10 Der erste Schnee (Teil 2)

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Kurze Zeit später sitzen wir alle gemeinsam in Hannes Auto. Voller Freude schaue ich die ganze Fahrt aus dem Autofenster. Ich beobachte, dass die Schneedecke immer dichter wird und kaum haben wir Berlin verlassen, wirkt die weiße Pracht richtig magisch. In mir kommt ein warmes Gefühl auf und ich frage mich wann wir das letzte Mal richtig Schnee hatten. Einige Jahre ist das definitiv her. Das Gespräch der Jungs nehme ich kaum wahr. Zu sehr bin ich damit beschäftigt begeistert die Umgebung zu betrachten. Als das Auto dann nach einiger Zeit endlich zum stehen kommt, kann ich es kaum erwarten und reiße schwungvoll die Tür auf. Begeistert stelle ich fest, dass weit und breit keine Menschen zu sehen sind und vor uns eine große Wiese liegt, die vollständig vom Schnee bedeckt ist. Lediglich ein paar Spuren von Tieren sind im Schnee zu sehen. Tief atme ich ein und schließe dabei meine Augen. Ich genieße die kalte klare Luft, die durch meine Lungen strömt. Normalerweise mag ich die Kälte nicht gerne, da ich dauernd am frieren bin, aber gerade finde ich das halb so wild. Ich versuche mir dieses Glücksgefühl, das meinen Körper durchströmt, gut einzuprägen und einfach den Moment zu genießen. Wir froh ich doch bin meine Jungs zu haben und mit ihnen so spontan in die Pampa zu fahren und sich einfach über den Schnee zu freuen. Was das angeht steckt in uns allen noch das Kind, das sich über solch kleine Dinge freuen kann. Noch während ich das denke, höre ich aus etwas Entfernung ein lautes Lachen, während ich einen dumpfen Schlag am Arm spüre. Leicht verwirrt öffne ich meine Augen und versuche zu verstehen warum die Jungs am lachen sind und was mich da gerade am Arm getroffen hat. Schnell wird mir klar, dass die Jungs begonnen haben Schneebälle zu formen und es offenbar auf mich abgesehen haben. Denn schon in diesem Moment sehe ich, dass Hannes den nächsten Schneeball in meine Richtung wirft, dem ich jedoch gerade so ausweichen kann. Schnell bücke ich mich und forme ebenfalls einen Schneeball, den ich in Richtung der Jungs werfe. Doch bei meinen Werfkünsten verfehle ich mein Ziel natürlich deutlich. „So wird das nichts Steff!" ruft Nowi und alle Jungs brechen in Gelächter aus. Auch nach ein paar weiteren versuchen habe ich keinen Treffer erzielt, wohingegen die Jungs mich schon einige Male getroffen haben. „Das ist doch unfair. Drei gegen eins. Wollen wir nicht Teams machen?" rufe ich. „Also ich gehe nicht mit dir in ein Team! Du musst erstmal werfen üben." antwortet Hannes prompt. Woraufhin ich ihm beleidigt die Zunge raus strecke. „Ich mache mit Hannes ein Team. Die kleinen gegen die Großen!" ruft Nowi und klatscht sich mit Hannes ab. Thomas schaut mich leicht verzweifelt an. Ich weiß genau, dass auch er bei Wurfspielen nicht gerne mit mir in einem Team ist. „Ey was verziehst du so dein Gesicht Thomas? Ihr seid doch alle fies, dass ihr nicht mit mir in ein Thema wollt! Du kannst dich ruhig mal erbarmen mit deiner Freundin ein Team zu machen." rufe ich ihm entgegen. „Na gut. Aber das nächste Mal machen wir andere Teams!" ergibt Thomas sich und kommt zu mir rüber, um mir einen kurzen Kuss zu geben. „Auf in den Kampf meine kleine Werfniete!" sagt er mir, woraufhin ich leicht die Augen verdrehe. War klar, dass er mich mal wieder necken muss. Wir beginnen mit unserer Schneeballschlacht und wie erwartet erzielen Hannes und Nowi einige Treffer mehr als wir. Doch ich habe eine Idee und nehme Thomas kurz zur Seite. „Wir müssen unsere Strategie ändern. Ich forme die Schneebälle und du wirfst." Schlage ich ihm so leise vor, dass das andere Team uns nicht hören kann. Thomas stimmt mir zu. Mit diesem Strategiewechsel haben die Jungs wohl nicht gerechnet und wir erzielen deutlich mehr Treffer. Immer wenn einer der Jungs sich bücken muss, um sich einen neuen Schneeball zu formen, wirft Thomas sie ab und plötzlich erzielen wir mehr Treffer als die beiden. Nach einiger Zeit beschließen wir, dass es genug ist für heute. So eine Schneeballschlacht ist doch recht anstrengend. Wir klatschen alle fair beieinander ab und freuen uns, dass wir so einen schönen Abend hatten. Gemeinsam setzen wir uns wieder ins Auto und trinken den wärmenden Tee. Glücklich machen wir uns auf den Weg zurück in die Stadt. „Das müssen wir unbedingt bald wiederholen, wenn es wieder schneit oder der Schnee noch etwas liegen bleibt!" sage ich begeistert in die Stille und erhalte von allen dreien ein zustimmendes Nicken. So hat der eher nervige und anstrengende Arbeitstag doch noch einen richtig schönen Abschluss gefunden.

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