Kapitel 3: Antipodisches Opalauge

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Am nächsten Morgen erwachte Lilu sehr früh. Gestern hatte sie es nur mit ach und Krach ins Bett geschafft, nachdem sie noch die Drachen in den näher gelegenen Gehegen gefüttert hatte. Ein männliches antipodisches Opalauge hatte Stress gemacht, indem es einigen Weibchen im selben Gehege das Futter weggefressen hatte.

Unmotiviert stand sie auf und ging ins Badezimmer. Sie sah ihrem Spiegelbild entgegen. Hüftlange, weißblonde Haare umrahmten ihr Gesicht, mit ungesund bleicher Haut und tannengrünen Augen, welche feine goldene Sprenkel enthielten. Ihre Haare waren vom schlafen zerzaust.

Genervt bürstete sie sich ihren Schopf, bis sie auf eine Idee kam. Schon lange hatte sie sich die Haare nicht mehr geschnitten und nun war es längst mal wieder Zeit.

Ihr Griff um die Schere war fest, als sie sich ihre blonden Wellen auf Schulterlänge kürzte. Es sah sogar ziemlich gut aus. Sie konnte sich noch so gerade eben einen kleinen Pferdeschwanz im Nacken binden.

Zufrieden flocht sie sich zwei Zöpfe, das funktionierte ebenfalls noch. Dazu zog sie sich ein kariertes Hemd, dessen Ärmel sie hochkrempelte und eine grüne Hose an. Es war bereits warm und so war ihre Hose nur knielang.

Lilu ging in den großen Frühstücksraum, holte sich eine Schüssel Müsli und setzte sich zu ihrem Bruder an einen Tisch.

„Ich soll dir von deinem Freund den Flederwicht-Fluch aufhalsen, wenn du ihm nicht bald wieder einen Brief schreibst." sagte sie gelassen. Cedric fuhr hoch und sah sie erschrocken aus sturmgrauen Augen erschrocken an, höchstwahrscheinlich weil sie gerade ihren Zauberstab gezogen hatte.

„Bitte verschon' mich!"

„Nur wenn du Paul über's Wochenende einlädst!"

„Wieso denn das?"

„Weil du ohne ihn komplett verrückt wirst!"

„Ach ja?!"

„Ja, du hast mich sogar schon wieder Liluna genannt!"

„DU mich aber auch Cedricius!"

„Aber nur weil DU mich Liluna genannt hast!"

„Ich-" weiter kam Cedric nicht, weil sich in diesem Moment jemand räusperte.

Beide sahen den Rothaarigen an, der vor ihrem Tisch stand. „Ich will euch ja nicht stören, aber dürfte ich mich zu euch setzen? Ich kenne mich hier noch nicht aus und vielleicht könntet ihr mir nach dem Frühstück mal das Gelände zeigen?" fragte Charlie zögerlich.

Langsam waren die beiden Geschwister aus ihrer Starre erwacht. Eigentlich wagte es niemand sie in einem Streitgespräch zu unterbrechen. Es war so zu sagen eine ungeschriebene Regel, denn zwischen die Fronten wollte man eigentlich nie geraten. Für einige war es schon wirklich böse ausgegangen.

Langsam bestätigte Cedric mit einem Nicken. Mit erleichtertem Gesichtsausdruck lies Charlie sich auf einen Stuhl nieder und begann sofort sein Porridge zu verschlingen. „Also," sagte er, als er bereits seine halbe Schüssel leer gegessen hatte. „ihr habt euch vorhin angehört, als hättet ihr Streit. Wollt ihr vielleicht ein Schlichtgespräch? Ich habe sechs Geschwister und da gibt es auch häufiger Streit. Eventuell kann ich euch ja helfen."

Lilu sah Cedric an, er sah zurück, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. Der Neuling sah verwirrt drein. Lilu erklärte sich: „Wir streiten eigentlich nur über absolut unnötige Themen. Aber niemand kann diese Streite schlichten, nicht einmal du wirst es können!"

Einige Minuten später sah Charlie ziemlich verstört aus. Höchstwahrscheinlich, weil Cedric und sie selbst nicht mehr aufhören konnten, zu lachen.

Irgendwann hatten sie sich wieder beruhigt und aßen gemütlich ihre Schüsseln leer.

„Ähm, könntet ihr mir gleich noch das restliche Reservat zeigen?" fragte Charlie dann nach einer Zeit des Schweigens. Mit vollem Mund schüttelte Lilu den Kopf und mampfte: „isch muss gleisch noch tsu Lischschih, aba Tschedric hat glaub' isch Tseid." „Ich" sagte Cedric. „habe nichts verstanden. Wiederhol das bitte noch mal."

Genervt die Augen rollend schluckte Lilu ihr Essen herunter und wiederholte: „Ich muss gleich noch zu Lissy, aber Cedric hat, glaube ich, Zeit. Besser?" Abwägend wiegte ihr Bruder seinen Kopf hin und her und grinste dann. „Ja, ich glaub schon. So, dann nehm' ich den chinesischen Feuerball mit?"

„Ja, das geht klar. Herzlichen Glückwunsch, Charlie! Du bist jetzt ein Drache..." Lachtränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln. Der Rotschopf sah nicht ganz so begeistert aus, sagte allerdings nichts dazu.

Mit einem Engelslächeln verabschiedete sich Lilu und brachte ihre Schüssel weg. Danach ging es für sie in die Krankenstation, denn dort wartete Lissy auf sie.

„Hey Dumpfbirne!" grüßte die dunkelhäutige Frau sie. „Hey, Superhirnie!" grüßte sie zurück. „Wie geht's dir?" fragte die junge Heilerin sie.

„Ach ja, ganz gut. Sag mal, du hast nicht zufällig noch diese Salbe mit Pfefferminzduft, die du mir schon häufiger gegeben hast, da, oder?"

„Hör mal, Süße. Ich arbeite als Heilerin in einem Drachenreservat. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich einen Tag lang auskommen würde, ohne zehn Drachenwärtern diese Salbe auf etliche Brand- und Schnittwunden aufzutragen! Mal ehrlich, ich glaube ich habe jeden hier schon damit eingeschmiert..."

„Was mich zum eigentlichen Punkt führt: ich habe gestern Abend noch mit einigen liebreizenden antipodischen Opalaugen gearbeitet und würde mich über die Salbe wirklich sehr freuen!"

Mit einem Seufzen zog Lissy sie in ein leeres Behandlungszimmer und holte aus einem Regal die Salbe. Kopfschüttelnd trug sie Lilu auf, die Verletzungen zu entkleiden und zischte auf, als sowohl in Brust- und Hüftbereich, als auch an ihren Beinen einige Wunden und Kratzer zum Vorschein kamen. Der einzige Kommentar ihrer besten Freundin war „Na, ich werde wohl mehr, als eine Tube brauchen" bevor sie begann die Grünäugige zu versorgen.


So. Das war Kapitel drei. Vielleicht ein bisschen kürzer, aber ich hoffe, es gefällt Euch trotzdem! Ich versuche demnächst mal ein Bild von Lilu einzustellen, aber mal sehen...

Liebe Grüße, frohes Schaffen und bleibt gesund,

Loo

✔️Liluna McWinston - eine Charlie Weasley Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt