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Erschöpft lag Manuel in seinem Bett und bewegte sich nicht mehr, war ganz still. Wie lange ich mit dem Vampir auf meinem Schoß noch da saß, das wusste ich nicht, aber meine Idee hatte funktioniert. Bis ihm die Augenlider vor Müdigkeit klapperte, guckte mir der Brünette in die Augen und hörte auf zu weinen. Kein einziges Mal übergab er sich mehr, er ließ sich einfach nur halten und schwieg, genau wie ich auch. Erst, als ich mir sicher war, dass sich mein Schützling beruhigt hatte, bat ich ihn noch einmal darum aufzustehen und tatsächlich fand er die Kraft dazu sich umzuziehen, während ich mir einen Eimer voller Wasser holte. Putzen tat ich jedoch an diesem Tag nicht mehr, denn als ich bewaffnet mit meinem Eimer zurück in das Zimmer trat, da stand ein schüchterner und müder Manuel vor seinem Bett, der ein riesiges Unwohlsein wegen der Kerze am anderen Ende des Raumes verspürte. Da ich das Licht der Kerze zum putzen brauchte, jedoch auch nicht den Vampir weiterhin Angst haben lassen konnte, verschob ich meinen Plan zu putzen auf den nächsten Tag und setzte mich stattdessen auf die rechte Seite des Bettes, um Manuel die Decke über den Körper ziehen zu können.

Nun jedoch, am Morgen nach diesem Erlebnis, da war ich neben dem noch immer ruhenden Vampir aufgewacht und konnte meine Augen einfach nicht von ihm lassen, er war wunderschön. Ich hatte mich ursprünglich nur einmal kurz ausruhen wollen, doch irgendwie war ich wohl auf der noch freien Seite des Bettes in das Land der Träume abgerutscht und war direkt neben dem Langhaarigen eingeschlafen. Es war mir peinlich, dass ich es nicht einmal geschafft hatte zurück in mein Gemach zu gehen, nachdem ich hier fertig gewesen war und ich schämte mich dafür. Trotzdem genoss ich es in diesem wundervollen Bett liegen zu dürfen, denn es war so viel weicher als das meine und noch viel besser war, ich wurde tatsächlich von dem Grünäugigen beim schlafen umarmt, so als wollte er mich beschützen. Es war nur ein einziger seiner Arme, den er mir um meine Hüfte gelegt hatte und doch fühlte ich mich so wohl wie noch nie zuvor, das war unerwartet für mich. Trotzdem war es hier drinnen unvergleichlich frisch, was mich gerade eben jedoch nicht störte, schließlich lag ich unter einer warmen Decke. Noch immer war das Gesicht des Vampirs mit Blut befleckt, doch das nahm ihm nicht diese natürliche Schönheit, welche kaum jemand anderem gegeben war. Nur der kleine Kratzer des schwarzen Katers zerstörte seine Schönheit ein wenig, aber das änderte nichts daran, dass er das Aussehen eines Engels besaß. Seine Haut schien mir weicher zu sein als das weichste Fell der Welt und ich wollte sie berühren, nur durfte ich das nicht.

Still lag ich noch lange da, bis sich der Mann neben mir zu regen begann. Leicht nur lehnte sich der Ältere mir etwas zu und ich hielt gespannt die Luft an, mein Schützling roch zart an mir. Es dauerte nur einen kleinen Moment, bis ich beobachten konnte wie sich die Augen des Vampirs blinzelnd öffneten und er mich genauso anschaute wie ich ihn. Verwirrung war das, was seine Gedanken wohl am besten beschrieb und ich blieb still, ließ ihm seine Zeit um wirklich wach zu werden. Kurz machte sein Blick einen Abstecher auf seinen rechten Arm, den er um meine Taille geschlungen hatte, ehe er diesen an hob und zu sich zog, was mich etwas betrübte. „Patrick, es tut mir leid! Ich habe dich wohl festgehalten, als ich eingeschlafen bin, das wollte ich nicht. Geh nur, ich halte dich nicht mehr auf...", sprach der Ältere mir zu, dabei senkte er schüchtern seinen Blick und ich verstand, er dachte wohl, dass er mich gezwungen hätte bei ihm zu bleiben, doch so war es nicht. Natürlich konnte ich nun lügen und ihn diesen Gedanken weiterhin glauben lassen, doch so war ich nicht.

Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Ich bin selbst bei dir geblieben, Manu. Du hast daran keine Schuld...", wisperte ich dem Langhaarigen zu und er schaute verwundert auf, das verstand er nun gar nicht. Es gab für ihn keinen guten, erdenklichen Grund, um bei einem anderen Mann im Bett zu schlafen und doch hatte ich das getan. Ich hätte mich sicher zusammenreißen können, mich zurück in mein Zimmer schleppen und dort schlafen können, doch ein kleiner Teil meines Herzens wollte hier bleiben, bei dem kranken und leidenden Manuel. „Du warst so verängstigt in der gestrigen Nacht und ich schätze, dass ich dich einfach nicht alleine lassen wollte, weil du so..., weil ich dich nicht noch einmal weinen sehen wollte. Ich war dann aber selbst zu müde, um in mein eigenes Bett zurück zu kehren und da bin ich hier eingeschlafen! Es tut mir leid, wenn du das unangenehm findest. Ich hatte damit keine schlechten Absichten und ich würde es wieder tun!", erklärte ich und die Augen meines Gegenüber begannen zu glänzen, er war offensichtlich gerührt von meiner Erklärung. Vielleicht war es dumm sich solche Sorgen um einen Mann zu machen, der so alt war wie Manuel, doch ich hatte gesehen was meiner Mutter geschehen war und ich hatte Angst.

Just one bite #Kürbismaske #GlpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt