Als es Dezember wurde legte sich zum Nikolaustag eine Schneedecke über das gesamte Reservat. Lilu hatte ihre Verabredung mit Charlie heute nicht vergessen und war doch ein wenig verzweifelt als sie um 6.30 Uhr bei Lissy vor der Tür stand und klopfte. Naja, eher hämmerte sie gegen die Tür, so lange bis eine zerzauste Lissy aus ihrem Zimmer trat und sie in die Küche zerrte.
„Also, was gibt es? Muss ich aus deinem Gästezimmer ausziehen oder ist der nächste Drache ausgebrochen?", fragte die Heilerin sie routiniert. „Schlimmer", meinte Lilu. „viel schlimmer. Ich habe heute eine Verabredung – kein Date – mit Charlie und keinen Plan was man zu sowas anzieht."
Lachend schubste Lissy sie. „Was? Und dafür weckst du mich? Na, komm!" Sie schlichen sich in Lilus Zimmer und suchten ihr in flüsternder Absprache Kleidung für den Tag heraus; dabei wurden sie dauerhaft von Charlies ruhigen Atemzügen begleitet.
„Also, du ziehst deinen dunkelgrünen Strickpulli an und-"
„Aber der ist mir doch schon längst zu klein!"
„Er ist nicht zu klein, sondern liegt einfach nur eng an. So eine Meinung kommt davon wenn man sonst nur Oversize trägt!"
Grummelnd lenkte Lilu ein. Bei der Hose konnten sie wenigstens einen Kompromiss finden: Kein Rock, dafür eine enge schwarze Jeans statt einer weiten Cargohose. Im Badezimmer zog Lilu sich nach einer schnellen kalten Dusche um und flocht sich zwei Französische Zöpfe. Sie steckte sich einen Stechpalmenzweig in die Frisur, welcher dem ganzen einen weihnachtlichen Glanz verlieh.
Als sie mit Charlie um Punkt 11 Uhr in ihrer Apparierzone verschwand, hatte ihr bereits jeder Mitarbeiter, dem sie heute begegnet war, mit einem Kompliment die Wangen zart rosa gefärbt. Charlies „Wow! Du siehst aus wie Weihnachten in Person." Hatte sie schließlich puterrot werden lassen. Er hatte ihr einmal verraten, dass Weihnachten sein liebstes Fest im Jahr war.
In dem Wald bei Laheen schlugen ihre Füße hart auf irischem Boden auf. „Puh, schon kälter hier.", bibberte Charlie. Tatsächlich: Es war eindeutig kühler geworden. Auf dem Boden in Rumänien lag bereits etwas Schnee, doch es war nicht vergleichbar mit der dicken Schneedecke hier. Sie standen auf einer mindestens eineinhalb Meter hohen Schneeschicht, die durch Zauber gefestigt worden war. „Beim Weihnachtsmarkt wird es wärmer.", versprach Lilu.
Nach wenigen Schritten waren bereits ein paar Hütten in einiger Entfernung zu sehen. Ihre knielangen Umhänge streiften den Schnee, so tief sanken in den Schnee. Nur in der Apparierzone war der Schnee gefestigt worden. Das alles war auch der Grund, dass sie fast eine halbe Stunde zu dem Markt brauchten. Trotzdem lohnte es sich.
Sobald sie eine magische Grenze überschritten, wurden sie in wohlige Wärme und den Duft von Zimt und Tanne gehüllt. Die Hütten waren mit magischen Lichtkugeln und Leprechans dekoriert, die auf den nach vorne leicht schrägen Dächern tanzten. Von überall erklang irische Musik, selbstständige Fiedeln spielten und Hexen und Zauberer allen Alters schwatzten miteinander, schlenderten über den Markt oder standen in Grüppchen zusammen und tranken den sich selbst wärmenden Glühwein, der an einem Stand angeboten wurde.
„Wow, du hattest recht. Es ist ziemlich warm hier. Ich nehme an der Schnee schmilzt durch einen Zauber nicht?", fragte Charlie und seine Augen strahlten, als hätte sie ihm gesagt, Weihnachten wäre dieses Jahr doppelt so lang. Lilu antwortete freudig strahlend. „Ja schon." Sie drehte sich um und ging rückwärts, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Aber pass auf! Hier sind überall magische Mistelzweige aufgegangen, die einen Gefangen nehmen bis man durch einen Kuss befreit wird. Und küssen werde ich dich nicht!" Gespielt überdramatisch verletzt griff Charlie sich an die Brust.
„Komm, ich zeige dir jetzt, wo es die weltbesten gebrannten Mandeln gibt." Lilu drehte sich wieder um und steuerte einen Stand am äußeren Rand des Platzes an. „PHILLIP!", brüllte sie quer über den Markt und der ältere Zauberer mit schneweißem Bart und Haaren drehte sich zu ihr um, trat durch eine Tür an der Seite seiner Hütte ins Freie und ließ sich von der wesentlich größeren Lilu drücken, die gerade angestürmt gekommen war.
Charlie kam grinsend hinterher geschlendert und wurde als Begleitung der schreienden jungen Frau mit missbilligenden Blicken gestraft. Diese ignorierte er jedoch gekonnt. „Hey, Phil", grüßte auch er den Mann und schüttelte ihm die Hand. „Charles" Die Stimme des ehemaligen Seefahrers war so warm wie seine nette Art und der tiefe Bass wummerte in der Magengegend nach. Irritiert sah Lilu vom einen zum anderen. „Ihr könnt euch?"
Phillip lachte laut schallend. „Natürlich! Ich bin ein guter Freund von Charles' Großmutter. Wir kennen uns von etlichen Weihnachtsfesten bei ihm und seiner Familie. Hat er dir von seinen sechs Geschwistern erzählt?" Lilu grinste. „Nein, hat er noch nicht. Apropos Familie: Krieg ich Großnichtenrabatt?" Nun lag es an Charlie erstaunt zu gucken, er sagte allerdings nichts dazu. Phillip lächelte unter seinem dicken Rauschebart. „Ach, was. Ich lade euch ein!" Dann drehte er sich um und ging in seine Hütte.
Keine zehn Minuten später liefen sie mit großen Tüten voller gebrannter Mandeln über den Schnee und naschten immer wieder etwas daraus. Schließlich erklärte Lilu: „Dieser Weihnachtsmarkt ist zwar für den sich selbst warmhaltenden Glühwein bekannt, allerdings finde ich persönlich die heiße Schokolade dort drüben um Welten besser. Komm" Sie zog ihn hinüber und bestellte zwei mal das heiße Getränk.
Mit den Tassen in der Hand schlenderten sie nun dicht nebeneinander her über den Weihnachtsmarkt. Langsam begann es zu dämmern und die untergehende Sonne brachte den Schnee zum leuchten. Ein wenig außerhalb stand eine Bank mitten im Wald. Lilu brachte ihre ausgetrunkenen Tassen zurück und folgte dann Charlie zu dieser Bank.
Er wartete auf dem Weg auf sie und bot ihr seinen Arm an. Diesen nahm Lilu und strahlte, als auf einmal eine weiße Flocke auf ihrer Nase landete. Sie quietschte auf, wie ein Kind und reckte ihr Gesicht dem Himmel entgegen, sodass weitere Schneeflocken auf ihrem Gesicht landeten. Charlie sah sie lächelnd an und Lilu lächelte zurück.
Sie löste sich von ihm, sodass ein leicht verletzter Blick auf seinem Gesicht erschien. Dieser wandelte sich einen Moment später in einen entsetzten, als er von einem Schneeball getroffen wurde. „Na warte! Das bekommst du zurück!", rief Charlie und formte nun seinerseits eine Schneekugel, welcher Lilu nur sehr knapp ausweichen konnte.
Das ganze artete in eine Schneeballschlacht aus, wie Lilu sie noch nie gesehen hatte. Gerade holte sie erneut mit einem Schneeball in der Hand aus, trat einige Schritte zurück — und erstarrte in der Bewegung. Ihr Blick glitt hinauf zu dem Zweig, der einige Meter über ihr im Baum hing. Ein Mistelzweig.
Grinsend kam Charlie zu ihr. „Scheinbar bin ich doch nicht der, der vor diesen Zweigen gewarnt werden muss" Lilu hätte nur zu gerne etwas erwidert, jedoch war auch ihr Gesicht eingefroren, und sie konnte nur noch die Augen bewegen. Und dann, völlig unerwartet, lagen seine Lippen auf ihren und sie musste diesen Kuss erwidern. Es gab keine andere Möglichkeit, das war ihr einziger Weg zu überleben.
Mit ihm.
So, das war meine erste fertige Fan-Fiction und auch wenn sie recht kurz war, so hoffe ich dass sie Euch gefallen hat. Einen schönen Nikolaus wünsche ich Euch!
LG, Loo
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✔️Liluna McWinston - eine Charlie Weasley Fan-Fiction
FanficLiluna McWinston ist wohl die jüngste Drachenwärterin der Zaubereigeschichte. Sie lebt und arbeitet mit Drachen schon seit sie ein kleines Kind war. Ihre Mutter ist die Leiterin des Reservats und das Leben der 17-jährigen wird total auf den Kopf ges...