35.Kapitel

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Es war eine kleine Pferdekutsche, vor der zwei Pferde gespannt waren.
Beide Pferde hatten eine weiße Fellfarbe.

"Fahren wir etwa mit..."

"Ja fahren wir."

Ich würde am liebsten durch die Gegend tanzen und singen, so sehr freute ich mich.
Doch leider war dies nicht möglich, da ich einen Gips hatte.
Ich bin noch nie in meinem Leben mit einer Pferdekutsche gefahren und jetzt endlich wurde einer meiner Träume erfüllt.
Ihr denkt euch jetzt sicherlich, warum ich mich so sehr darüber freute, es war so, meine Mutter hatte mir schon immer jeglichen Kontakt mit Tieren verboten.
Das hieß keine Haustiere, keine Zoobesuche und ich durfte nicht zu einer Freundin, wenn sie ein Haustier besaß.
Meine Mutter fand das Tiere unnötig waren und nur als Nahrungsmittel dienten.
Ich jedoch fand, dass Tiere mehr als das sind, viel mehr.
Sie brachten einem zum Lachen, sie trösteten einen wenn man traurig war, ihnen konnte man einfach alles erzählen und noch viele weitere Gründe.
Sie waren auch oft Helden.

"Danke", sagte ich und umarmte David stürmisch.

"Bitte Prinzessin", sagte er und hauchte mir einen Kuss auf meine Stirn.
Diese Stelle fing leicht an zu kribbeln.
Gut zu kribbeln.

Ich ging zu den Pferden und strich ihnen über ihr Fell.
Dann setzte ich mich neben David in die Kutsche und schon fuhren wir los.

"Sagst du mir jetzt endlich wohin wir fahren?"
"Nein, aber das wirst du gleich sehen."
"Dauert es den noch lange?"
"Nein höchstens 15 Minuten."

Ich rückte näher zu David und lehnte mich an ihn.
Er schlang seinen Arm um mich und zog mich noch näher an sich.

" Ich liebe dich, und ich wünsche mir so sehr, dass du das auch tust", flüsterte er.

Was? Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er mich liebte und ich...?
Was empfand ich jetzt eigentlich für ihn?
Diese blöden fehlenden Erinnerungen waren doch Schuld daran.
Ich spürte doch tief in mir drin, dass er mir etwas bedeutete, bedeutet hat, immer noch bedeutet.
Würde mir dieser Ort, zu dem er mich brachte meine ganzen Erinnerungen zurückbringen?
War das möglich?
Ich hoffte es.
Ich möchte mich an die gemeinsame Zeit mit David wieder erinnern können.
Und dann werde ich wahrscheinlich auch wissen, was ich für ihn empfand.
Hoffentlich.

"Das wirst du bestimmt."
"Was?"
"Dich wieder an alles erinnern können.
Hast du das schon wieder vergessen, ich kann deine Gedanken lesen, wenn ich dich berühre."

Oh stimmt ja, das hatte ich ja ganz vergessen.

" Dauert es noch lange, bis wir da sind?"
"Nein, wir sind gleich da."

Und schon ein paar Minuten später hielt die Kutsche an und wir beide stiegen aus.
Wir bedankten uns noch einmal bei dem Mann und verabschiedeten uns dann von ihm.
Als die Kutsche umgedreht hatte und David neben mir war, lief er mit mir zu einem kleinen schmalen Weg.
War ich hier wirklich schon einmal gewesen?
Ich konnte mich jedenfalls nicht erinnern, noch nicht.
Über uns hörte ich Vögel zwitschern.
Und desto weiter wir liefen, desto mehr hörte man das Geräusch von plätscherndem Wasser.
Würde ich jetzt gleich wirklich meine ganzen Erinnerungen zurückbekommen?
Ich konnte es gar nicht mehr erwarten und lief automatisch schneller, was David dann auch tat.
Nach ein paar Minuten waren wir endlich angekommen.
Wir standen auf einer kleinen Lichtung und dahinten war ein kleiner Wasserfall.
Doch es passierte nichts.
Ich konnte mich an nichts Weiteres mehr erinnern.
Und David wusste es auch, da er seine Hand auf meinem Arm gelegt hatte.
Ich wollte gerade am liebsten weinen.
Es war umsonst gewesen hierher zu fahren.
Ich drehte mich zu David um und vergrub meinen Kopf an seiner Brust.
Ich fing an zu schluchzen und er strich mir beruhigend über meinen Rücken.

"Es wird alles gut."

"Nein, wird es eben nicht, ich werde mich nie wieder an alles erinnern können und wir werden nie wieder zusammen sein können, weil ich dich nicht mehr richtig kenne wie früher.
Ich kann dir nie sagen, dass ich dich auch liebe. "

" Dann lernst du mich halt wieder kennen und vielleicht liebst du mich dann wieder."
"Du hast Recht, aber ich möchte es versuchen, mich an das hier zu erinnern, hilfst du mir dabei?"
"Ja, klar."
"Wir waren ja schon einmal hier, aus welchem Grund?"

"Ich hab dich doch im Wald alleine gelassen und als Entschuldigung hab ich dir hier an dieser Stelle ein Picknick gemacht."

Flashback

Wir befanden uns auf einer kleinen Lichtung, dort war ein kleiner Wasserfall und davor am Ufer lag eine Picknickdecke mit einem Korb darauf.
Um die Picknickdecke herum lagen rote Rosenblätter.
David kniete auf der Picknickdecke mit einer roten Rose in der Hand.
"Kannst du mir verzeihen?"
Ich nickte nur und lächelte.
Noch nie hatte jemand so etwas Schönes für mich gemacht.
Er stand auf und lief auf mich zu.
Seine Augen trafen meine.
"Danke, es ist wunderschön."
Ich umarmte ihn.
Er nahm meine Hand und zog mich mit sich zu der Picknickdecke.

*

Ich zog meine Sachen, bis auf den Bikini aus und lief zu David, der schon vor dem kleinen See, der in einem Wasserfall endete stand.
Er trug auch nur noch seine Badeshorts.
Er nahm meine Hand, als ich neben ihm war und zog mich mit sich ins Wasser.
Wir schwammen bis zu dem Wasserfall.
David konnte hier noch gut stehen, ich nicht mehr, woraufhin ich mich an ihm festhielt.
Ich war direkt vor ihm und das Wasser prasselte auf uns herunter.
Ich konnte seinen Atem an meinem Mund spüren.
Langsam kam er mit seinem Kopf näher.
Seine Lippen waren nur noch Millimeter von meinen entfernt.
Ich schloss meine Augen.
Ich schloss den letzten Abstand zwischen uns und legte meine Lippen auf seine.
Ich fuhr ihm durch seine Haare und er erwiderte den Kuss.
Er platzierte eine Hand an meiner Hüfte und die andere an meiner Wange.
Mein Bauch fühlte sich an, als würden dort tausend Schmetterlinge herumfliegen und ich wünschte mir dieser Augenblick würde niemals enden.
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Ich wurde augenblicklich rot, als ich mich an die zweite Erinnerung erinnern konnte.
David, der immer noch seine Hand auf meinem Arm hatte und wahrscheinlich, die Erinnerungen gerade auch gesehen hatte lächelte leicht.

" Siehst du, jetzt hast du schon wieder zwei weitere Erinnerungen zurück."
"Aber nicht alle."
" Das kann ich vielleicht ändern, vielleicht hast du gleich wieder ein paar Erinnerungen mehr."

Was wollte er tun?

Er kam meinem Gesicht immer näher.
Er hatte doch nicht das vor was ich dachte oder?
Wollte ich das überhaupt?

Entführt von einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt