hauptsache, ich muss nichts vorspielen, was nicht da ist." Seine Miene verzieht sich in einen wütenden Gesichtsausdruck. „Sei nicht so frech. Sonst kann ich dir diesen Gedanken auch aus deinem Kopf ficken." Angewidert verziehe ich mein Gesicht. Ganz bestimmt nicht. Der Typ lebt in seiner eigenen Welt. „ Ich würde vorsichtig sein, mit dem, was du sagst. Jederzeit könnte ich einfach weglaufen und der Polizei deine dreckigen Geschäfte erzählen", drohe ich ihm und verschränke meine Arme vor der Brust. Mit einem Schwung spüre ich nur, wie er mich gegen die Wand drückt und seinen Körper an meinen presst.
„ So schnell wirst du mich nicht los, meine Liebe. Entweder entscheidest du dich für diesen friedlichen Weg, in deinem Leben oder ich mache dir dein Leben zur Hölle und passe persönlich darauf auf, dass ich deinen reizenden Arsch nicht bei der Polizei sehe. Haben wir uns verstanden?" „War das gerade eine Drohung?", stelle ich eine Gegenfrage. Er runzelt die Stirn und antwortet dann kalt: „Ja, das war es und wenn du meine Drohung nicht ernst nimmst, tausche ich meine Worte in Taten um. Also, haben wir uns verstanden, Elena?" Ich lege meinen Kopf in den Nacken und gucke in sein Gesicht, das nur wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. „ Ich habe dich gefragt, ob wir uns verstanden haben. Ein viertes Mal wiederhole ich mich nicht." „ Ja ha." Er drückt mir einen Kuss auf meine Schulter, was mich dazu bringt meine Augen zu schließen. Am liebsten würde ich ihm den Hals umdrehen, aber dies geht schlecht. Zumindest jetzt nicht. Irgendwann, wenn er schläft, erwürge ich ihn, da bin ich mir mehr als sicher.
„Du wirst tun, was ich sage, weil du meins bist. Du gehört nur mir.", erklärt er mir zum gefühlten zwanzigsten Mal. Eigentlich gehöre ich niemandem. Álvaro bildest sich nur irgendwas ein, was komplett lächerlich ist, wenn ich mal darüber so nachdenke.
„Oh, Álvaro. Ich gehöre niemandem. Merk' dir das." Er legt eine Hand an meinen Hals und sieht mich warnend an. Plötzlich öffnet sich die Tür. Im nächsten Moment spüre ich nur, wie er seine Lippen an meine drückt.
Was soll das?
Ohne, dass ich erwidert habe, löst er sich und sieht mich an. „ Oh-, Ich wollte nicht stören", spricht das Mädchen und verlässt den Raum. Hat er mich gerade wirklich geküsst? Dafür bringe ich ihn um. Langsam und schmerzhaft. Der Braunhaarige lässt seine Hand von meinem Hals gleiten und streicht mir mit dieser eine Strähne hinter mein Ohr, ehe er etwas reinflüstert. „Spiel' beim nächsten Mal mit.", mit Sicherheit nicht. Was bildet er sich ein? Ich werde nicht ewig so tun, als wäre ich seine Freundin. Dafür hasse ich ihn zu sehr und der Hass wird niemals verschwinden. Eine Freundin kriegt er sowieso niemals ab. Álvaro sieht zwar nicht schlecht aus – im Gegenteil sogar, aber schon alleine weil er mich entführt hat zeigt mir, was für einen unsympathischen Mann ich vor mir stehen habe. Wenn nicht, dann ist er sogar noch ein Junge. "Spinnst du?", zische ich ihn leise an und lege meine Hände auf seine Brust, um ihn wegzuschieben. Er soll mir nie wieder so nah kommen, sonst zerstückele ich ihn in kleine Stückchen. Wobei ich da eher an seinem 2 Zentimeter großen Penis anfangen werde.
1128 Wörter
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Jewellery
RomanceÁ𝐥𝐯𝐚𝐫𝐨 𝐚𝐧𝐝 𝐄𝐥𝐞𝐧𝐚 | 𝐚 𝐦𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐥𝐨𝐯𝐞𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Immer mehr Juweliere werden in der wunderschönen Stadt Besalú, in Spanien überfallen. Doch niemand findet heraus, wer es getan haben könnte. Elena, Tochter einer Familie, die einen Juw...