18 In der Weihnachtsbäckerei (Teil 3/3)

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Währenddessen bringt Nowi mir das erste Blech Vanillekipferl mit dem Kommentar: „Zufrieden, die Dame?" Ich werfe einen kurzen Blick über die Kipferl und entgegne: „Sehr, der Herr." Woraufhin wir alle in Gelächter ausbrechen. Da das nächste Blech Plätzchen, gerade fertig ist, bitte ich Nowi die Plätzchen aus dem Ofen zu holen und seine Kipferl in den Ofen zu legen. „Aber denk daran die richtige Temperatur einzustellen." erinnere ich ihn um das Desaster zu vermeiden. „Ja wohl Chefin." ertönt es aus Richtung Ofen. Ein paar Minuten später habe ich das erste Blech Butterplätzchen verziert, während Thomas meckert, dass er den Teig ja andauernd neu ausrollen muss, für die vielen Plätzchen. „So ist das mein Lieber. Jetzt merkt ihr wenigstens mal wie viel Arbeit ich mir jedes Mal mache, um Plätzchen zu backen, die ihr noch nicht mal genüsslich esst, sondern eher inhaliert." „Das Stimmt nicht. Wir genießen die. Immer." so Hannes. „Ah ja. Das wüsste ich aber." entgegne ich und gehe zu ihm, um mal zu schauen wie er mit seinen Zimtsternen vorankommt. Dieser hat mittlerweile schon ein Blech voll mit den Sternen. „Da muss noch irgendwas rauf geschmiert werden bevor die in den Ofen können, oder?" fragt er mich. „Da scheint jemand das Rezept gelesen zu haben. Das ist richtig. Damit kannst du auch anfangen, dann können die bald in den Ofen." „Willst du das nicht machen? Du hast Thomas auch beim dekorieren geholfen." „Bin ich jetzt für die ganzen doofen Aufgaben zuständig oder was?" „Nö, aber du kannst das besser als ich." „Sagt wer?" „Ich." „Na dann. Du hast Glück. Ich fange mal mit den ersten an, aber glaube bloß nicht, dass ich alle mache. Ihr sollt ja schließlich hinterher auch sagen können, dass ihr das alleine hinbekommen habt. Nehmt euch mal ein Beispiel an Nowi. Der hat sich das von mir nur kurz zeigen lassen." „Der muss bei seinen Kipferln auch nicht so eklige Sachen drauf schmieren." „Eklig ist hier schon mal gar nichts! Ich wette mit dir, dass dir die Kekse ohne Schaumglasur nur halb so gut schmecken. Aber apropos Kipferl: Nowi hast du die Eieruhr gestellt?" rufe ich durch die Küche. „Äh, also, habe ich eventuell vergessen." „Das kann doch nicht wahr sein. Alles muss man selbst machen oder was?" sage ich verzweifelt und gebe Nowi die Anweisung nach seinen Kipferln zu schauen. „Ich glaube die sind gut. Kannst du mal schauen Steff?" So schaue ich in den Ofen und sehe braune Kipferl. „Gut? Dein Ernst Herr Nowak? Die sind kurz vorm verbrennen. Hol die sofort raus!" weise ich ihn an. Ich betrachte die Kipferl genauer und denke mir: die kann man gerade so noch essen. „Na dann probiert mal Jungs!" gebe ich die Plätzchen frei, doch alle schauen mich skeptisch an. „Was ist?" „Sind die wirklich noch gut? Du willst uns doch nur leiden sehen." sagt Thomas skeptisch. „Sind die Schwarz? Nein. Also kann man die noch essen. Sind schon sehr stark gebräunt aber wie gut die schmecken, müsst ihr selbst herausfinden." Zögerlich nehmen die Jungs sich jeder einen Keks und probieren. „Mhh. Die sind doch voll gut. Etwas trocken aber lecker." freut sich Hannes und bekommt Zustimmung von den anderen zwei. „Na da habt ihr ja gerade so noch Glück gehabt. Aber bei den nächsten Blechen, gehe ich davon aus, dass ihr es alleine auf die Reihe bekommt die Eieruhr zu stellen." sage ich eindringlich. Doch anstatt sich wieder an die Arbeit zu machen, essen die Jungs doch ernsthaft einen Keks nach dem anderen. „Sag mal ihr tüdelt doch wohl. Wenn ihr so weitermacht, sind die Kekse noch heute aufgegessen. So war das nicht gedacht. Also ab an die Teige weitermachen! Sonst müsst ihr morgen schon die nächste Fuhre backen." „Och man Steff. Gönn uns doch eine kurze Pause. Wir haben schon so viel gebacken." „So viel gebacken Hannes? Also die Makronen sind fertig und ein Blech fast verbrannte Kipferl. Das ist ein Bruchteil von dem, was heute noch auf dem Plan steht und ich glaube nicht, dass ihr morgen noch einen Tag zum Backen einlegen wollt, weil wir nicht fertig werden oder die Hälfte aufgegessen ist." Das Argument scheint zu ziehen, sodass sich alle wieder an die Arbeit machen. Ich schnappe mir ein bisschen von der Schaumglasur und ein Paar Zuckerperlen, die ich damit einschmiere und schleiche mich von hinten an Thomas. Schließlich meinte ich ja, dass Rache süß sei. Während er konzentriert Plätzchen aussticht klebe ich ihm das Zeug ins Gesicht. Verdattert schaut er zu mir auf. „Iiih Steff. Was ist das? Bäh. Mein ganzes Gesicht klebt." ruft er verzweifelt, sodass Nowi und Hannes zu uns schauen und sich schlapplachen bei Thomas Anblick. Auch ich kann mich vor Lachen kaum halten. Doch plötzlich kommt mir in den Sinn, dass es noch lustiger wäre, ihm Mehl ins Gesicht zu pusten, das dann an der Schaumglasur klebt. Schneller als Thomas reagieren kann, setze ich auch diesen Plan um und breche nun endgültig vor lachen auf dem Boden zusammen. Thomas Gesicht sieht aus wie paniert und mit Zuckerperlen verziert. Ein Anblick, den wir wohl alle so schnell nicht vergessen werden. Doch während ich so lache, merke ich nicht, dass Thomas mittlerweile nach der Tüte Mehl gegriffen hat. Und plötzlich habe ich ganz viel Mehlstaub in den Haaren. Vor Schreck stoße ich einen spitzen Schrei aus. „Thomas." „Ja alte Frau?" „Alte Frau? Du spinnst doch!" „So grau wie deine Haare sind darf ich dich ja wohl als alte Frau bezeichnen." „Och man ey. Das ist doch echt zum durchdrehen mit dir." „Wer hat denn angefangen?" „Du!" „Ich? Du hast mir ja wohl zuerst das Zeug in Gesicht geschmiert." „Falls du dich noch erinnern kannst, war das nur Rache für die Aktion vorhin." „Ja Madame. Nur blöd, wenn man der nächsten Rache nicht ausweichen kann, weil man damit beschäftigt ist seinen Freund auszulachen." „Ach halt doch die Klappe." sage ich und verschwinde im Bad um meine Haare auszuspülen. Mit wieder sauberen Haaren gehe ich zurück in die Küche, wo auch Thomas die Schweinerei beseitigt hat. Wir machen uns alle wieder an die Arbeit und kommen tatsächlich ganz gut und ohne weitere Zwischenfälle voran, sodass die Bleche nach und nach im Ofen verschwinden und auch wieder raus geholt werden, bevor irgendwas verbrennt. Nowis Kipferl sind schon längst fertig und auch Hannes hat seine Zimtsterne mittlerweile alle mit der Schaumglasur bestrichen. So fehlen nur noch die letzten Butterplätzchen. Mittlerweile habe ich Thomas so viel geholfen, dass er noch keine Plätzchen verziert hat. Die letzten zwei Bleche überlasse ich somit ihm. „So der Herr. Jetzt sind Sie dran mit verzieren." „Och nö. Muss das sein?" „Ja das muss sein. Vielleicht sind Hannes und Nowi ja so lieb und helfen dir." „Ne Danke." kommt es von beiden wie aus einem Mund. „Na ihr seid ja solidarisch." entgegnet Thomas ironisch und beginnt die Plätzchen zu verzieren. Ich beginne damit mal etwas Ordnung zu schaffen. Die Jungs weise ich an die Kekse in die Dosen zu sortieren, während ich beginne die Arbeitsflächen sauber zu machen und den Geschirrspüler einzuräumen. Aus dem Augenwinkel vernehme ich, dass Hannes und Nowi beide am kauen sind. „Ihr sollt die Kekse in die Dosen legen und nicht aufessen." tadel ich beide. „Das ist unfair Steff." beschwert sich Thomas. „Die essen Kekse und ich muss hier noch die doofe Deko machen. Das braucht doch echt kein Mensch." „Nichts ist hier unfair. Kann ich ja nichts dafür, dass die beiden schneller waren als du und essen sollen sie die Kekse auch nicht. Und doof ist die Deko sowieso nicht. Ich weiß genau, dass du sonst der erste bist, der sich beschwert, dass die Kekse zu langweilig sind." „Dann esse ich halt die anderen Sorten." „Das kannst du vergessen. Entweder du machst das jetzt fertig oder für dich gibt es dieses Jahr nur die Kekse." „Das ist Erpressung." „Ohne wird das hier auch nie was mit dir." „Och man. Du bist echt fies heute." „Du hast mir auch schon genug Nerven gekostet." Mit noch weiterem Genörgel, hat Thomas es kurze Zeit später dann endlich geschafft auch die letzten Plätzchen zu verzieren. Das letzte Blech wandert in den Ofen und die Küche sieht schon wieder fast ordentlich aus, dank Hannes und Nowis Hilfe. So neigt sich unser Backmarathon dem Ende. Auch wenn der Tag teilweise anstrengend war und meine drei Chaoten sich vermehrt echt doof angestellt haben, bin ich mit den Ergebnissen höchst zufrieden. Mittlerweile haben wir alle Sorten Kekse probiert und alle schmecken gut. Insgesamt war es doch irgendwie ein schöner Tag, der sich dem Ende neigt. Dennoch denke ich mir, dass ich das nächste Jahr lieber wieder mit Simmi oder alleine backe. Nochmal werde ich mir dieses Chaos nicht antun.

Das ist der letzte der drei Teile übers Weihnachtsbacken. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir mal Feedback gebt. Gerne zu diesem Teil aber auch allgemein wie euch der Adventskalender gefällt 🤍

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