Kurze Warnung: Dieses Kapitel ist sehr ... unschön. Detaillierte Beschreibung von Gewalt, Blut und Selbstzweifeln. Wer es nicht lesen möchte, kann es überspringen, am Anfang des nächsten Kapitels gibt es eine kleine Zusammenfassung der Handlung.———~———
Sein Schwanz zuckte unruhig, als Flusenpfote sich an das unwissende Kaninchen anpirschte. Es saß perfekt auf der Wiese, schrie geradezu danach, Frischbeute zu werden. Langsam und vorsichtig schlich der Kater weiter, nur noch drei Fuchslängen entfernt, zwei Fuchslängen, eine.
Und er sprang.
Minuten später trug der Schüler stolz sein Kaninchen durch den Wald. Heute übten sie Bodenjagd. Dafür wurden ihre Flügel mit Ranken am Körper festgebunden. Es war eine Übung, für den Fall, dass ihre Schwingen verletzt wurden und sie keinen Heiler in der Nähe hatten.
Vor Freude glühend hatte Flusenpfote das Tier im Griff.
Selbst, als ein verdächtiges Knacken im Unterholz ertönte, wurde das Glück des Schülers nicht getrübt. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an, denn auf einmal sprach eine tiefe, boshafte Stimme:
„Winzling, du bist mir ausgewichen. Das gibt Ärger, noch mehr als sowieso schon."
Funkensturm stand hinter dem Grauweißen, imposant aufragend und ein teuflisches Grinsen auf dem Gesicht. Die Augen des Jüngeren weiteten sich verschreckt und ihm fiel sein Kaninchen aus dem Maul, während er in sich zusammenschrumpfte.
Der Ältere lachte gehässig, packte ihn grob am Nackenfell und erhob sich leise ächzend in die Luft. Er war nicht schwer, doch scheinbar groß genug, um dem Roten Probleme zu bereiten.
Denn er zwar flog dicht unter den Baumkronen, so wurde er weder von oben noch von unten gesehen, sackte aber auch immer wieder ab.
Flusenpfote hatte keine Chance zu fliehen. Seine Schwingen waren zusammengebunden und er war auf dem Boden nicht schnell genug.
Es würde nur in mehr Krallen, Zähnen und Blut resultieren.
Besser, er wartete einfach ab. Er versuchte, irgendwie die Richtung auszuloten, in die sie flogen. Natürlich, vom Lager weg. In Richtung Schlangenbach.
Was hatte Funkensturm vor? Ihn umbringen?
Leise wimmerte er.
Sein „Entführer" knurrte verächtlich und fuhr dem kleinen Kater mit der Kralle über die Wange.
Tränen schossen ihm in die Augen, als der scharfe, dennoch gewohnte Schmerz auftauchte. Es bedeutete, er solle leise sein.
Langsam flog der Rote niedriger und landete am Ufer des kleinen Flusses. Er herrschte den Jüngeren an: „Du bleibst hier. Es wird nur schlimmer, wenn du fliehst. Denn ich werde dich finden."
Der Kater schrumpfte noch winziger zusammen. Bald würde er problemlos in die dünnsten Felslöcher im FelsenClan-Territorium passen.
Fies grinsend stolzierte der große Rote davon.
Flusenpfote bekam Panik. Was würde jetzt passieren? Alles schien riesig und furchteinflößend. Das Knacken und Knistern der Äste, das leise Plätschern des Schlangenbachs, der sich wie eine Schlange durch den lichten Eichenwald wand.
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Das Fell angriffslustig aufgestellt und den Schwanz herumpeitschend wartete im Gebüsch eine rotbraune Gefahr auf den richtigen Moment, um sich auf seine Beute zu stürzen.
Er würde dem Winzling bleibende Narben zufügen und sein Selbstbewusstsein, die Mauer um seine Wut, seinen Zorn, seine Angst einreißen.
Und seine Maske würde fallen.
Dann würde selbst seine mäusehirnige Schwester erkennen, dass ihr Schüler zu nichts wert war. Endlich könnte er die Ratte im Katzenpelz verbannen, Jadestern seine letzten Leben zur Hölle machen und der Anführer des HimmelClans werden.
An sich hatte er nichts gegen Flusenpfote gehabt, als dieser Lehrling von Tupfengold geworden war. Dennoch, er war eines Besseren belehrt worden.
Sie öffneten ihm die Augen, die geheimnisvollen Stimmen, die nur der kräftige Krieger zu hören schien...
Er schüttelte die Gedanken an diesen lästigen Froschmist ab und fixierte sich wieder auf sein Opfer. Hier würde sie niemand stören. Kein reichhaltiges Jagdgebiet, keine wichtigen Kräuter. Nur giftige Schlangen und Dachse, viele Dachse.
Seine Muskeln spannten sich an, seine Ohren zuckten erwartungsvoll und ein teuflisches Schmunzeln umspielte sein leicht geöffnetes Maul. Seine großen Flügel falteten sich auf und er stieß sich vom Boden ab, sprang mit einem lauten Fauchen über den Busch und stürzte sich auf den ahnungslosen Kater.
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Funkensturm presste Flusenpfote mit seinem schieren Gewicht zu Boden, ließ ihn hektisch nach Luft schnappen. Er bohrte seine kurzen Krallen in die Erde und jaulte gequält auf, als der Ältere seine langen Fänge tief in das Vorderbein des Schülers versenkte.
Brennender Schmerz machte ihm aufs Neue klar: Halt einfach das Maul, egal, was er dir antut. Dann bist du auf der sicheren Seite seiner Wut. Du hast es verdient. Du bist nichts wert.
Die scharfen Zähne rissen große, blutige Wunden in sein Bein. Unbeschreibliche Qualen überlappten alles in Flusenpfotes Kopf. Es war kein Platz mehr für Wut, Trauer oder Angst.
Nur noch Schmerz, so viel Schmerz.
Er bewölkte die Sinne des kleinen Katers, ließ ihn aufheulen, schreien, betteln, dass es aufhören solle. Doch es endete nicht. Die Tortur ging immer weiter.
Der Rote riss riesige Fetzen aus seinem Fell, grub seine Krallen in die Schultern des Jüngeren, zerkratzte seine Nase, zerriss den Weißgrauen quasi unter ihm.
Dieser schlug wild um sich, blind gegenüber allem. Genugtuend hörte er, wie Funkensturm wütend aufjaulte, als er ihn scheinbar endlich getroffen hatte.
Aber für etwas Schadenfreude blieb keine Zeit, denn ein fürchterliches Knacken ertönte und eine Schmerzwelle flutete seinen Körper. Schwach drehte er seinen auf den Boden gepressten Kopf in Richtung seiner verschnürten Flügel, die Sicht, die er nun allerdings bekam, ließ ihn beinahe seine Frischbeute wieder loswerden.
Seine linke Schwinge stand in einem unnatürlichen, verdrehten Winkel von seinem geschundenen, fast unkenntlichen Körper ab. Die Ranke war zerstört, nur blutige Fetzen hingen an der Stelle, an der seine prächtigen Federn hätten sein sollen.
Der riesige Krieger drückte den Schüler fest auf die trockene Erde, zwischen seinem Rücken und dem Untergrund nicht ein Blatt Platz.
Nun hatte er damit begonnen, dem Lehrling den Bauch zu zerkratzen. Nicht aufzureißen, dann würde er verbluten, nein, nur pure Folter.
Ein irrer Glanz war in Funkensturms Augen erschienen.
Er ließ von dem kleinen Kater ab, zog sich ein paar Schritte zurück. Blut tropfte von seinen langen Reißzähnen, seine Krallen und sein Fell ebenso verdreckt. Der Lebenssaft und die dunkle Erde zierten seinen Pelz.
Der Jüngere raffte sich schmerzerfüllt auf, die Pein nahm ihm die Sinne, dennoch zwang er seine schwachen Gliedmaßen, ihn noch ein Stück weiterzuschleppen. Schwankend musste er sich auf die Seite legen, denn der stetige Blutverlust ließ seine Muskeln nachgeben.
Er sah, wie der Rote wieder auf ihn zukam, sich die Schnauze leckte und erneut sprang, auf seinem ausgebeuteten Körper landend. Neue Schmerzfluten brachen herein, vernebelten seinen Verstand und schenkten ihm die lang ersehnte Ohnmacht.
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Ihr seid alle unendlich wertvolle, megaliebe Menschis, lasst euch von niemanden, hört ihr, NIEMANDEM einreden, ihr wärt wertlos! Wenn ihr reden oder euch ausheulen wollt, schreibt mir einfach. Ich bin für euch da!
Flusenpfoti hat das nicht verdient... Wenn ihr Gewalt erlebt oder andere in eurem Umfeld, holt Hilfe, meldet es! Es gibt viel zu viel „geheime" Gewalt, auch in Familien...
Möge der SternenClan über euch wachen.
Eure Wolke
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Warrior Cats - Wüstentraums Mission
Fanfiction„Hör auf, dich in der Vergangenheit zu verlieren und die Zukunft voraussehen zu wollen, sonst wirst du niemals in der Gegenwart leben." --------------------------- Wüstentraum ist Heilerin im von Verrat, Misstrauen und sinnlosen Vorurteilen geprägte...