Kapitel 6: Gedanken

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Hoffentlich würde sie es bis dorthin schaffen, ohne gebraten zu werden.

Und sie schaffte es. In einigen hundert Metern sah Lilu die großen Grünflächen. Sie spürte ein leichtes Kribbeln auf ihrer Haut, welches ihr einmal mehr verdeutlichte, dass sie soeben das Reservat verlassen hatte. Nachdem sie einem Feuerstrahl Butters ausweichen musste, hatte sie auch die bestätigung, dass der Drache ihr noch immer auf den Fersen war.

In großen Kreisen schraubte sie sich den Himmel hinab und setzte schließlich sanft auf der Wiese auf. Schnell zückte Lilu ihren Zauberstab und tarnte sich mit einem Desillusionierungszauber vor den wütenden Blicken des Drachen. Als das gewaltige Tier einige Meter entfernt von ihr auf der Wiese aufsetzte, schnaubte es so heftig und wütend, dass Funken stoben.

Langsam trat Lilu einige Schritte näher. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf die Gedanken des Drachenweibchens. *Hallo, Butter.* Hektisch sah sich der Drache nach dem Ursprung der Stimme um, entdeckte sie allerdings nicht. *Sh... Ich werde dir nichts tun* versprach Lilu leise. °Wer bist du und was willst du von mir?° fauchte die Drachendame in Gedanken gefährlich zurück.

*Mein Name ist Lilu. Du kennst mich eigentlich. Ich bin das kleine Mädchen, dem du deinen Namen zu verdanken hast.*

°Also, ich will ja nichts sagen, aber wie ein kleines Mädchen wirkst du mir eher nicht, dass du sowas alles zu Stande bringst. Außerdem ist das ganze ja schon ein Weilchen her.°

*Stimmt. Ich bin mittlerweile schon 17.*

°Ah, gut zu Wissen. Dann bin ich scheinbar — äh, lass mich kurz überlegen — bin ich 14?°

*Nein, eigentlich nicht. Du bist vier Jahre älter als ich. Also 21.*

°Das verwirrt mich jetzt aber.°, murmelte sie. °Ich dachte immer, ich wurde nach dem Muster auf meiner Eierschale benannt...°

*Das stimmt auch. Als mein Dad mir von dem Muster erzählte und auch davon, dass du noch keinen Namen hattest, dachte sich mein dreijähriges Ich wohl, der Name würde passen. Entschuldige, falls er dir nicht gefällt.*

°Doch, doch, ich mag ihn. Ich freue mich immer, wenn der Gärtner mir aus Spaß einen Strauß Butterblumen ins Gehege wirft. Die schmecken furchtbar gut mit ein bisschen Kuhleber, oder Ziegenwade.°

Angewidert verzog Lilu das Gesicht, antwortete jedoch nicht.

*Ich hätte jetzt eine bitte an dich.*

°Ich höre.°

*Ich habe mich noch getarnt, aber wenn ich mich gleich wieder sichtbar mache greifst du mich bitte nicht an.*

°Sicher doch.°

*Auch wenn du bereits ruhiger bist, bitte ich dich jetzt wieder ganz ruhig zu werden. Wir müssen dich zurück in dein Gehege bringen. Hier draußen könnte dich jederzeit ein Muggel sehen. Das ist furchtbar gefährlich.*

Butterblümchen schnaubte nur.

°Denkst du, ich hätte mich befreit nur um sofort wieder eingesperrt zu werden? Ganz sicher nicht.°

*Weshalb bist du eigentlich ausgebrochen? Dir ging es doch gut bei uns.*

°Braucht man einen Grund auszubrechen?°

*Also normalerweise hat man einen.*

°Sind Fremde, die in mein Gehege kommen und meine Eier stehlen ein Grund? Dann hätte ich einen...°

„Es waren Fremde bei dir im Gehege?! Das ist definitiv ein Grund wütend zu werden!" rief Lilu laut aus und sprach dann in Gedanken ruhig weiter. *Aber bitte, komm mit mir wieder zumindest auf das Reservatgelände! Vertrau' mir*

°Gut. Ich komme mit, aber nur wenn ich sofort wieder in mein Gehege darf!°

*So, ich mache mich jetzt sichtbar. Wenn du mich angreifst...*

°Jaja...° grummelte der Drache. Sie deaktivierte ihren Desillusionierungszauber und tatsächlich griff Butterblümchen nicht an.

Erleichtert atmete Lilu auf und ließ ihre Flügel erscheinen. *Super! Dann folge mir*

Problemlos durchquerten sie die magischen Grenzen und flogen über das Reservat hinweg. Direkt über dem Gehege, in dem Butterblümchen untergebracht war, hielten sie an. Mit einigen gemurmelten Zauberformeln und ein bisschen Zauberstabgewedel öffnete Lilu die Barriere in den Himmel. „Schnell! Bevor die anderen auch abhauen..."

Sanft landeten die beiden auf dem Boden und Lilu schloss das Gehege wieder. Vorsichtig umarmte sie die perplexe Butterblümchen noch einmal und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Schuppen, dann verließ sie kurz das Gehege und kam mit ein wenig Fleisch zurück. „Gegen den Schock!" rief sie und warf vor dem monströsen Ungetüm den Snack auf die Erde.

„Ich schaue später noch mal vorbei!" unterrichtete sie das Tier, bevor sie endgültig aus dem Gehege ging. Draußen hob sie wieder ab und flog zu den noch immer lodernden Flammen. Das Feuer hatte sich auf einige Hütten ausgebreitet und wollte gerade auf das nächste Gebäude übergreifen. Lilu eilte an die Seite einiger Heiler und bändigte mit ihnen gemeinsam Wasser zu einer schützenden Kuppel.

Unter einigen Anstrengungen richteten sie das Wasser zu einem Wall auf und ließen diesen auf die Flammen stürzen. Eine junge Heilerin namens Severa nickte ihr zu und deutete an, so etwas noch einmal zu machen. Gemeinsam hoben sie wieder eine große Menge Wasser an und ließen es auf die Flammen schlagen.

Langsam aber sicher neigte sich der Wasservorrat dem Ende. Glücklicherweise brannte nun noch lediglich eine einzige Hütte. Mit dem Rest des Wassers löschten einige Heiler auch diese. Lilu lief zwischen den zerstörten Hütten entlang und sah sich nach Cedric um. Ihr Bruder stand mit rußgeschwärzt Haaren am Rand und stützte eine Heilerin, die sich scheinbar am Bein verletzt hatte.

Als Lilu zu ihnen eilte sah sie aus dem Augenwinkel, dass jemand neben ihr zusammensackte. Im letzten Moment stürzte sie doch in die andere Richtung und fing den Rotschopf im Fall. Charlie war augenscheinlich bewusstlos. Langsam legte sie ihren Kollegen auf dem Boden ab. Lilu schickte Lissy einen Patronus mit ihrer Position und der Nachricht, dass sie bitte schnell kommen sollte.

Derweil legte sie Charlie in die stabile Seitenlage und winkte Cedric zu sich heran. „Ced! Hier rüber! Charlie ist bewusstlos." Ihr Bruder und die Heilerin wankten zu ihnen und mit einem Zischen ließ sich die ältere Dame neben dem bewusstlosen jungen Mann nieder.

„Ella, was ist mit deinem Bein?" Cedric klang erschöpft und seine Stimme war rau. „Ach, nur gebrochen. Das passiert mir mit 80 häufiger als dir mit 23 Jahren." Ella lachte über diesen Umstand, die beiden anderen fanden es allerdings weniger witzig. „Warum arbeitest du auch noch? Seit über zehn Jahren könntest du dich schon zur Ruhe gesetzt haben!" murrte Lilu mit besorgter Miene während sie im Blick behielt, dass Charlie weiter atmete.

Dann hörte Lilu Schritte hinter sich und machte Lissy auf sich aufmerksam. „Hey, wir sind hier!" rief sie und ihre Freundin eilte herüber. „Ella hat sich das Bein gebrochen und Charlie ist bewusstlos zusammengebrochen."

„Bringen wir die beiden erst mal auf die Krankenstation."


Hey, sorry dass dieses Kapitel erst so spät kommt... Ich hatte das eigentlich schon länger fertig 😅 Auf jeden Fall, danke, falls jemand noch diese Geschichte liest! =D

LG Loo


✔️Liluna McWinston - eine Charlie Weasley Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt