Kapitel 7

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P.O.V. Amy


Ich saß zusammen mit Sophie in einem Café in der Fußgängerzone und aß Erdbeertorte. Eigentlich war ich Team Cupcakes, aber heute waren sie aus. Die Bedienung meinte, dass es sich wohl herumgesprochen hatte, dass sie die besten Cupcakes in der ganzen Stadt hatten und es deshalb am frühen Morgen eine Sammelbestellung über 150 Cupcakes gegeben hatte. Ich war überrascht, wer bräuchte denn 150 Cupcakes? 

Heute Abend war das Konzert von Niall. Innerlich starb ich beinahe vor Aufregung, aber nach Außen hin versuchte ich möglichst entspannt herüberzukommen, damit Sophie bloß nichts merkte. "Weißt du schon, was du heute Abend anziehen willst?" Sophies Worte rissen mich aus meinen Gedanken. "Ähh..., ehrlich gesagt habe ich mir noch keine Gedanken gemacht." Erstaunt blickte mich Sophie an. Also ich habe schon seit drei Wochen den Stapel mit den Sachen für heute Abend auf meinem Sofa liegen." Ich nickte: "Schön." 

Ich hatte es nicht verhindern können, dass Sophie mich, nachdem wir aufgegessen hatte, in sämtliche Geschäfte geschleift hatte, um etwas passendes für mich für den Abend zu finden. Ihre Beratung in allen Ehren, aber so langsam hatte es mich dann doch genervt. In der Umkleide von Hollister kam mir dann plötzlich eine Idee. Ich konnte mich einfach krank stellen, dann würden wir diese Einkaufstour beenden und ich müsste nicht auf das Konzert gehen. 

Sophie blickte mich zwar etwas verwirrt an, als ich wieder aus der Umkleidekabine trat und ihr sagte, dass es mir schlecht gehen würde, aber sie gab keine Wiederworte. Da merkt man mal, was eine gute Freundin ausmacht. Wir gingen zurück auf die Straße und Sophie blickte mich an. "Wollen wir durch den Park nach Hause gehen? Dann können wir uns vielleicht zwischen durch auf eine der Bänke setzten, damit du dich ausruhen kannst." Ich nickte. Eigentlich hatte ich keine Lust darauf durch den Park zu gehen, da es schon ein Umweg war und ich froh war um jede Minute, de ich früher zu Hause war, aber vor Sophie musste ich jetzt ja die kranke Amy spielen.

Eine dreiviertel Stunde später standen wir bei mir vor der Haustür. Meine Mutter war nicht zu Hause und so kramte ich in meiner Handtasche nach meinem Schlüsselbund. Ein klimpern verriet mir, dass ich ihn gefunden hatte. Mit spitzen Fingern zog ich ihn aus der Handtasche und versuchte ihn ins Schloss zu stecken. Jedoch zitterte meine Hand so sehr, dass ich es nicht schaffte. Dass meine Hände zitterten hatte nichts damit zu tun, dass ich wirklich krank wurde, sondern, dass ich so aufgeregt war, vor meiner besten Freundin schauspielern zu müssen. Sophie nahm mir den Schlüssel aus der Hand und schloss entschlossen die Haustür auf. "Rein da mit dir und ab ins Bett, damit du schnell wieder gesund wirst." Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und warf meine Tasche auf den Boden. Langsam schlich ich die Treppe in mein Zimmer hoch. Darauf bedacht, krank auszusehen. 

Ich hörte, wie Sophie unten in der Küche herumhantierte. Was auch immer sie gerade machte, es war gut gemeint, denn sie wollte sicherlich, dass ich möglichst schnell wieder gesund wurde. Wenn sie nur wüsste, wieso ich mich krank stellte, sie würde ausrasten. Zuerst vor Überraschung und dann aus Wut. Am Klappern, dass von der Treppe in mein Zimmer schallte, wurde mir klar, dass Sophie mit einem Tablett in der Hand nach oben kam. Sie betrat mein Zimmer und setzte sich auf meine Bettkante. "So Amy, für meine kranke Freundin gibt es einen Kamillentee, damit sie schnell wieder gesund wird." Ich verzog den Mund. "Pech gehabt, wenn du schon krank wirst, musst du damit leben den Tee trinken zu müssen. 

Stirnrunzelnd nahm ich die Tasse Tee entgegen, die Sophie mir hinhielt. Ich schnupperte am Tee. Ich wusste, dass ich keinen einzigen Schluck würde herunterschlucken können. Wenn ich wirklich krank war, war das kein Problem. Hauptsächlich, weil ich eh nichts schmecken konnte. Aber jetzt im gesunden Zustand ging es einfach nicht. "Muss ich wirklich?" "Jup." Ich setzte die Tasse an meine Lippen, doch trank nichts. Sophie stand auf und drehte sich zu meinem Kleiderschrank. Schnell stellte ich die Tasse auf meinen Nachttisch. Unterdessen hatte Sophie meinen Kleiderschrank geöffnet und kramte darin herum. Sie kam wieder heraus und blickte mich strahlend an. "Das hier ist perfekt!" Sie hielt mir eine schwarze Skinny-Jeans und ein fein geblümtes T-Shirt vor die Nase. 

Mein verdatterter Blick musste Bände sprechen, denn Sophie antwortete: "Denkst du wirklich, ich wäre so doof und würde nicht merken, dass du dich nur krank stellst? Ich weiß nicht, wieso du nicht mit mir zum Konzert gehen willst, aber dafür weiß ich, dass ich dich dorthin schleifen werde. Egal, wie sehr du dich wehrst." Mist, Sophie war es aufgefallen. Ich war eben Musikerin und keine Schauspielerin. "Los, komm raus aus den Federn mit dir. Wir verbringen heute einfach den schönsten Abend des Jahres miteinander, okay?" Verschüchtert nickte ich. Wieso musste ich denn auch so eine hartnäckige Freundin haben? Sie machte mir das Leben nicht gerade einfacher.

Nachdem ich mich angezogen hatte und Sophie sich ungefragt an meinem Kleiderschrank bedient hatte, gingen wir nach unten in die Küche, kochten uns Nudeln mit Tomatensoße und redeten miteinander. Wir liebten diese Gespräche, in denen wir einfach so reden konnten, über alles und jeden. Ohne dabei irgend einen Hintergedanken haben zu müssen. Wir redeten über unsere gehassten Klassenkameraden, die wir hoffentlich nie wieder sehen müssten, über Sophies Umzugspläne und mein Vorspiel von vor drei Tagen. Es war alles gut, doch dann klingelte der Wecker und ich wurde zurück in die Gegenwart katapultiert. Die Zeit, in der ich mich jetzt auf den Weg zum Konzert von Niall machen musste.


P.O.V. Niall


Gestern Abend war ich in Frankfurt gelandet. Ich hatte nicht mehr viel gesehen, sondern war sofort in mein Hotel gefahren, um mich schlafen zu legen. Ich weiß, dass es wirklich beschert klingt, aber ich hatte bis zum Konzert nicht mehr an Amy gedacht. 

Am nächsten Morgen wurde ich vom Klopfen an meine Hotelzimmertür geweckt. "Room-Service. Ihr Frühstück, Mr Horan." Mühsam stand ich auf und ging verschlafen zur Tür. Mit einem Klicken drehte ich den Schlüssel um und zog den Servierwagen in mein Zimmer. "Dankeschön", sagte ich noch, dann schloss ich die Tür hinter mir. Das Frühstück sah wirklich gut aus. Aber es kam nicht annähernd an mein heißgeliebtes irisches Frühstück heran. Trotzdem aß ich ein wenig und ging anschließend duschen und mich anziehen. Mein Blick schweifte durchs Zimmer und blieb an meiner Gitarre hängen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Heute Abend war es endlich wieder so weit. Nach vier Tagen würde ich das nächste Konzert spielen. Jetzt wollte ich mir aber erst einmal die Stadt ansehen, in der ich mein Konzert geben würde. Mittlerweile gehörte dies zu meinen festen Ritualen vor einem Konzert. Ich hatte genügend Jahre damit verbracht, zwar in vielen Städten gewesen zu sein, jedoch niemals die Städte wirklich zu sehen. Das holte ich nun immer wieder nach. 

Ich schlenderte durch die Fußgängerzone von Wiesbaden. Zwischendurch gab es links und rechts kleine oder auch etwas größere Cafés. Eines aber fiel mir besonders auf, denn in der Kuchenvitrine, die im Fenster stand, waren unendlich viele liebevoll verzierte Cupcakes. Ich liebte Cupcakes. Sie waren einfach himmlisch und das Backen von ihnen machte auch noch so viel Spaß.

Ich überlegte nicht lange und betrat das Café. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen und Kaffee umhüllte mich. Eine etwas ältere rundliche Frau trat hinter die Theke. "Kann ich ihnen helfen?" "Ähh, ich verstehe leider kein Deutsch." Die Frau wechselte ins Englische. Das hätte ich ihr ehrlich gesagt nicht zugetraut. "Kann ich ihnen helfen?" Ich nickte. "Ich hätte gerne alle Cupcakes, die sie bis zwölf Uhr backen können." Die Frau blickte mich zwar verständnislos an, aber dennoch nickte sie. "Okay, dann kommen sie einfach um zwölf Uhr wieder rein und ich mache ihnen bis dahin die Rechnung fertig." Lächelnd verabschiedete ich mich und ging wieder nach draußen.

Im Aufenthaltsraum hinter der Bühne erwartete mich ein Stimmengewirr. Meine Crew saß gerade auf den Sofas und stopfte sich mit Cupcakes voll. "Danke Niall", nuschelte mir Peter entgegen. Er war Bühnentechniker und liebte Cupcakes fast so sehr wie ich. Aber auch nur fast so sehr. Auch die anderen bedankten sich. "Hab ich gerne getan. War ja auch irgendwie Eigennutz", lachte ich. Die anderen stimmten in mein Gelächter mit ein. Ich setzte mich auf einen Stuhl und sofort kamen einige Frauen an, um mir die Haare zu machen und mich leicht abzupudern. Unterdessen summte ich leise die Melodien meiner Songs vor mich hin. 

Endlich war es soweit. Gespannt stand ich direkt hinter der Bühne. Meine Gitarre hatte ich umgehängt, damit ich sofort den ersten Song spielen konnte. Ich konnte Menschen reden hören und einige, vermutlich Mädchen, kreischten auch leicht. Das Scheinwerferlicht ging an und ich betrat die Bühne. Lärm kam auf. Mein Herz machte einen Sprung und im nächsten Moment war ich ganz drin, in meiner Rolle.

I'd still dance with youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt