"Guten Morgen.", begrüßte Theodore mich gut gelaunt und ich sah ihn finster an.
Diese gute Laune am frühen Morgen war ja grauenhaft.
Lachend wuschelte er mir durch die Haare und setzte sich neben mich an den Tisch.
"Schlecht geschlafen?", fragte er und ich lehnte meinen Kopf gegen seine
Schulter.
Mehr als schlecht... und das nur, weil ich die halbe Nacht versucht hatte zu lernen. Kleben geblieben war jedoch rein gar nichts.
"Wie gut bist du eigentlich in Zaubertränke?", fragte ich.
"Ziemlich gut, schätze ich. Warum?", fragte er neugierig.
"Ich brauch Nachhilfe.", sagte ich und stocherte mit meiner Gabel lustlos im
Essen herum.
"Wieso fragst du nicht deinen Bruder? In Zaubertränke ist er besser als ich.",
meinte er und ich sah ihn an.
"Mag ja sein, aber seine Lehrmethoden haben keinen Effekt auf mich.", sagte ich ernst und Theodore erwiderte meinen Blick und seufzte ergeben.
"Wie könnte ich bei diesem Blick nein sagen."
Ich grinste breit und fing an zu essen. Nun da ich diese Sorge los war, kehrte
auch mein Hunger zurück.
"Komm heute abend ins Klassenzimmer. Dort lernen wir dann.", sagte er nach kurzer Zeit und stand wieder auf.
Mein Blick fiel auf seinen Teller.
"He! Du hast ja gar nichts gegessen!", rief ich ihm hinterher und er drehte
sich zu mir um.
"Keine Zeit! Hol ich später nach!", rief er zurück und ich schüttelte
belustigt den Kopf.Am Abend ging ich, wie vereinbart, zum Klassenzimmer. Theodore war noch nicht da, also setzte ich mich auf einen der Tische und wippte mit meinen Beinen in der Luft vor und zurück.
Ich hasste es zu warten.
Dafür war ich einfach viel zu ungeduldig.
Nach fünf Minuten ging die Tür auf und ich grinste. Als ich sah, wer rein kam, zogen sich meine Mundwinkel automatisch nach unten.
"Was willst DU denn hier?", fragte ich genervt und Blaise lächelte mich
charmant an und kam auf mich zu.
"Da Draco uns gestern unterbrochen hatte, dachte ich, ich sollte einen neuen Versuch starten. Also, wie sieht's aus? Du, ich und der Ball?"
Ich verdrehte die Augen.
Nie im Leben würde ich mit ihm dorthin gehen.
"Kannst du knicken."
Fragend sah er mich an.
"Das bedeutet: Nein.", erklärte ich und lächelte ihn süffisant an.
"Ach komm, N/N, zier dich nicht so."
Ich griff nach meinem Buch und schmiss es in seine Richtung. In letzter Sekunde wich er aus und sah mich schockiert an.
"Bist du Irre?"
"Jetzt pass mal auf, du Gesichtselfmeter. Erstens, nein heißt NEIN und zweitens..."
"Darf nur ich sie 'N/N' nennen.", unterbrach Theodore mich, als er herein kam.
Blaise verzog sein Gesicht und rauschte dann ziemlich schnell aus dem Raum.
Theodore kam zu mir und legte ein Päckchen, welches er bei sich trug, beiseite.
Dann stützte er seine Arme neben mir auf dem Tisch ab und grinste.
"Gesichtselfmeter?", fragte er amüsiert und ich lachte.
"Auf die Schnelle ist mir eben nichts besseres eingefallen.", sagte ich
schulterzuckend.
Theodore sah mich eine Zeit lang einfach nur schweigend an.
Ich schluckte schwer.
Theodore war wirklich attraktiv.
Für einen Moment verlor ich mich in seinen grauen Augen.
Sie erinnerten mich an einen kalten, nebeligen Regentag.
Ich ließ meinen Blick weiter wandern.
Theodore trug ein weißes Hemd, welches oben leicht aufgeknöpft war und die Ärmel hatte er locker nach oben gekrempelt.
Wurde es gerade irgendwie wärmer
hier drin, oder bildete ich mir das nur ein?
"Ich steh nicht auf Pansy. Du aber auf Nott."
Schlagartig kam ich wieder zur Besinnung und sah in sein Gesicht.
"Genug gestarrt?", fragte er schmunzelnd und ich lachte leise.
"Fürs erste jedenfalls."
Theodore entfernte sich wieder von mir und öffnete das Päckchen, welches er mitgebracht hatte. Neugierig stand ich auf und begutachtete die Sachen.
"Sind das... Augen?", fragte ich schockiert.
"Pufferfischaugen.", korrigierte er mich und ich sah sie angeekelt an.
Widerlich...
"Wir werden heute gemeinsam den Abschwelltrank brauen. Von Professor Snape habe ich alle Zutaten und die genauen Mengenangaben bekommen.", erklärte er und
stellte einen Kessel auf den Tisch.
"Was?"
Ich beherrschte nicht einmal die Theorie. In der Praxis würde ich vermutlich das gesamte Schloss abfackeln.
"Keine Panik. Ich bin ja da und gebe dir Anweisungen.", sagte er ruhig und ich nickte.
Ich hielt es trotzdem für keine gute Idee...
Nachdem Theodore alle Sachen vorbereitet hatte, hob er mein Buch auf und blätterte durch die Seiten.
"Auf dem Tisch stehen übrigens auch Sachen, die nicht in den Trank gehören.", sagte er beiläufig und ich lachte nervös.
Das hätte ich mir auch eigentlich
denken können.
"Bereit?", fragte er, als er die richtige Seite gefunden hatte und ich nickte
unsicher.
"Gib als erstes das Bergwasser zusammen mit dem flüssigen Silber in den Kessel.", sagte er und ich sah mir die verschiedenen Phiolen an. Die mit der silbernen Flüssigkeit fiel mir sofort ins Auge und ich wollte danach greifen, hielt jedoch inne, als ich eine weitere Phiole mit fast identischem Inhalt sah.
War das ein Test?
War in beiden flüssiges Silber?
Hilflos sah ich zu Theodore und er seufzte.
"Ich hab ne bessere Idee.", sagte er, legte das Buch beiseite und stellte sich
hinter mich. Er legte seine Hände über meine und führte sie gezielt zu der zweiten Phiole, die ich angesehen hatte.
"Das hier ist das flüssige Silber."
"Und was ist dann das andere, was genauso aussieht?", fragte ich verwirrt.
"Platin. Leicht zu verwechseln, aber Platin ist in der Substanz heller als
Silber.", erklärte er und ich nickte.
Als nächstes griff er mit meiner Hand
nach dem Bergwasser, welches für mich aussah, wie stinknormales Wasser.
"Bergwasser hat die Eigenschaft, dass Blut im Körper schneller fließen zu
lassen. Bei diesem Trank ist das besonders effektiv, da es hilft, die
Schwellung schneller zu lindern.", sagte er.
Er nahm ein wenig des Wassers und ließ es auf mein Handgelenk tropfen. Es war kalt und fühlte sich unglaublich erfrischend an.
"Hilft auch gegen müde Beine.", fügte er hinzu.
Theodore gab das Bergwasser und das flüssige Silber in den Kessel. Sofort
bildete das Silber einen Kreis in der Mitte des Kessels.
Wieso war das so?
"Silber ist, im Gegensatz zu Platin, magnetisch.", sagte er, als hätte er
meine Gedanken gelesen.
"Also würde es bei Platin keinen Kreis bilden?", fragte ich und er nickte
grinsend.
"Vollkommen richtig."
Theodore führte mich noch weiter durch die einzelnen Schritte und durch die praktische Anwendung fiel es mir viel leichter, mir alles zu merken. Es direktzu sehen war anders, als nur darüber zu lesen.
"Jetzt muss es nur noch 20 Minuten köcheln.", sagte er, nachdem wir die
Pufferfischaugen hinzugefügt hatten und ich atmete erleichtert auf.
Ich hatte die Schule nicht in Brand gesteckt.
Dafür verdiente ich nen Orden.
"Du warst großartig.", lobte Theodore mich und setzte sich auf einen Stuhl.
Man sah ihm deutlich an, dass ihm durch die aufsteigenden Dämpfe viel zu warm war.
Schnell nahm ich mein Buch und wedelte ihm damit Luft zu.
"DU warst großartig. Ohne deine Hilfe hätte ich gar nichts hinbekommen.",
sagte ich und er schloss leicht lächelnd die Augen.
"Du kannst mehr, als du denkst."
Ich grinste nur und sagte nichts. Genau deswegen war Theodore mein bester Freund. Wenn ich anfing an mir selbst zu zweifeln, oder nicht an mich glaubte, war Theodore immer da und übernahm diesen Part, ohne zu zögern.
"N/N?"
"Hm?"
"Gehst du mit mir auf den Ball?", fragte er leise und sah mich an.
Ich blinzelte perplex.
Ich hatte zwar bei Draco gescherzt, dass Theodore mich vielleicht fragen würde, hatte aber ehrlich gesagt nicht erwartet, dass er es wirklich tat. Langsam richtete er sich auf.
"Falls du kein Kleid hast..."
"Nein, nein, ich... ich hab ein... Kleid.", unterbrach ich ihn aufgeregt.
Auf einmal war ich ganz nervös.
Mich hatte noch nie jemand auf ein Date eingeladen.
Moment.
War das überhaupt ein Date? Vielleicht wollte er auch nur als Freunde dorthin gehen.
Warum machte ich mir überhaupt Gedanken darum?
"N/N?"
"Hm? Ja, ich...", ich atmete einmal tief ein und aus.
Ich musste mich zusammen reißen!
"Ich würde gerne mit dir zum Ball gehen.", sagte ich und Theodore lächelte verlegen."Was grinst du so blöd vor dich hin?", fragte Draco mich am nächsten Tag und ich seufzte verträumt.
Ich hatte mir letzte Nacht schon komplett ausgemalt, wie der Ball ablaufen würde und konnte es kaum noch erwarten.
"Ich wurde zum Ball eingeladen.", sagte ich vergnügt und er zog die
Augenbrauen hoch.
"So? Von wem?"
"Von Theo.", sagte ich und Draco stöhnte genervt auf.
War ja klar, dass ihm das wieder gegen den Strich ging.
Konnte mir aber auch egal sein.
Ich war mehr als glücklich und meine Laune konnte nicht mal er mir verderben.
"Kannst du denn nicht mit irgendwem anderes hingehen?", fragte er und ich sah ihn an.
"Mit wem denn bitte?", fragte ich und er ließ seinen Blick durch die große
Halle schweifen und schien niemanden zu finden, der ihm in den Kram passte.
Ja, so viel dazu.
"Hast du schon jemanden?", lenkte ich von mir ab.
"Pansy hat mich gefragt.", gestand er.
"Hah.", machte ich nur.
Ich hoffte wirklich, dass er nicht...
"Ich hab ja gesagt."
"Das sie voll von dir besessen ist, weißt du aber, oder?", neckte ich ihn und er seufzte.
"Mit wem sollte ich denn sonst hingehen?", fragte er und klang irgendwie frustriert.
Vielleicht wollte er ja in Wirklichkeit gar nicht mit Pansy hin.
"Mit wem würdest du denn hin WOLLEN?", stellte ich ihm eine Gegenfrage und er sah mich an.
Da war er schon wieder... dieser Blick, den ich einfach nicht deuten konnte.
"Hey, Leuteee!", rief Blaise grinsend und schlug seine Hand auf Draco's
Schulter.
"Was willst du, Blaise?", fragte Draco genervt und ich bemerkte, wie sein
Kiefer sich leicht anspannte.
Wenn Blaise nicht aufpasste, würde Draco ihn irgendwann umbringen, da war ich mir sicher.
Nicht, dass ich was dagegen hätte.
"Wir feiern heute eine geheime Party im Gemeinschaftsraum. Ein paar Leute aus Ravenclaw, Durmstrang und süße Mädels aus Beauxbaton kommen auch.", zwinkerte er.
Ich lachte trocken auf.
Wie geheim war diese Party, wenn er die halbe Sippschaft einlud?
"Ihr kommt doch auch, oder? Und sagt jetzt nicht nein.", mahnte er.
"Von mir aus.", sagte Draco und ich nickte zögernd.
"Ich komme, wenn Theo auch dabei ist.", sagte ich und Blaise klatschte in die Hände.
"Perfekt. Dann bis heute Abend. Bringt ordentlich Feierlaune mit.", sagte er und ging durch die Halle. Vermutlich, um noch andere Leute einzuladen.
"Ich komme, wenn Theo auch dabei ist.", äffte Draco mich nach und ich schlug ihm gegen den Arm.
"Ach halt die Klappe."Nach dem Unterricht suchte ich nach Theodore, um ihn wegen heute Abend zu fragen.
Vielleicht hatte er auch gar keine Lust darauf.
Für sinnlose Besäufnisse war er eigentlich nicht zu beeindrucken.
Mein Weg führte mich in die Bücherei, wo Theodore oft saß und lernte. Es dauerte nicht lange, da entdeckte ich ihn weiter hinten an seinem Stammplatz.
Lässig saß er auf dem Stuhl zurück gelehnt und studiere aufmerksam die
aufgeschlagene Seite des Buches in seiner Hand.
Ich blieb kurz stehen.
Trug er... eine Brille?
Fasziniert setzte ich mich neben ihn und starrte ihn an.
Ich wusste nicht einmal, dass er eine Brille brauchte.
Theodore sah zu mir und nahm die Brille schnell von seiner Nase und legte sie auf den Tisch.
"N/N... was machst du denn hier?", fragte er erschrocken und ich grinste.
"Heute Abend steigt eine Party im Gemeinschaftsraum. Gehst du hin?"
"Gehst du hin?", fragte er.
"Nur, wenn du hin gehst.", sagte ich und er schüttelte belustigt den Kopf.
"Und wenn ich nicht hin will?", fragte er dann und ich nahm ihm das Buch aus der Hand.
Zaubertränke, war klar.
"Dann will ich auch nicht. Ohne dich macht es da eh keinen Spaß."
"Dann gehen wir hin.", meinte er, strich mir über den Kopf und nahm mir das Buch wieder weg.
"Sicher?", harkte ich nach und er nickte.
"Prima.", sagte ich und stand auf.
"Sie steht dir übrigens.", sagte ich und er sah mich fragend an.
"Die Brille."
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Riddle - The untold secret
FanfictionGER: Innerhalb deiner Familie verbergen sich viele Geheimnisse, die es zu lüften gilt. Fragen, auf die es scheinbar keine Antworten gibt und unausgesprochene Gefühle, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Wer bist du eigentlich und was sind di...