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Blinzelnd erwachte ich in einem Raum ohne Fenster, Möbel, oder anderen Gegenständen. So konnte nichts die pastellfarbenen Wände verdecken, deren cremig-helle Farben mir wie Säure die Augen verätzten. Weshalb gab es in einem Atomkraftwerken eigentlich ein Pastellzimmer? Dieser Raum war schlimmer als der Himmel. Hier war die Stille lauter als das Niesen meines Vaters. Daddy... Ich hielt mir die Ohren zu, um so meine schmerzhaften Gedanken auszublenden. „Daddy ist tot...", spuckte es im Dauerloop durch meinen Kopf. Ich schluchzte. Auch ohne meine Augen öffnen zu müssen, wusste ich, dass meine blutigen Tränen unter mir bereits eine Blutlache geformt hatten. Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich merkte, wie etwas an meinem Ohr knabberte. Warte mal, das war mir doch schon einmal passiert! Vorsichtig öffnete ich ein Stück weit meine Augen und erkannte, dass ein Nacktmull auf meiner Schulter saß. Wyllei! Ich musste erneut schluchzten. Wenigstens sie konnte mir Beistand leisten! Ich schloss kurz meine Augen, da sie von den ätzenden Farben brannten. Als ich sie wieder öffnete, war der Nacktmull jedoch verschwunden.

Verärgert schaute ich auf meine Schulter, wo das kleine Tier bis eben noch gesessen hatte. „Hey, wo bist du hin?", brüllte ich in den leeren Raum und erhielt keine Antwort. Entkräftet kniff ich meine Augen wieder zusamme und kniete mich hin „Was ein Scheiß, ey!", dachte ich. „Ich bin doch ein Star, wieso holt mich hier niemand raus?!" War das denn zu viel verlang?! Ich fing an zu heulen, so wie immer, wenn ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte. Auf einmal spürte ich, wie sich ein stechendes Prickeln in meinem Körper ausbreitete. MEINE MAGIE! Wie konnte ich die bloß vergessen? Die Wände erzitterten durch die Macht meiner roten Magie, die ununterbrochen aus mir hinausfloss. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um Elena bereuen zu lassen, mich jemals zu ihrer Feindin gemacht zu haben. Ich sammelte jeden Funken Magie in mir. Als ich genug hatte, sprengte ich die Wände des Raumes in die Luft und schritt in die Freiheit. Es war höchste Zeit, sich für Daddys Tod zu rächen. Mein Name ist Ebony Lara Sofie Cullen und niemand sollte es wagen, sich mir in den Weg zu stellen! Wütend stapfte ich durch das AKW. Nachdem ich fünfmal falsch abgebogen bin und dreimal in den falschen Raum rannte, fand ich schließlich die Tür des richtigen Büros. Ich konnte Elenas Billigparfüm schon jetzt erschnüffeln. Durch die Tür betrat ich wieder den Raum des Schicksals. Elena saß mit der One Direction Familiensekte um einen Tisch und schien gerade Mau-Mau zu spielen. „Oh, Ebony", sagte sie nur überrascht als sie meine Anwesenheit bemerkte und erhob sich von ihrem Platz. „Du hast einen Weg aus dem Pastellzimmer rausgefunden. Keinen Bock mehr auf die Farben?", fragte sie provokant und schritt lasziv auf mich zu. „Wo ist Daddys Leiche?!", erwiderte ich nur wütend, ohne auf ihre blöde Frage einzugehen. Elena schien fast ein wenig überrascht über meine Entschlossenheit. „Wieso willst du seine Leiche haben? Sammelst du sowas?", entgegnete sie süffisant. Okay, jetzt reichte es mir! „SAG ES MIR! WO IST SEINE LEICHE????" Meine Magie ließ abermals die Wände erzittern. „Ich würde aufpassen, was du hier mit deiner Magie zerstörst, kleine Ebony", verkündete Elena daraufhin leicht angespannt. „Wiesooo?", fragte ich nur verwirrt. Elena lachte leise über meine Dummheit. „Wir befinden uns immer noch in einem Atomkraftwerk, schon vergessen? Eine Explosion könnte dein ganzes Volk auslöschen. Willst du das etwa?" Stimmt ja, mein Volk... War ich jetzt eigentlich die Königin von Vampirland?

Nein, dafür fehlte mir noch ein Gegenstand, der sich gerade auf Elenas Kopf befand. Daddys Krone. 

Ebony 2  - Im Schatten der KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt