Dämonen

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Lennox war langweilig.

Ja, er war verletzt und verspürte immernoch bei jeder Bewegung Schmerzen, doch er konnte nicht nichts tun, außer rumzusitzen, während die anderen arbeiteten. Ryan riskierte mal wieder viel zu viel - okay, das konnte Lennox ihm nach seinen eigenen Aktionen nun wirklich nicht verübeln - Mark verstärkte zusammen mit Enya, Luna und Kai ihren Unterschlupf, indem sie lockere Seile festzogen und aufgefangenes Regenwasser von den Planen entfernten. Noah und Luke begleiteten Ryan, damit er sich nicht in Schwierigkeiten brachte. Die drei wollten die Lage checken, ob immernoch solch eine Aufruhr herrschte. Die Sonne hatte beinahe ihren höchsten Punkt erreicht, also war es wahrscheinlich irgendwann am Mittag. Ihre Aktion in der Nacht hatte viel zu viel Aufmerksamkeit erregt, weshalb sie sich in den nächsten Tagen erstmal von der Innenstadt fernhalten sollten, bis alles etwas ruhiger wurde. Solange er nichts tat, quälten Lennox bloß Erinnerungen an seinen Vater, also war das nicht länger eine Option.

Er krabbelte von seinem Deckenlager runter und aus dem Zelt hinaus, wo er sich hochstemmte, einige Schritte taumelte und dann sicher stand. Auch wenn sein ganzer Körper wehtat, ließ er die Schultern kreisen und ging zu den anderen.

„Hey Leute! Wo bleiben Ryan, Noah und Luke?"

Mark wirbelte herum und stapfte wütend zu ihm.

„DU BIST VERLETZT UND SOLLST DICH AUSRUHEN!", rief er leicht verzweifelt und schmiss die Arme hoch.
„Ach und die anderen müssten gleich wiederkommen.", fügte er hinzu.

„Ich hab mich ausgeruht.", stellte Lennox unnötigerweise fest.

„Ja, vier Stunden.", sagte Luna in ironischem Tonfall.

Lennox zuckte die Schultern. Enya kicherte:

„Unseren Superninja könnt ihr nicht zum Rumsitzen verdammen."

Er grinste bei den Worten des Mädchens. Kai verdrehte die Augen, allerdings mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

„Wie kann ich helfen?", fragte Lennox und deutete auf die Planen.

Kai stöhnte übertrieben laut.

„Wir müssen die Plane da strammer ziehen, damit sich das Regenwasser nicht so leicht darauf sammeln kann.", sagte er.

Lennox nickte und packte eines der Seile, mit denen die Plane über das Zelt gespannt worden war. Mit vereinten Kräften erledigten sie die Arbeit, bis sie eine Stimme hinter sich hörten:

„Wieso überrascht mich das jetzt nicht?"

Lennox und die anderen drehten sich um und Lennox, der die Hände auf die Knie gestützt hatte und versuchte, seine Schmerzen zu verbergen, blickte geradewegs in Ryans Gesicht. Er hatte die Arme verschränkt und sah Lennox streng an. Er starrte ihn förmlich nieder, bis Mark sagte:

„Komm schon, hör auf ihn mit deinen Blicken zu durchbohren, du bist kein Stück besser, Ryan!"

Ryans Blick schoss zu Mark und Noah prustete los.

„Ach, ist das so?", fragte Ryan und sprang blitzschnell zu Mark.

Bevor er reagieren konnte, nahm Ryan Mark in den Schwitzkasten und verstrubbelte seine Haare. Mark wehrte sich vergeblich, doch Ryan war der Stärkere und lachte nur über Marks Befreiungsversuche. Als seine Haare ein einziges Wirrwarr waren, gab Ryan ihn frei und Mark ließ sich gespielt beleidigt auf den Boden fallen und murmelte einige nicht grade jugendfreie Beleidigungen in seine Richtung. Dann kam Ryan zu Lennox und zog ihn am Arm von den anderen weg. Lennox meinte noch ein 'Ui, das gibt Ärger' zu hören, dann fing Ryan auch schon an zu sprechen:

„Du bist wirklich genauso ein Sturkopf, wie ich, Ninja! Also muss ich es dir wohl auf die harte Tour erklären. Wenn du nicht sofort wieder rein gehst und dich nicht wenigstens einen Tag ausruhst, dann schwöre ich, dass ich dich persönlich in dieses Zelt da schleppe und so lange festhalte, bis die Prellungen und Schürfwunden geheilt sind und glaube mir, das willst du nicht, ich kann da nämlich auch ziemlich stur sein! Also wenn du nicht den Wunsch verspürst, dass ich dich wie Mark eben in den Schwitzkasten nehme, in das Zelt bringe und dann auf dir sitzen bleibe, dann solltest du jetzt lieber freiwillig gehen!"

Reise durch die SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt