Das Fünfte und ein markanter Duft

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Mit einem gleichmäßigen, immer wiederkehrenden Klacken fuhr die Dampflok über die Schienen. Wir waren auf dem Rückweg nach London und niemand von uns war darauf bedacht, auch nur ein Wort mit dem anderen zu wechseln. Mycroft gab seiner Mutter die Schuld, an dem was passiert war und Holly hatte mit ihm diskutiert, dass er sich lieber selbst an die Nase fassen sollte, bevor er immer die Schuld bei anderen Suchen würde. Sherlock hingegen zog es vor, die Fakten zu betrachten und hatte sich eher zurückhaltend dazu geäußert. Das Schweigen, dass sie alle Pflegten, konnte man allerdings besser mit reiner Sturheit beschreiben. Ich hingegen machte mir große Sorgen. Enola war noch jung und wusste nichts von dem Leben, noch dazu dem Leben in London. Einer lauten ruhelosen Stadt, die mit jeder Tücke gegen einen zu arbeiten schien. Doch war es auch gleichzeitig das Symbol einer aufstrebenden Zivilisation. Und so konnte man auch Enolas Entscheidung reine Sturheit nennen, denn sie hatte keine Ahnung, auf was sie sich einließ. Aus welchem Grund auch immer Eudoria verschwunden war, sie hatte sich wohl wenig Gedanken über das Geschehen gemacht, was nach ihrem Verschwinden passierte. Auch dieser Fakt sprach für die Sturheit in der Holmes Familie, die sich wie eine Erbkrankheit ausgebreitet haben musste. Und schon das machte die Sache für mich recht verwunderlich. Lernte ich sie doch als recht Vernunft bewusste Frau kennen. Doch das Zwischenmenschliche, war bis auf Holly, der Holmes Familie wohl verwehrt geblieben. Sie waren schon regelrechte Steine, wenn es um das Bewusstsein für andere ging und dachten stets an sich selbst. Mein Vater pflegte einst zu sagen, wen jeder an sich denkt, ist an alle gedacht. Aber so konnte eine Gesellschaft nicht sonderlich lange überleben. Mycroft machte oft den Anschein, er würde an die anderen denke, was als großer Bruder wünschenswert wäre, nur führten seinen Handlungen immer nur zu einem Ziel. Nämlich sich selbst. Ich als seine Frau wurde eventuell noch bedacht, jeder andere schien allerdings aus seinem Gehirn gestrichen, wenn er Entscheidungen fällte.

Mycroft Holmes hatte nach meinem Streit und auch in den morgen Stunden des Tages kein Ton mit mir gewechselt und ich musste sagen, wie sehr ich diese Stille auch Anfangs genoss, machte sich langsam ein Unwohlsein in mir breit. Wir hatten wohl oder übel eine Ehekrise, die zweite in unserer Ehe. Ich kam mir keines Fall Hilflos vor, eher Mittellos. Mein Mann finanzierte uns, organisierte uns und fällte Entscheidungen. Er hatte die Möglichkeiten dies zu tun und ich stellte es nicht weiter in Frage. Nur war auch ich inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem ich mich zweifelsohne übergangen fühlte und bis er dies nicht verstanden hatte würden wir sicher nicht zu einander finden.

„Winston kommt übermorgen zurück, was hältst du von einer Tasse Tee bei uns?", fragte Holly während wir zu unseren Kutschen liefen. Mycroft und Sherlock liefen einige Meter vor uns. Ich würde sehr gern wissen über was sie redeten. „Das hört sich fabelhaft an. Ich werde mit Mycroft sprechen.", sagte ich meiner Schwägerin zu. Augenverdrehend beobachtete ich, wie mein Mann einen Penny in den Becher eines Straßenjunges warf und sich eine Zeitung nahm. Er steckte seine Nase immer in diese Informationsblätter. Selbst wenn er es nicht schaffte über den Tag widmete er sich den Nachrichten gen Abend hin. Sherlock hielt nicht sonderlich viel von Zeitungen, außer wenn sie beim Lösen von Fällen behilflich sein konnte. „Du bist so abwesend.", bemerkte Holly. Ihre Stimme war aus unerfindlichen Gründen so leise, dass sie im Tumult im Bahnhof fast untergegangen wäre. Was sicherlich daran lag, dass ich definitiv nicht anwesend war. „Ich denke nach.", gab ich als Antwort zurück. Sherlock und Mycroft warteten bereits an den Kutschen auf uns, auch wenn mein Schwager nicht beabsichtigte mit der Kutsche nach Hause zu fahren. „Wir sehen uns im Club Bruder?", hörte ich Mycroft sagen, als ich bei ihm ankam. „Sicher Mycroft. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, Elizabeth." „Das hoffe ich auch.", lächelte ich ihm zu. Mycroft der sich soeben von seiner Schwester verabschiedet hatte, streckte mir die Hand entgegen um mir in die Kutsche zu helfen. „Es war schön dich wiederzusehen.", drehte ich mich noch kurz zu Holly. „Wir sehen uns bei Tee." Ich nickte ihr zu und stieg mit Mycroft in unsere Kutsche ein. Ich hörte noch, wie Sherlock anbot Holly zu ihrer Kutsche zu führen, dann fuhren wir los.

Elizabeth Cavanaugh - The Wife Of Mycroft HolmesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt