51.Kapitel

11.8K 590 83
                                    

Wie benommen spürte ich, wie Grayson hinter mir stand und mich anschrie.
Ich konnte nicht verstehen, was er sagte.
Der Schock und der Schmerz saßen zu tief.
Ich hatte meinen Engel verloren.
Mein ein und alles.
Die Person, für die ich mein Leben lang gewartet hatte, war nun tot.
Sie war hoffentlich im Himmel, da wo ein Engel hingehörte, aber sie durfte das nicht, ich brauchte sie doch.
So egoistisch das auch klingen mag, sie war vor ein paar Monaten in mein Leben getreten und mein Leben war einfach perfekt mit ihr.
Wie sollte ich dann bloß wieder mein Leben ohne sie leben?
Es ging einfach nicht.
Ich brauchte sie so sehr.
Ich konnte es noch immer nicht begreifen.
Ich dachte und hoffte, dass das alles nur ein schlechter Scherz sei und sie gleich ihre wunderschönen Augen aufmachte und mir meine Tränen wegstrich und mich in ihre Arme nahm.
Ich würde sie nie wieder gehen lassen, doch so war es nicht.
Ich konnte Dylan nun verstehen, es schmerzte so sehr.
Es war als klaffte ein riesiges Loch anstelle meines Herzens.
Auf einmal spürte ich, wie Grayson mir mit voller Wucht auf meinem Hinterkopf schlug.
Ich kam wieder richtig zu mir, ich nahm wieder alles war und hörte alles, doch der Schmerz war immer noch da.
Sie hatte mein Herz mit sich genommen.

"David verdammte Scheiße, es ist noch nicht zu spät."
" Es ist zu spät, sie ist t-t-tot.
Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen."

" Du kannst sie immer noch in einen Vampir verwandeln, das ist die einzige Möglichkeit."

" Es ist nicht gesagt, dass es noch klappt und vor allem, da sie ein Engel ist."
"Du musst es zumindest versuchen."

Er hatte Recht. Ich hatte nichts mehr zu verlieren.
Sie hatte ich schon längst verloren und vielleicht konnte ich sie wirklich noch retten.
Eine Vampir Verwandlung lief folgendermaßen ab.
Zuerst musste ein Vampir das Blut eines zu verwandelnden Menschen trinken und dann musste der Mensch selbst das Vampirblut trinken.
Da er schon ihr Blut getrunken hatte, musste ich ihr nur noch mein Blut zu trinken geben.
Ja, es hörte sich zwar eklig an für einen Menschen fremdes Blut zu trinken, aber so war das nun mal.
Ich biss mir in meinen Arm, sodass da eine große blutende Wunde war.
Grayson öffnete in der Zeit ihren Mund und drückte ihren Kopf nach hinten. Ich ließ die Bluttropfen in ihren Mund fallen, die dann ihre Kehle herunterliefen.
Es durfte noch nicht zu spät sein für eine Verwandlung.
Doch es passierte nichts.
Ihre Augen blieben immer noch geschlossen.
Ich biss mir in meinen anderen Arm und tröpfelte auch diese Bluttropfen in ihren Mund.
Doch es war anscheinend zu spät. Es war zu spät für eine Verwandlung.
Wieso hatte ich nicht früher gehandelt?
Wie dumm konnte ich bitte sein?
Ich heulte wegen ihr, obwohl ich ihr hätte helfen können.
Es war zu spät und es war meine Schuld.
Nicht Graysons, es war meine, ohne ihn wäre ich nie auf diese Idee mit der Verwandlung gekommen.
Ich sah zu Grayson:"K-kannst du mich bitte mit ihr einem Moment alleine lassen, ich will mich von ihr verabschieden."
"Ja natürlich."

Er stand auf, klopfte mir auf die Schulter und verschwand im Haus.
Jetzt war ich alleine mit der Liebe meines Lebens, die diese Welt mit meinem Herzen verlassen hatte.

"Lucy..., ich..., es tut mir leid.
Und ich weiß dass du mich auch nicht mehr hören kannst, aber ich muss dir das jetzt einfach alles sagen.
Ich bereue es dich entführt zu haben.
Ich bereue es so sehr.
Hätte ich dich nicht entführt würdest du jetzt wahrscheinlich gerade in deinem Bett liegen und friedlich schlafen oder mit Mia und Sophia in einer Disco sein.
Wer weiß, vielleicht wärst du auch gerade bei deinem Freund, der dich glücklicher gemacht hätte, als ich es jemals kann.
Ja, mein Leben wäre einfach Scheiße geblieben, aber ich hätte das schon irgendwie durchgehalten.
Aber verdammt Lucy, du würdest noch leben", aus meinen Augen strömten wieder unzählige Tränen und liefen mein Gesicht herunter und landeten auf ihrem toten Körper, "und Mia und Sophia würden das auch.
Es ist alles meine Schuld.
Ich hätte damals aufpassen müssen und Dylans Mädchen keine zu hohe Dosis geben dürfen, doch ich war kein Arzt woher sollte ich das wissen?
Ich weiß nur, dass es dafür jetzt zu spät ist.
Es ist zu spät um jetzt noch irgendetwas zu machen und das weiß ich auch.
Aber ich muss mir das jetzt einfach alles von der Seele reden.
Ich bin ein schlechter Mensch und das ist mir jetzt nur noch mehr klar geworden.
Du warst alles was ich jemals wollte und brauchte.
Du hast Licht in meine dunkle Welt gebracht.
Du warst die Sonne in meinem Leben.
Du bist zu gut für diese Welt, für mich.
Du bist einfach so wunderhübsch, nett und perfekt.
Ich liebe dich Lucy.
Ich liebe dich so sehr.
Du warst meine große Liebe und du hast mein Herz mit dir genommen.
Ich werde nie wieder fähig sein jemand anderen zu lieben.
Aber ich will das auch gar nicht.
Ich will niemand anderen als dich lieben.
Ich hätte dich bald gefragt, ob du mich heiraten willst, aber dafür ist es jetzt zu spät.
Ich bin Schuld an deinem Tod.
An dem Tod meines Engels.
Ich liebe dich", sagte ich und küsste sie auf ihre kalte Stirn.
Ich hatte es versucht.
Aber es war einfach zu spät gewesen.
Ich stand langsam auf und drehte mich um.
Ich würde sie nicht so daliegen lassen, sie verdiente eine Beerdigung, aber ich brachte es einfach nicht über mich noch länger bei ihr zu bleiben.
Ich fühlte nur diesen tiefen Schmerz.
Noch nie in meinem Leben ging es mir so verdammt schlecht.
Doch ich musste jetzt einfach das Beste aus dieser Situation machen.

Ich lief mit langsamen Schritten zurück zum Haus.
Doch dann hörte ich es.
Es war zwar ganz leise, doch ich hörte es.

"B-bitte David geh nicht, ich liebe dich."

Ich drehte mich fassungslos um und stand schon in der nächsten Sekunde neben ihr.
Ich konnte es nicht fassen.
Ich starrte in ihre wunderschönen Augen.
Sie setze sich langsam auf und ich half ihr hoch.
Ich umarmte sie stürmisch aber vorsichtig zugleich.
Sie lebte.
Mein Engel lebte, es war doch noch nicht zu spät gewesen.
Sie strich mir ganz vorsichtig meine Tränen weg, aber ihr selbst liefen Tränen aus den Augen.

"Ich liebe dich Lucy, ich liebe dich so sehr."
"Und ich liebe dich."

Und plötzlich verschwanden die Schmerzen, die ihr Tod in mir ausgelöst hatte und wurde durch ein wunderschönes Kribbeln im Bauch abgelöst.
Die klaffende Wunde in meinem Herzen war wieder geschlossen.
Jetzt war wieder alles gut.

"Ich werde dich nie wieder gehen lassen, dafür liebe ich dich viel zu sehr", sagte ich und vereinte unsere Lippen in einem wunderschönen Kuss miteinander.

Entführt von einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt