Kapitel 8: Frühstücksbesuch

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Ein Sonnenstrahl kitzelte Lilu im Gesicht. Jemand hatte die Vorhänge im Wohnzimmer geöffnet und aus der angrenzenden Küche duftete es nach Rührei und frisch gebackenem Brot.

Sie wankte schlaftrunken in ihrem improvisierten Schlafanzug (einem Hoodie und einer Jogginghose) dem Duft entgegen und stieß dabei fast mit Charlie zusammen. „Hey! Du hast noch Bewegungsverbot, Dummerchen.", erinnerte sie ihn schnell. Er grummelte nur etwas und stiefelte zurück in Richtung Bett.

In der Küche angekommen sprang Lilu dem Küchenengel in die Arme und ließ sich erst einmal eine Runde herumwirbeln. „Paul! Wie schön dass du uns auch mal wieder besuchst!" Ihr zweiter Satz klang eher ein wenig anklagend, trotzdem freute sie sich riesig.

Er war wie ein zweiter Bruder für sie und sie liebte ihn genau so sehr wie ihren eigentlichen Bruder und die Drachen. Trotzdem behauptete sie immer, dass Drachen an erster Stelle wären.

„Warum machst du mir Frühstück, nicht deinem Freund?", fragte Lilu ihn gleich. Paul lachte und entließ sie endlich aus der Umarmung. „Ich habe Ced ein Rätsel hingelegt. Mal sehen wann er kommt. Ich habe gehört du hast zwei neue Mitbewohner — Lissy und?"

„Er heißt Charles Weasley, passt aber gut ins Reservat, weil wir ihn Charlie nennen sollen, mein lieber Paulus."

„Oh, bitte! Verweise mich nicht auf meine schweizerische Abstammung!"

„Jaja, aber wirklich: Ist das DEIN Hefezopf da im Ofen? Wenn ja steht hier in fünf Minuten das ganze Reservat Schlange!"

Paul grinste als Antwort und bekam ein strahlendes Lächeln zum Dank. Man hörte schlurfende Schritte und Lissy betrat den Raum. Mit nur halb geöffneten Augen. In einem mit Drachenküken bedruckten Schlafanzug. Und einem Vogelnest aus schwarzen Haaren.

Während Lilu sich in einer Ecke der Küche wieder mal vor Lachen krümmte, begrüßten sich Paul und Lissy mit einem kumpelhaften Handschlag. „Hey, wie geht's?", fragte Lissy mit vom schlafen rauer Stimme. Paul antwortete ihr und langsam begannen die drei zu Frühstücken.

Plötzlich flog eine silbrige Schwalbe durch das geschlossene Küchenfenster herein. Ced's Stimme erklang. „Hey Lilu! Du, ich hatte heute einen Zettel auf meinem Küchentisch liegen. Komplett verworrenes Rätsel. Ich bin mir ziemlich sicher dass Paul das war. Ich komme gleich rüber; du hilfst mir doch bestimmt beim enträtseln?"

Kaum eine Minute später klopfte es an der Tür. „Ich gehe!", grinste Paul. Man hörte einen Freudenschrei und lautes Lachen, welches eindeutig Paul zugeordnet werden konnte. Mittlerweile waren auch die beiden Frauen in der Küche vollständig erwacht und nun schlich Lilu voran in den Flur, wo es verdächtig ruhig geworden war.

Die beiden zogen ihre Zauberstäbe, warteten kurz hinter der Wand. Dann stürmten sie synchron in den Flur und schossen gleichzeitig ein Foto mit ihren Zauberstäben. Die abgelichtete Situation war fantastisch. Ein inniger Kuss zwischen den beiden fand sofort seinen Platz an Lilus Fotowand im Wohnzimmer.

Knallrot saß das Paar fünf Minuten später am Frühstückstisch. Lilu lud einiges an Essen auf einen Teller und füllte Kürbissaft in ein Glas. Bewaffnet mit einem Tablett, auf dem das Essen stand, ging sie in ihr Schlafzimmer. Charlie lag bei mittlerweile geöffneten Vorhängen in ihrem Bett und verfolgte sie mit seinem Blick. „Guten Morgen!", flötete sie.

„Wieso hast du mich zurück ins Bett geschickt?" Seine Stimme war noch immer rau und leise von der Rauchvergiftung. Seufzend setzte sie sich neben ihn in ihr Bett und antwortete langsam. „Du hast Bewegungsverbot. Hast du dich reden gehört? Ich glaube mindestens einige Monate wirst du noch wie ein Kettenraucher klingen." Sie grinste matt.

Lilu wechselte das Thema. „Ich hab dir Frühstück mitgebracht. Cedrics Freund ist über's Wochenende zu Besuch. Du kannst jeden fragen, er backt das beste Brot der Welt. Niemand kennt sein Geheimrezept. Ich hoffe du magst Käse?" Charlie nickte grinsend. „Ist es okay, wenn ich dir ein paar Fragen stelle während ich frühstücke? Mir ist langweilig"

Lilu stimmte zu und schon entwickelte sich ein schnelles Frage-Antwort-Spiel:

„Lieblingsfarbe?"

„Grün!"

„Das gleiche. Lieblingsdrachenrasse?"

„Ey, du Fiesling! Ich glaube, wenn ich mich entscheiden müsste Walisischer Grünling oder Norwegischer Stachelbuckel."

„Definitiv walisischer Grünling, hey, ich komme aus Großbritannien!Wo ist dein Lieblingsort?"

„Ein Weihnachtsmarkt in Irland bei Laheen. Ich kann dich dieses Jahr gerne mitnehmen. An Nikolaus?"

„Klingt super. Okay, weiter: Lieblingsbuch?"

So ging es noch eine Weile, bis Charlie aufgegessen hatte und er handelte bei Lissy aus, dass er sich wenigstens in Lilus Hütte frei bewegen durfte. „Aber übertreib es ja nicht!" Eine unausgesprochene Drohung steckte in Lissys Satz.

Bis zum Mittagessen hatte gefühlt bereits das halbe Reservat in Lilus Hütte vorbeigeschaut. Alle hatten Paul begrüßen wollen und die Ersten hatten sich auch ein wenig Brot mitgenommen. Dieses schmeckte nämlich himmlisch. Paul hatte versprechen müssen, ihr noch zwei Hefezöpfe und drei Roggenbrote auf Vorrat zu backen.

Am Nachmittag halfen alle, die die Hütte verlassen durften, beim Wiederaufbau der abgebrannten Wohnstätten. Wer bis zu diesem Augenblick noch nicht mitbekommen hatte, dass Paul Lessing im Reservat zu Besuch war, tat dies nun auf jeden Fall. Einige Hütten waren bis zum Boden heruntergebrannt, andere waren gerade mal leicht angekokelt.

Mit Hilfe einiger nützlicher Zauber räumte sie eine Fläche frei, auf der vor kurzer Zeit noch ein Häuschen gestanden hatte. Die verkohlten Holzreste warf sie auf den Haufen, der bereits von den anderen gemacht worden war. Dann stellte Lilu sich mit Paul, Cedric und Lissy in einem Kreis um die Freifläche auf und sie hoben die Hände.

Langsam, ganz langsam begann der Boden zu vibrieren. Eine Linie aus grünem Licht verband die vier ebenfalls leuchtenden Körper über die erhobenen Hände miteinander. Jedoch merkte man eindeutige Helligkeitsunterschiede. Während bei Lissy und Cedric ein matteres Grün leuchtete, war Lilu dagegen wesentlich heller. Trotzdem war das nichts im Vergleich zu Paul.

Dieser hatte konzentriert die Augen geschlossen. Seine Haare wirbelten in der grünen Energie umher. Er strahlte so hell, dass ihre Augen nach wenigen Sekunden zu tränen begannen. Schnell sah sie weg und zu ihrem Bruder. Der starrte, wie immer fasziniert von der elementaren Kraft seines Freundes, diesen an.

Das Vibrieren wurde immer stärker und stärker und die Gruppe leuchtete immer heller und heller, bis der Boden vor ihnen Aufbrach. Lange Pfähle und einige Steine schossen hervor, bildeten das Grundgerüst einer Hütte und sehr viele, sehr dicke Äste schossen aus der staubigen Erde, wanden sich um die Pfähle; ja webten geradezu eine neue Hütte.

Schließlich ragte ein Gebäude vor ihnen auf. Eine gleiche Hütte wie alle anderen. Vom Rand ihres Sichtfeldes kroch Schwärze auf Lilu zu. Sie fühlte sich ausgelaugt, unfähig noch einen weiteren Schritt zu tun. So viel Erdmagie anzuwenden kostete Kraft. Sehr viel Kraft.

Das letzte was sie sah war Paul, der von einem entkräfteten Cedric aufgefangen wurde; dann war alles dunkel.


Hallöchen :) Sorry, dass ich länger nichts hochgeladen habe, aber ungeschriebene Kapitel kann man nicht veröffentlichen. Ich hoffe das Prinzip Schule ist bekannt XD

LG und danke fürs lesen!

Loo


✔️Liluna McWinston - eine Charlie Weasley Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt