10) Phyllis

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Vor mir stand Großmeister Servin, oder wie ich ihn zu nennen pflegte mein "Meister". Ich musterte ihn von oben bis unten und sah auch, wie er mich beobachtete. 

Ich räusperte mich und und schaute ihm tief in die Augen. Dann wand ich mich ab und ging durch die Reihen in denen zuvor die Jungen gebüffelt hatten. Ich erklärte Servin die Entwicklung der Jungen und wie sie sich bisher im Unterricht so schlagen. 

Er stand immer noch wie ein eiserner Fels an der selben Stelle und ich konnte seinen Blick im Rücken spüren. Nur zu gerne hätte ich mich einfach vor ihn gekniet und ihn gebeten sich mit mir unseren Trieben hinzugeben, doch ich musste die Fassung wahren. Die Jungen waren noch zu nah und Servin schien als würde er mich tadeln wollen. 

Ich ging auf ihn zu, kniete mich vor ihn, erhob meine gefassten Hände und sprach: "Verzeih mir Meister für mein Verhalten gestern. Ich hätte sie um Erlaubnis bitten sollen, bevor ich mich mit den Jungen hingab." 

Servin sah mich immer noch an und unter diesem Blick ließ er ein: "Du wirst dir deine Strafe dafür heute Abend bei mir abholen!"

Seine Stimme ließ mich erschaudern, aber statt mit Angst erfüllte sich mein Körper mit Vorfreude.

Mein Meister drehte sich von mir weg und ließ mich auf dem Boden kniend zurück, während er den Jünglingen zurück aus dem Keller folgte. Ich stand demnach schnell auf und schloss die von Servin geöffnete Tür wieder ab und lief ebenfalls die Treppe wieder hinauf. 

Doch anstatt den Jungen in den nächsten Unterricht zu folgen, lief ich, durch den Flur, auf den Ausgang zum Hof zu. Dort stieß ich die eher kleine Holztür mit einem Wisch meiner Hand auf und machte mich auf den Weg in den Wald.

Ich hatte vor ein paar Knospen und Pollenwedel für einen Trank zusammenzusuchen, die frisch sein müssen. Ich zog mir meinen Mantel über, den ich mir beim Herausgehen vom Kleiderständer genommen hatte. Die Kapuze zog ich tief in mein Gesicht und lies meine Gedanken schweifen, bis ich tief genug in den Wald gelaufen war.

Endlich einen geeigneten Baum gefunden, fing ich an kleine noch ungeöffnete Knospen von den Ästen zu entfernen und in einen kleinen Beutel zu packen. 

Ich spürte einen leichten Luftzug, der nach frischen Blumen roch. Doch es hätte so tief im Wald keinen Windzug geben dürfen, da die Bäume zu dicht standen, also fing ich an mich umzuschauen, woher dieser duftbelastete Luftzug hergekommen sein könnte. 

24h Eure MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt