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23. Dezember

»Die Tortenböden sind im Ofen, es sollte alles gutgehen«, sage ich zu meiner Großmutter am Telefon, die am anderen Ende der Leitung schon ganz außer sich ist.

Ich habe ihr von allem erzählt: von meiner Ankunft, von den ersten Tagen hier, und davon, dass ich für die Cocktailparty backen durfte und meine Macarons super angekommen sind.

Natürlich habe ich ihr nicht gesagt, dass ich einige sehr tiefgründige Momente mit dem Prinzen hatte, an die ich immer wieder denken muss.

Sie wollen gar nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden.

Wir haben uns fast geküsst. Fast.

Diese Pferde waren Fluch und Segen zugleich.

Fluch, weil sie wirklich im ungünstigsten Moment gestört haben und Segen, weil wer weiß, wo es zwischen uns geendet hätte.

Vielleicht hätten wir uns ja wirklich geküsst. Aber was wäre dann passiert?

Oh Gott.

Die schrille Stimme meiner Großmutter reißt mich aus meinen Gedanken, als sie mich darüber ausfragt, welche Torte ich denn nun backen würde.

»Oma, das sage ich dir noch nicht. Das wird eine Überraschung. Ich muss selbst erstmal zusehen, dass das hier überhaupt etwas wird und nicht wieder in einem Scheiterhaufen wie neulich endet...was? Egal, nichts. Nein, nichts ist in einem Scheiterhaufen geendet...alles gut, Oma...«

Da habe ich ja geradeso die Kurve bekommen.

Während ich mir weiterhin anhöre, was in Paris gerade passiert, schaue ich auf die vielen Zettel auf dem Tisch und vor allem auf die Liste, die ich seit gestern Abend um zwei weitere Stichworte ergänzt habe. Sentimental und unschuldig.

Ich mache es mir aber auch wirklich immer schwerer. Er tat mir gestern Abend so leid, dass ich noch Stunden darüber nachgedacht habe, was er mir im Vertrauen erzählt hat.

Ich bin mir nicht sicher, was für einen Einfluss unser Gespräch jetzt auf seine Entscheidung hat, denn ich möchte schließlich nicht als derjenige dastehen, der ihn dazu gedrängt hat, die Krone nicht anzunehmen, weil er erstmal sich selbst finden muss, bevor er sich der Öffentlichkeit auf dem Thron präsentiert.

Aber letztlich ist es seine Entscheidung und die muss respektiert werden.

Wäre nur schön, wenn er mir rechtzeitig Bescheid geben würde, denn dann kann ich mir die Mühe mit der Torte sparen.

Ich schaue den Böden beim Backen zu und mir wird ganz flau im Magen.

So viele Gedanken prasseln auf einmal auf mich ein, dass ich gar nicht mehr geradeaus schauen kann.

Diese Torte muss perfekt werden.

Es darf nichts schiefgehen, ansonsten darf ich mich auf einen Haufen Ärger gefasst machen, nicht nur von der Königin, sondern von der noch furchteinflößenderen Person: die aggressiven Pumps.

Und diesen Ärger kann man sich ruhig ersparen.

Als die Böden nach fünfzehn Minuten fertig sind, wimmele ich meine Oma ab und hole sie aus dem Ofen. Riechen tuen sie schonmal unwiderstehlich gut.

Das gibt mir Hoffnung, dass der restliche Kuchen ebenfalls gut wird.

Während diese Böden auskühlen, beginne ich den Teig für die anderen Böden anzurühren und ich bin erstaunt, wie motiviert ich auf einmal bin.

Solange bis die aggressiven Pumps wiederkommen und mit strenger Stimme sagen: »Ich hoffe Sie wissen, was Sie da tun, Monsieur Tomlinson.«

Das hat mir gerade noch gefehlt. Bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen.

»Ja, ja ich weiß, was ich tue«, sage ich knurrend, »vielen Dank für die Nachfrage.«

Sie schnaubt nur. »Nehmen Sie Ihre Arbeit ernst. Morgen werden viele besondere Gäste da sein, unter anderem der Premierminister und der Präsident der Vereinigten Staaten.«

»Ich hinterfrage das gar nicht erst«, murmle ich.

»Wie war das?«

»Ach nichts.«

»Verscherzen Sie sich das nicht, Monsieur Tomlinson.«

»Natürlich nicht.«

Endlich verschwindet sie wieder aus der Küche und ich genieße meine volle Ruhe.

Ich habe einen Plan und den werde ich in die Tat umsetzen, ob sie will oder nicht.

Wie gerufen kommt Fred in die Küche und fragt: »Kann ich Ihnen etwas bringen, Monsieur?«

»Ja«, sage ich, »gehen Sie bitte in die Stadt und kaufen Sie goldenes Konfetti und Luftschlangen.«

Irritiert hebt er die Augenbrauen. »Luftschlangen, Sir?«

»Sie haben mich schon richtig verstanden.«

»Wie Sie wünschen.«

Oh ja, und wie ich einen Plan habe.

My Christmas Prince [l.s.] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt