P.O.V. Amy
Ich saß im Flugzeug und blickte auf die Wolkendecke unter mir. Eigentlich wollte ich einen Blick auf London werfen, aber wir flogen zu hoch, oder die Wolken waren zu tief, je nachdem, wie man es betrachtet.
Ich war gestern nicht zum Treffen mit Niall gegangen. Ich hatte einfach nicht die Kraft dazu gehabt. Ich konnte es nicht; ich würde ihm nie wieder in seine funkelnde Augen gucken können. Aus meinen Kopfhörern dröhnte irgendein Popsong von "One Direction". Eines musste man dieser Band lassen: Die Songs waren perfekt für Liebeskummer. Ich wusste innerlich, dass es ein Fehler gewesen war, nicht zum Treffen mit Niall zu gehen. Aber wirklich wahr haben wollte ich es nicht. Genauso wenig wollte ich zugeben, dass ich Niall noch immer liebte und auch niemals über ihn hinweg kommen könnte. Er war mein Ein und Alles geworden, auch wenn wir uns nur zehn Stunden kannten.
Ich schaffte es nicht meine Gedanken von ihm abzulenken. Sobald ich die Augen schloss, sah ich Niall vor mir. Es war schlimm. Ich dachte immer, dass ich immun wäre gegen Jungs, wie Niall. Aber anscheinend hatte ich mich, was das anging, geirrt. Ich liebte Niall und jetzt saß ich einfach am falschen Ort. Ich hätte in den Park gehen sollen; es zu mindestens versuchen sollen mit ihm zu sprechen. Aber ich war einfach ein egoistischer Mensch.
P.O.V. Niall
Ich hatte gestern den ganzen Tag auf dieser Bank im Phoenix-Park verbracht. Irgendwie hatte ich noch die Hoffnung gehabt, dass Amy kam. Obwohl mir bereits am Morgen klar war, dass Amy nicht kommen würde, wenn sie den Artikel in der Zeitung lesen würde. Nach einigem Zögern hatte ich mich dazu entschieden zu twittern, dass die Frau hinter mir meine Cousine war. Sicherlich glaubte mir die Presse das nicht, aber etwas in mir hatte mir gesagt, dass ich Amy schützen musste.
Ich hatte die ganze Nacht überlegt, was ich machen sollte und heute morgen mit meinem Management telefoniert. Sie hatten mir dazu geraten noch einmal mit der Presse zu sprechen. Ich hasste das so sehr, aber mir blieb nichts anderes übrig. Also zog ich mir eines der neutralen Hemden an und kämmte kurz durch meine Haare. Dann setzte ich mich in mein Wohnzimmer und filmte mich mit meinem Handy.
"Guten Morgen zusammen. Ihr habt es ja sicherlich alle mitbekommen, welche Gerüchte derzeit in der Presse herumgehen. Ich kann euch versichern, dass es sich dabei nicht um die Wahrheit handelt. Bei der Frau auf dem Foto handelt es sich nur um meine Cousine, mit der ich etwas essen war." Ich zögerte einen Moment. Sollte ich noch etwas sagen, oder es doch besser einfach so stehen lassen? "Euch allen noch einen schönen Tag. Wir sehen uns."
Ich stoppte das Video und ließ meine Hand sinken, bis sie auf meinem Bein lag. Ich musste jetzt dieses Video veröffentlichen. Ich musste, auch wenn es so weht tat im Herzen. Wenn Amy das Video sah, würde sie mich hassen. Es musste dann für sie wirken, als wenn ich ihr ins Gesicht sagen würde, dass ich sie nicht liebe, dabei stimmte das nicht. Mir war es gestern beim Essen klar geworden. Spätestens aber als sie gelacht hat, als meine Brille schief saß. Und es hatte sich auch einfach richtig angefühlt sie zu trösten, als sie traurig war. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich hatte seit Jahren nicht mehr geweint. Schon gar nicht wegen eines Mädchens, aber bei Amy war es eben anders. Ich wusste es einfach.
Mein Finger zitterte, als ich auf "veröffentlichen" tippte. Jetzt war es draußen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Eine einzelne Träne kullerte meine Wange hinunter und landete auf dem Bildschirm meines Handys, der in diesem Moment schwarz wurde. Wie könnte ich Amy jemals wieder sehen? Ich wusste doch so gut wie gar nichts über sie. Nicht einmal ihren Nachnamen. Nur, dass sie Amy hieß, etwa 22 Jahre alt war, aus Deutschland kam und Musik studierte. Mit dieser Beschreibung würde ich sie nicht finden können. Ich merkte, wie eine weitere Träne folgte und dieser wieder eine. Und noch eine und noch eine. Immer so weiter. Ich kuschelte mich tiefer in mein Sofa und zog die Kuscheldecke über mich. Niemand sollte mich in den nächsten Tagen stören.
P.O.V. Amy
"Liebe Fluggäste, in wenigen Minuten haben wir unser Ziel Frankfurt am Main erreicht. Bitte beachten sie alle Sicherheitsvorkehrungen für das Landen. Diese werden ihnen jetzt noch einmal auf den Bildschirmen erläutert. Wir bedanken uns für ihren Flug." Ich zog meine Kopfhörer aus den Ohren und stopfte diese gemeinsam mit meinem Handy in die Jackentasche. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass wir bereits im Landeanflug waren. Dann setzten die Reifen des Flugzeugs auf und ein kurzes Rütteln durchfuhr meinen Körper. Einen Moment rollte das Flugzeug noch, dann blieb es stehen und ich schnallte mich ab. Mühsam stand ich auf und wartete ungeduldig darauf, dass meine Sitznachbarin endlich aus der Sitzreihe in den Gang trat. Schließlich tat sie dies und ich folgte ihr hinaus in den Gang, um aus der Ablage meine Reisetasche zu ziehen. Eingeengt zwischen anderen Passagieren verließ ich das Flugzeug. Im Flughafengebäude wartete bereits meine Lehrerin mit einigen anderen Schülern auf die Übrigen. Als alle anwesend waren liefen wir gemeinsam zum Gepäckband, um die Koffer einiger meiner Mitschüler zu holen. Schließlich gingen wir hinaus und standen im kalten Novemberregen. War ja klar, dass es in Deutschland nur schlechtes Wetter im November gab.
Jedoch spiegelte dieses Wetter meine Stimmung ziemlich genau wieder. Wir liefen ein kurzes Stück zu Fuß, bis wir am Bahnhof angekommen waren, von wo aus wir mit dem Zug nach Wiesbaden fahren würden.
Meine Eltern warteten mit meinem großen Bruder vor dem Bahnhofsgebäude auf mich. Ich war überrascht, dass er extra für mich aus Aachen gekommen war. Er studierte dort Luft- und Raumfahrttechnik. Wir beide hatten schon immer eine sehr enge Beziehung zu einander gehabt und somit war ich unendlich froh ihn hier stehen zu sehen. Ich rannte los und fiel ihm um den Hals. "Was machst du denn hier Phil", fragte ich ihn erstaunt. Er lachte. "Ich dachte meine kleine Schwester würde sich freuen, wenn ich sie mit abhole." Mein Eltern begrüßte ich ebenfalls freudig, wenn auch nicht ganz so überschwänglich wie Phil. Phil hob meine Reisetasche auf, die ich auf den Boden hatte fallen lassen und wir gingen gemeinsam zu unserem Auto. An diesem Nachmittag hatte ich Niall fast ganz vergessen. Oder besser gesagt: Ich hätte ihn vergessen können, wenn nicht Phil gewesen wäre.
Nachdem wir nämlich Kuchen gegessen hatten, gingen Phil und ich nach oben in mein Zimmer. Er setzte sich auf mein Bett und ich auf meinen Schreibtischstuhl. "Was ist eigentlich los mit dir? Du wirkst so zurückgezogen und verschüchtert. Ist irgendetwas in Dublin passiert?" Phil blickte mich forschend an. Ich merkte wie mir die Tränen kamen und drehte mich deshalb Richtung Fenster, um nicht in Phils Augen sehen zu müssen. Ich hörte wie er aufstand und zu mir kam. Er drehte den Stuhl wieder zurück und nun war ich gezwungen ihm in die Augen zu sehen. "Es ist alles gut", log ich. Ich war grauenhaft im Lügen und das wusste auch jeder. Auch Phil konnte ich nicht hinters Licht führen. "Haben sie dich geärgert?" Ich schüttelte den Kopf. Phil blickte einen Moment ratlos in die Luft, dann schaute er mir einen kurzen Moment in die Augen. "Du hast Liebeskummer, richtig?" Ich war so überrascht, dass er darauf gekommen war und das jemand die Tatsachen aussprach, dass ich automatisch nickte. Als ich es merkte, schüttelte ich schnell den Kopf, doch Phil hatte es bereits genügt, dass ich kurz genickt hatte.
"Ich weiß, wie es sich anfühlt...", versuchte er, aber ich ließ ihn nicht aussprechen. "Nein, weißt du nicht. Es ist anders, als normaler Liebeskummer." Jetzt blickte mich Phil komplett verwirrt an. "Häh, seit wann gibt es unterschiede beim Liebeskummer? Liebeskummer ist Liebeskummer. Das fühlt sich immer gleich an." Ich schüttelte meinen Kopf. "Nicht bei ihm. Er ist ... ich meine, nein, ja..." Ich hatte Phil verwirrt, doch anscheinend nicht genug, denn er blieb vor mir sitzen. "Ich habe Zeit. Erzähl mir, was in Dublin passiert ist. Es hilft immer." "Ich glaube kaum, aber ich kann es versuchen." Und so begann ich Phil alles zu erzählen, bis ins kleinste Detail. Er stellte keine doofen Zwischenfragen, sondern er hörte einfach nur zu und als ich anfing zu weinen, nahm er mich einfach in seine Arme und wartete, bis ich mich beruhigt hatte und weitererzählen konnte.
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I'd still dance with you
FanficDie achtzehnjährige Amy ist auf Abschlussfahrt mit ihrer Stufe in Dublin. Während eines Recherchetages in der Irischen Nationalbibliothek trifft sie auf Niall Horan, kennt diesen jedoch nicht. Beide haben innerhalb kürzester Zeit Gefühle füreinander...