{31} Vererbung

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,,Setzen sie sich bitte auf die Stühle." Wir taten, was sie sagte. Wir beide waren natürlich nervös und machten uns sorgen. Jedoch schien er einen kühlen Kopf zu bewahren.

In meinem Kopf spielten sich alle schlimmen Szenarien ab, was sie jetzt sagen könnte. Vielleicht lebt sie ja auch nicht mehr. Oder sie wird sich nie richtig bewegen können.. Nein.. das kann nicht sein. Sie bewegt sich jetzt schon sehr viel.

,,Geht es dem Baby gut?" fragte Tom, als sie sich setzte.
,,Nun. Soweit wir wissen, ist alles super. Sie entwickelt sich toll. Sie ist der Kräftig und alles sitzt an ihrem Platz."
,,Und was haben sie dann so schlimmes gefunden?" fragte ich nach.

,,Ich entdeckte etwas vererbbares. Nun, wie ich sah, war ihre Großmutter Väterlicherseits erblindet war?"
,,Ja.."
,,Es ist eine angeborene Krankheit. Sie gibt keine Gesundheitlichen Probleme, außer, dass sie einem das Augenlicht von Geburt an nimmt. Es gab bei ihnen bei der Geburt auch das Risiko dazu. Genau wie bei ihren Geschwistern. Aber auch bei ihrem Baby."

Es kann also sein, dass mein Baby blind ist? Dass sie mich nie ansehen kann? Dass sie niemals die Farben der Welt sehen wird? Tränen bildeten sich in meinen Augen und Tom nahm meine Hand.
,,Wie hoch liegt die Chance?"
,,Bei in etwa 60%"

Blind sein ist überhaupt nicht toll, aber es hätte schlimmer kommen können. Egal, was passiert. Ob sie sehen kann oder nicht, ich werde sie über alles lieben und in allem unterstützen.

Tom und die Ärztin redeten noch weiter. Er schien viele Fragen zu haben. Aber ich saß nur still daneben und hielt Toms Hand fest.
,,Kann man das irgendwie jetzt schon feststellen?"
,,Nein. Erst bei der Geburt."-,,Machen sie sich deswegen kein Stress"

Tom musste mich förmlich aus meiner Starre holen und mich auch teilweise halb mitziehen. Ich lief so verdammt langsam und er passte sich meinem Tempo an.

Irgendwann blieb ich einfach stehen und er drehte sich zu mir um.
,,Ich bin so müde" meinte ich und sah ihn verheult an. So ähnlich fühlte ich mich auch, als ich Depressionen hatte.

Besorgt sah er mich an und hielt meine Hand weiterhin fest.
,,Ich will meinen Vater herholen" Er nickte und küsste meine Stirn.
,,Das werden wir" versicherte er mir. Ich war sehr froh, dass das hier eine Garage ist.
,,Danke"

,,Können wir deine Mutter auch holen?"
,,Klar" lächelte er sanft-,,Du solltest aber vielleicht erstmal wieder ein Nickerchen machen" Ich nickte leicht und er brachte mich ins Auto.

Dort legte ich meine Hände auf meinen Bauch und schloss meine Augen. Er legte seine Hand auf meine.
,,Ich bin mir sehr sicher, dass sie sehen wird."
,,Und wenn nicht, wird sie mich nie ansehen können"-,,Wir könnten ihr niemals die Schönheit dieser Welt zeigen. Keine Wälder, Paris, das Meer, Tiere.. Und wenn sie nicht aufpasst wird sie von einem Auto erfasst oder verwechselt Stöcker mit Schienen-"

,,Paige hör auf" Meinte er und stellte den Motor an-,,Nichts dergleichen wird passieren. Sie wird ein langes und erfülltes Leben haben. Ob mit oder ohne Sehkraft" meinte er und lächelte mich an.

,,Ja" meinte ich knapp. Aber ich konnte immer nur an das schlechte denken. Wie immer, wenn es eine schlechte Seite gibt. Sie stehen immer als erstes in meinen Gedanken und verdrängen die Guten.

Und ich weiß auch, dass es mich die nächsten Monate fertig machen wird. Diese dauerhafte Unsicherheit wird mich zerstören.

Schnell waren wir auch wieder Zuhause angekommen. Aber wirklich mehr reden wollte ich nicht. Als wir drinnen waren, trat ich mir die Schuhe ab und lief nach oben.
,,Ich werde schlafen gehen" meinte ich einfach und zog mir schon auf dem zum Schlafzimmer den Pullover aus.

Neue Hoffnung- Tom Hiddleston.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt