4

4 3 0
                                    

Der Geruch von verbrannten Tost und plörrigem Kaffee kroch mir in die Nase. Schlaftrunken öffnete ich meine Augen und versuchte mich zu orientieren. Ich war immer noch in dem quietschbunten Zimmer, doch irgendwie störten mich die Farben heute nicht. „So ein bisschen Farbe tut mir sicher gut", dachte ich, „schließlich bin ich nicht mehr die alte E....E...b. Hä? Wie hieß ich nochmal? Irgendwas mit E? Ach nein, stimmt ja, wie konnte ich meinen Namen bloß vergessen? Ich hieß doch Sky 15." Lachend über meine eigene Dummheit drehte ich mich zum Tablett voller köstlicher Leckereien. Ich hatte echt Kohldampf. Was war nur mit meinem Appetit los? Sonst hatte ich doch nie großen Hunger??? Und, wie war ich eigentlich hierhergekommen? Es fühlte sich an als wäre ich schon mein ganzes Leben lang hier gewesen. Einfach herrlich. Nach meinem wunderbaren Frühstück ging ich zu meinem Kleiderschrank. Ich nahm mir ein neon-pinkes Tüllkleid mit viel Spitze raus und entschied mich dazu für passende weiße Ballerina. Statt eines Hundehalsbandes, wickelte ich mir heute eine Schleife aus rosafarbener Seide um den Hals. Nachdem ich dezentes Make-up auftrug, stelle ich fest, dass mein Haar ein Wischmopp aus blonder Locken war. Sie hüpften bei jeder meiner Bewegungen auf und ab. „War das schon immer so gewesen?", wunderte ich mich, „wahrscheinlich schon." Als ich mich auf den Weg nach oben zu den anderen machte, lief mir Louis über den Weg. „You can't go to sleep without a cup of tea and maybe that's the reason that you talk in your sleep...", summte er glücklich vor sich hin. Er schien mich gar nicht zu bemerken. Erst als er fast in mich reinrannte, hörte er auf dämliche Zitate von sich zu geben. „Wow Sky 15, du siehst hinreißend aus!", verkündete er gönnerhaft. „Dankeschön", murmelte ich verlegen zurück: „Du auch." Man sah, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. „Ähm danke...", stammelte er ebenfalls verlegen. Was war denn bei dem falsch? Der ist ja gar nicht männlich. „Kalus muss dem mal zeigen, wie ein richtiger Mann sich zu verhalten hat", dachte ich angecringed und setzte meinen Weg zur Küche fort. Tatsächlich waren schon alle da. Naja fast alle, Louis war mir ja gerade unten begegnet. Als ich den Raum betrat, richteten sich alle Blicke auf mich. Besonders Harry schaute mich intensiv an. Es war fast so, als würden seine Blicke mich aufessen. Nachdem wir uns mehrere Minuten stillschweigend angestarrt hatte fing er sich wieder begann zu erzählen: „So, wie ihr alle wisst haben wir heute ein Konzert und ihr müsst wie immer unser Publikum sein, da sonst niemand kommt." „Also husch husch, ab ins Auto", verkündete Zayn und scheuchte uns zu einem grünen Subaru Libero Bus. Sofort setzten sich alle Skys auf ihre Stammplätze und ich stand nur planlos in der Gegend rum, da alle Plätze belegt waren. Verwirrt und mit leicht angeknackstem Ego fragte ich, wo ich den sitzen soll. Liam lächelte aber nur wissend und zeigte auf den Beifahrersitz „Du sitzt dort, auf Louis Schoss." Das passte mir jetzt gar nicht in den Kram. Ich würde viel lieber auf Nialls Schoss sitzen. Deshalb erwiderte ich nur schnippisch: „Niall ist viel hotter als Louis, warum darf ich nicht hinten bei ihm sitzen?" Liams lächeln wurde schmierig. „Unsere Lieblings-Sky darf immer dort sitzen. Das ist eine Ehre, also schätze dich glücklich." Aha. Dieses Privileg genoss ich natürlich gerne. Ich nahm Platz und neben mir ans Steuer setzte sich Harry. Er schob sich eine Sonnenbrille auf die Nase, grinste schmierig und hupte viermal, während er den Rückwärtsgang einlegte. „Okay Baby, let's go!", sang er und der Bus begann mit Schrittgeschwindigkeit in Richtung Twilight-Hausen zu rollen. Die Fahrt dauerte ewig, weshalb wir erst nach mehreren Stunden in die hässlichste Stadt Vampirelands einfuhren. Ihre dunklen 70er Jahre Waschbetonbauten schienen mich wie einen alten Freund zu grüßen. Wir hielten vor der ranzigen Turnhalle des lokalen Colleges und gingen hinein. Tatsächlich waren doch ein paar Menschen da. Sie jubelten mir zu, als wir aus dem Bus stiegen. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass das Gekreische mehr den fünf Männern vor mir galt als meiner Wenigkeit. Beleidigt rümpfte ich meine kleine perfekte Nase. Gerade als die Fabulous-Five die Bühne betreten wollten, blieb Louis wie von einem Blitz getroffen stehen und begann zu zittern. „Hier ist aber doch kein Unwetter", stellte ich hochintellektuell fest und schaute ihn besorgt an. Harry schien dieses Verhalten zu kennen, denn er drehte sich genervt zu Louis um und fragte ihn in einem nicht gerade liebevollen Tonfall: „Was ist denn jetzt schon wieder los?" „Ich... Ich kann nicht..." stotterte Louis überfordert und verängstigt. Harry stöhnte genervt auf. „Du bist aber unsere zweite Hauptstimme. Du musst auf die Bühne! Das ist jetzt schon das fünfte Mal, dass du uns hängen lässt", motzte Harry nun leicht aggressiv. „Sag ihnen doch einfach wieder, dass ich krank bin, oder so..", versuchte Louis sich zu retten. „Langsam reicht es mir mit deinem Lampenfieber!", widersprach Harry ihm, „Das haben wir die letzten zwei Male schon gemacht." Ich witterte meine Chance Aufmerksamkeit zu erhalten. „Ich kann für Louis einspringen", rief ich daher und unterbrach die beiden Streithähne. Harrys Augen glitten zu mir rüber. „Kannst du überhaupt singen?", fragte er mich skeptisch. „Ich glaube schon", gestand ich. Auf Partys hatte ich ab und an mal besoffen ein paar Schlager rausgeschmettert und dafür viel positives Feedback von meinen Fans erhalten. Wieso sollte ich hier also nicht singen können? Harry nickte nur zustimmend und sagte: „Na gut, dann mal los. Das Publikum wartet schon." Im nächsten Moment zog er mich auf die Bühne. Von dort aus hatte man einen hervorragenden Blick über das viel zu glückliche Publikum. Es mussten so um die zwanzig Millennials sein, die mich alle erwartungsvoll anstarrten. Ich konnte mir den Gedanken nicht verkneifen, dass sie alle nur für mich gekommen waren. Harry drückte mir ein Mikrofon in die Hand in das ich sofort „Heyy ihr süßen Bonzen, ich hoffe ihr folgt mir alle schon auf Instagram!" kreischte. Ich bekam dafür zustimmenden Geschrei, weshalb ich mich selbstbewusst fühlte. Harry musterte mich von der Seite. „Bist du bereit, Sky 15?", fragte er. Ich nickte selbstsicher. Harry seufzte zufrieden und begann ein Liebeslied zu singen, welches ich mit dissonanten Geräuschen untermalte. Pah, wehe jemand behauptet nochmal, dass ich nicht singen könne!! Nach ein paar weiteren Liedern neigte sich das Konzert dem Ende zu und ich und Harry verschränkten unsere Blicke. Es war fast so, wäre die Zeit stehen geblieben. Tosender Applaus entbrannte und das Publikum begann ekstatisch eine Zugabe zu fordern. „Beifall! Beifall!", kreischten sie. „Okay, okay", beruhigte Harry seine Fans selbstverständlich und verkündete: „Ihr bekommt ein Duett mit Sky und mir!" Im Raum wurde es mucksmäuschenstill.

Ebony 2  - Im Schatten der KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt