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20. Dezember

Mal davon abgesehen, dass ich letzte Nacht kaum ein Auge zubekommen habe, bin ich heute Morgen erstaunlich motiviert mich in die Küche zu stellen und die ersten Schritte für die Torte zu planen.

Ich weiß zwar noch nicht so recht, was genau ich backen werde, aber zumindest weiß ich, dass es eine Torte wird.

Das ist besser als nichts.

Mit umgebundener Schürze und weißer Konditorenuniform stehe ich am Tisch und durchwühle die vielen Rezepte, die ich hier in den Backbüchern gefunden, aber auch selbst mitgebracht habe.

So wirklich überzeugen tut mich keines davon.

Es passt irgendwie nicht. Die Torte ist für die Krönung des Prinzen, es muss also etwas Besonderes, und dazu auf ihn abgestimmt sein.

Was könnte der Prinz mögen?

Ich bezweifle, dass er auf eine Mandarin-Sahne Füllung steht, zumal wir tiefsten Winter haben und diese Art Torte eher für den Sommer ist.

Der Prinz.

In den wenigen Minuten, in denen ich geschlafen habe, habe ich irgendwie von ihm geträumt, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass er sich wegen meiner Tollpatschigkeit ein neues Hemd besorgen muss.

Vielleicht verrät mir unser kleines Zusammenstoßen mehr über ihn selbst, und ich finde heraus, welche Torte am besten zu ihm passt.

Ich schnappe mir einen Zettel und einen Stift, setze mich hin und beginne Stichworte zu suchen, mit denen ich ihn beschreiben würde.

Mir fallen bis jetzt nicht viele ein, nur: höflich, wunderschön und entspannt.

Moment. Wunderschön? Habe ich gerade wirklich wunderschön aufgeschrieben?

Verdammt, was mache ich nur?

Ich kann doch jetzt nicht anfangen Gefallen an dem Kronprinzen und zukünftigen König von England zu finden! Das geht gar nicht!

Verzweifelt schmeiße ich den Stift auf den Tisch und raufe mir die Haare.

Wer hätte gedacht, dass mein erster Arbeitstag so verdammt anstrengend und nervenauftreibend wird?

Zugegebenermaßen, jeder hätte es gedacht.

Für die Krönung zu backen ist nun mal keine Sache, die man mal eben so nebenbei macht.

Vielleicht sollte ich, bevor ich jetzt durchgehend den Prinzen studiere, erstmal alles raussuchen, was ich für die ganzen Rezepte brauche, damit ich üben kann und Zeit spare. Man, ich bin ein Genie.

Alles ist hier. Töpfe und Pfannen in sämtlichen Größen, Auflaufformen, Kuchenformen, Springformen in allen Größen, die man sich vorstellen kann, Kochlöffel, mehrere Mixer und Schüsseln, Pfannenwender und Rollhölzer und jegliches andere Zeug, dass ich wahrscheinlich nicht einmal berühren werde.

Doch, wo sind die Teigkarten? Ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass eine so gut ausgestattete Backstube keine Teigkarten hat. Dabei gehören Teigkarten doch zur Grundausstattung einer jeder Küche!

Sämtliche Schränke und Schubladen durchwühle ich auf der Suche nach dieser Teigkarte, doch weit und breit finde ich keine einzige. Das bedarf drastische Maßnahmen: Fred.

Weil ich keine Klingel oder sonstiges habe, muss ich mich wohl selbst auf die Suche nach Fred machen, der eigentlich ja ständig in der Nähe sein sollte, sollte ich etwas benötigen.

In den Gängen des Schlosses ist es ruhig, zu ruhig meiner Meinung nach. Weit und breit kein Fred. Verdammt. Also muss ich weitersuchen.

Irgendwann wird die Stille von dumpfen Stimmen erfüllt, eine männliche und eine weibliche Stimme. Mein Magen zieht sich zusammen und irgendwie habe ich kein gutes Gefühl dabei, die Quelle der Stimmen aufzusuchen, doch vielleicht können die mir helfen, diese Teigkarte zu finden.

My Christmas Prince [l.s.] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt