Flugangst

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Er schiebt seine dickglasige Brille zurecht und streicht sein lichtes und graues Haarnach hinten. Angstschweiß auf der Stirn. Flugangst hatte er schon immer. Für diese Geschäftsreise sind Flüge jedoch unvermeidlich. Nurnoch dieser Rückflug. Mit fest zugekniffenen Augen drückt er seinen Rücken in die Rücklehne, schnallt sich an und das Flugzeug startet. Reinster Horror, für den bald in Rente gehenden. Wenn er diesen Flug überleben sollte.

Der Flug verläuft ruhig. Langsam schaft er es sich zu beruhigen und sogar ein wenig zu entspannen. Schläft ein.

Wacht auf. Ist allein. In Panik steht er auf. Ruft: "Ist da Jemand?" Doch keine Antwort. Steht auf und irrt im Flugzeug umher. Ganz allein. Niemand da. Die Tür zum Cockpit steht offen. Es ist nur wenig Licht dort. Finstere Nacht draußen. Eine Person in Zivilkleidung. Ein schlacksiger Mann. Groß, dünn und steif sitzt er da. Blick starr nach vorn. Spiegelung des Gesichts in der Scheibe. Geschockt starrt er auf die Spiegelung. Wird bemerkt. Die Gestalt auf dem Stuhl erhebt sich langsam und wendet sich ihm zu. Mit einer scheinbar aus der tiefsten Hölle kommenden Stimme, brummender Tiefe und wildem Blick spricht der unmenschlich wirkende Mann: "Gehen sie an ihren Platz. Unwetterwarnung. Wir steuern genau auf Turbulenzen zu." Ein Blitz erhellt das gesicht. Begleitet von schrecklichem Donnergrollen. Fahles Gesicht. Augen grausig. Nur schwarze Löscher in denen glühende Kohlen stecken. Mit langen Fingern wird der Verängstigte gepackt. Gewürgt. Mit aller Kraft die aufzuwenden ist, drückt er seine Daumen in die Augen der Schreckgestalt. Ein Trick den er kennt, um jemanden loszuwerden der einen würgt. Die Gestalt lässt nicht von ihm ab.

Eine junge Frau schreckt auf, als der unruhig atmende Mann direkt neben ihr versucht dach Luft zu schnappen, die Finger in den Sitz vor ihm drückt und versucht nach Hilfe zu schreien. Doch es kommt nur ein quäkender Laut heraus. "Hilfe! Der Mann erstickt. So tut doch was! Hallo?", erklingt die hysterische Stimme der jungen Frau. Er stürzt zu Boden. Ein paar Flugbegleiterinnen versuchen ihm zu helfen.

Weiter würgt die Gestalt. Hört nicht auf. Es zittert in wilder Mordlust. Der Mann verliert langsam an Kraft. Seine Sinne werden benebelt. Die Sicht verschwimmt. Sein Bewusstsein driftet dahin. Entschwindet. Beine geben nach. Hilfe... Das braucht er jetzt. Doch keiner kann ihm helfen. Hoffnungslos. Er kann nichts mehr tun.

Der Körper auf dem Boden zittert. Spuckebläschen treten aus seinem Mund. Augen rollen nach oben, bis nur noch das Weiße zu sehen ist. Rote Spuren an seinem Hals. Das helle Licht der Sonne zeigt diese ganz genau. Kleine Äderchen platzen am Augapfel.

Nocheinmal öffnet er die Augen in der Finsternis. Eine unerwartete Kraft erwacht in ihm. Lebenswille. Er tritt zu. Ein Glückstreffer. Der Griff lockert sich kurz. Der Mann nutzt seine gegebene Chance. Packt das Gesicht des Angreifers. Schlägt den Kopf gegen den Türrahmen. Einmal, zweimal und nochmal. Das Ding lässt ihn los. Dunkle Flüssigkeit hat sich auf der Wand verteilt. Das Ding geht wieder auf ihn los. Er weicht aus. Adrenalingesteuert. Das Ding Stürzt. Liegt da. Ein Loch im Kopf ist durch den Aufprall auf einer Kante entstanden. Grünes Licht scheint heraus. Der ältere Herr tritt noch einmal, nur um sicher zu gehen, gegen den Kopf des Dings.

Der Mann wurde wieder auf den Platz gesetzt. Atmet wieder, aber noch bewusstlos. Er wird beobachtet. Zur Sicherheit. Bald ist die Landung.

Er kniet sich auf das Ding. Begutachtet das Leuchten. Fasst in den Kopf. Tastet im Loch herum. Etwas hartes. Greift danach. Erfasst es. Zieht es heraus. Ein leuchtender Stein. Grün und gelb flourisziert der dunkel verschmierte Stein. Die glühenden Kohlen, das Leben in den Augen des Dings erlischen.

Als er die Augen öffnet wird er vom Licht geblendet. Erleichtert im Landeanflug. Als sie stehen hat er ein erleichtertes Lächeln auf dem Gesicht. Er wird nie wieder in ein Flugzeug steigen.

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