27. Kapitel

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Er war hier.
Er hatte mich gefunden.
Er würde mich beschützen.

Diese Gedanken waren die einzigen die ich gerade zulassen konnte. Ich war sicher, versuchte ich mich und meinen zitternden Körper zu beruhigen.
Das latente Knurren, welches von Calvin ausging, verstärkte sich. Wahrscheinlich roch er meine Angst und ich musste zugeben, dass ich mich besser fühlte als ich sein lauter werdenes Knurren hörte. Ich ließ mich schlaff gegen ihn sinken und genoss die Vibrationen die durch seinen Körper fuhren.
Eine Weile blieben wir so liegen, bis Calvin begann sich aufzurichten. Ich gab einen protestierenden Laut von mir und sah ihn aufgeregt und zugleich verwirrt an.
Diese Bewegung war mir zu plötzlich. Ich hatte mich gerade sicher gefühlt. Calvin hatte einen Kokon um mich gebaut, der sicher war, doch un zerstörte er ihn wieder.
Das schien ihm allerdings nicht aufzufallen, denn er richtete sich einfach weiter auf. Abwartend sah er mich an, sobald er sich vollständig erhoben hatte. Als ich nicht auf seinen Blick reagierte, fing er an mich mit seiner Schnauze anzustupsen. Jetzt wurde es auf dem Boden auch ziemlich ungemütlich, nicht das vorher sonderlich bequem gewesen war, aber jetzt wollte ich ganz sicher nicht mehr liegen bleiben.

Ein leises Scharren war zu hören, als ich meine Pfoten unter meinen Körper schob. Mühsam wuchtete ich mich in die Höhe und sah sofort schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen. Ich konnte mich nicht ganz entscheiden ob es durch das lange Liegen oder den Blutverlust kam. Im Endeffekt war es auch egal. Es lief auf dasselbe hinaus. Meine Beine knickten unter mir weg, der Boden kam unaufhaltsam näher. Aber ein plötzlicher Biss in meinem Nacken verhinderte, dass ich mit dem Gesicht voran auf den Boden landete.

Hab dich Kätzchen. hörte ich daraufhin Calvins Stimme in meinen Kopf flüstern.
Tut mir leid, dass ich dich hier zu Eile dränge, aber ich will nicht länger an diesem Ort bleiben.
Verwirrt blinzelte ich ein paar Mal, bevor ich begann meine Beine zu sortieren, um dann den vorsichtigen Versuch zu unternehmen einen festen Stand auf ihnen zu finden.
Trotz wackliger Beine, schaffte ich es stehen zu bleiben und mich im Raum zu orientieren.
Die metallene Liege, die mir als Bett gedient hatte, ragte links neben mir auf und dominierte den Raum. Eilig wandte ich mich ab, denn ich wollte nicht an die letzten Stunden erinnert werden. Die Alpträume würden früh genug kommen.
Ein paar Beine schob sich in mein Blickfeld, als mein Blick auf der anderen Seite des Raumes landete.

"Hey." erstaunlich ruhig winkte mir Nash, mit einem kleinem Lächeln im Gesicht zu. Irritiert runzelte ich die Stirn. Was war denn mit ihm passiert? Diese Ausdruckslosigkeit hatte ich bei Nash noch nie erlebt. Verwirrt legte ich meinen Kopf schief, zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn misstrauisch. Entweder war er krank oder er war wegen irgendetwas so geschockt, dass er nicht mehr reden konnte. So oder so, etwas stimmte nicht mit ihm.
Nashs, sowieso schon kleines Lächeln fiel bei meiner offensichtlichen Verwirrung in sich zusammen.

"Ich werde dir nicht wehtun. Ich bleibe einfach hier drüben stehen und ähm lass euch euer Ding tun." nervös scharrte er mit seinen Füßen über den Fliesenboden. Nun blickte ich endgültig nicht mehr durch. Ich wusste wirklich nicht, wie Nash darauf kam, dass ich Angst vor ihm hatte. Er war doch mein Freund, oder hatte ich das falsch verstanden? Hilfesuchend blickte ich zu Calvin und hoffte, dass er meine stumme Frage verstand.

Du hast ihn vorhin nicht erkannt, als er dir helfen wollte. erklärte er mir auch sogleich. Doch das nervöse Zucken seiner Ohren sagte mir, dass es hier um noch mehr ging. Also hob ich, so gut es eben in dieser Gestalt ging, eine Augenbrauen nach oben und forderte ihn stumm auf weiterzusprechen.
Eine Weile hielt er meinen Blick stand, doch als ich ein 'Bitte' durch unsere Verbindung hinterher schob, brach er zusammen. Seine Schultern senkten sich und er setzte sich vor mich hin. So als würde er sich wappnen.
Seine Gebärden machten mich nun auch unruhig und ich tappte leise mit meinen Pfoten hin und her. Da durchfuhr es mich, wie ein Geistesblitz. Nash fühlte sich jetzt wahrscheinlich von mir zurückgewiesen, da ich ihn nicht erkannt hatte.
Vielleicht war er beleidigt. Das musste ich ändern. Ich durfte nicht meinen ersten richtigen Freund verlieren. Nach Calvin natürlich, aber dieser war mehr als das. Als ich auf Nash zuspringen wollte, um mich bei ihm zu entschuldigen, trat mein Gefährte dazwischen. Verwundert blieb ich stehen, blinzelte verwirrt und starrte meinen Gefährten an.

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