17 - Familiengeheimnisse

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Er lächelte verlegen, obwohl Yuki noch tief und fest schlief und sie ihn gar nicht sehen konnte. Er dachte daran, wie sie erst vergeblich versucht hatte, ihn zur Fortsetzung dessen zu bewegen, was ihn jedes Mal aufs Neue begeisterte. Dann hatte sie frustriert das Kopfkissen nach ihm geworfen. „Und wenn er uns gehört hat, was macht das schon?", hatte sie gefragt. „Sollen wir ihn zurückrufen und zum Mitmachen einladen?" Er hatte ihr zugetraut, die provokative Ankündigung wahr zu machen, und die Angst davor hatte ihn ihm geholfen, sich wieder voll und ganz auf Yuki zu konzentrieren.

Er hatte nicht mehr mitgezählt, wie oft sie es getan hatten, wie oft er dem Himmel auf Erden so nahegekommen war, wie einem Sterblichen nur möglich. Doch er war dankbar für Erskins Serum, das seine Ausdauer in wirklich jeder Hinsicht um ein Vielfaches erhöht hatte. Und es erfüllte ihn ein wenig mit Stolz, dass sein Mädchen am Abend vor zufriedener Erschöpfung so schnell eingeschlafen war. Und mitten in der Nacht, er hatte nicht auf die Uhr gesehen, waren sie beide aufgewacht und hatten sie sich noch einmal geliebt. Dieses Mal jedoch langsam und ohne Hast, wie um jeweils den Körper des anderen genau zu erforschen und kennenzulernen, etwas, wofür während der ersten stürmischen Begegnungen einfach keine Zeit gewesen war.

 Dieses Mal jedoch langsam und ohne Hast, wie um jeweils den Körper des anderen genau zu erforschen und kennenzulernen, etwas, wofür während der ersten stürmischen Begegnungen einfach keine Zeit gewesen war

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Danach hatte er in einem Anflug von Unsicherheit gefragt, ob sie auch den ‚alten' Steve wollen würde, so wie er vor seiner Transformation gewesen war. Der Zeitpunkt war denkbar schlecht gewesen, hatte sie kaum noch die Augen offenhalten können. So war ihre Antwort kurz und kryptisch ausgefallen und hatte ihn verwirrt, anstatt ihn zu beruhigen. „Ich weiß nicht, aber deine Augen waren bestimmt die gleichen", hatte sie träge gemurmelt und war wieder eingeschlafen. Er hatte noch eine Weile vergeblich versucht, sich einen Reim darauf zu machen und war eingeschlafen. Jedoch nicht, ohne über das leise Schnarchen zu schmunzeln, das gelegentlich die Stille der Nacht durchbrochen hatten.

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„Da gibt es nichts zu sagen. Ich weiß nicht mehr, was unmittelbar vor dem Brand in dem Lieferwagen passiert ist!" Sie wusste, wie defensiv sie klang. Das lag daran, dass sie sich bedrängt und in der Defensive fühlte. Steve hatte sie schon während der Fahrt nach Toulouse mehrmals danach gefragt. Und das mit einer Hartnäckigkeit, die sie verwunderte, da es doch total egal war, was das Feuer ausgelöst hatte. Der Preisboxer hatte nicht mehr Hand an sie legen können und ihre Entführung war dadurch gescheitert. Sie sah keine Veranlassung, sich weiter damit zu beschäftigen. Doch wie ein Terrier, der beharrlich seine Beute verfolgte, um sie aus ihrem Bau zu zerren, hatte Steve weiter gebohrt und immer wieder seine Captain-America-Karte ausgespielt: Diesen rechtschaffen oberlehrerhaften Ton, der Yuki schon ein oder zwei Mal zu Beginn ihrer Bekanntschaft aufgefallen war.

Doch auch jetzt, als sie wiederholt jegliche Erinnerung an das besagte Ereignis leugnete, hörte sie ein leises Flüstern. Etwas, das seit geraumer Zeit ständig knapp unter der Oberfläche ihres Bewusstseins lauerte, sagte ihr, dass das nicht wahr war. Dass das Feuer kein Zufall gewesen war, dass sie, Yuki, sich auf diese Weise irgendwie damit verteidigt hatte. Und wie jedes Mal, wenn dieses Flüstern ihre mühsam erkämpfte Gleichmütigkeit ins Wanken brachte, erstickte sie es unter einer Fülle an Argumenten, wie „Das ist unmöglich!" oder „Du spinnst doch!". Weil sie in der Tiefe ihres Herzens wusste, dass Steve eigentlich recht damit hatte, dieser Sache auf den Grund zu gehen, fiel ihre Reaktion sehr viel schroffer aus als beabsichtigt. Steve hob entschuldigend die Hände und blickte ausdruckslos aus dem Flugzeugfenster auf die weiße Wolkendecke hinaus.

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