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Schüchtern guckte ich Michael an, welcher lächelnd die Katze auf seinem Arm streichelte und belustigt von dieser war. Nur sehr unruhig hatte ich geschlafen, ich fühlte mich alles andere als wohl bei dem vollkommen fremden Vampir in diesem Haus und das verschlimmerte sich noch viel mehr, als ich am nächsten Morgen merkte, dass Mau nicht mehr neben mir lag. Erschrocken und von Panik ergriffen, war ich aufgestanden, um in den Eingangsbereich des Hauses laufen zu können und die kleine Katze mit orangenem Fell friedlich schnurrend sehen zu dürfen, denn ihr ging es gut. Auch Claus saß bei den beiden, der Wolf lächelte mich glücklich an, als er mich erblickte und begrüßte mich auch freundlich, so als wäre nie etwas gewesen, was ich einfach nicht verstand. Nur Michael selbst war sehr ruhig, er gab sich offensichtlich Mühe dabei mich nicht zu stören oder zu verängstigen, was ich ihm hoch anrechnete. Das hier war sein zuhause und trotzdem hielt er sich für mich zurück, verzichtete darauf in seinem Bett zu nächtigen und er hatte meinetwegen den Kamin angemacht, es gab in meinen Augen nichts lieberes als das. Mittlerweile schämte ich mich dafür wie ich mit dem Grauäugigen in der Nacht umgegangen war und ich hatte mich entschuldigt, sowohl bei ihm, als auch bei meinen beiden Freunden.

Leise seufzte ich, als ich mich erschöpft an Claus lehnte und etwas mit ihm schmuste. Noch immer beschäftigte mich mein schlechter Traum und ich fragte mich, ob der Vampir schon einmal eine Art selbstverletzendes Verhalten gezeigt hatte. Ich hatte noch nie gesehen wie jemand seinen Kopf so oft gegen eine Wand schlug, bis er blutete und das besorgte mich, auch wenn ich gerne nicht so besorgt über den Grünäugigen wäre. Leider konnte ich meine wahren Gefühle nicht abstellen, ich mochte Manuel und vermisste seine Nähe. „Magst du vielleicht noch einmal schlafen gehen, Patrick? Du siehst müde aus...", fragte mich mein Beschützer sanft, dabei guckte er von oben auf mich herab und ich schüttelte leicht meinen Kopf, hatte etwas Angst davor wieder von dem Vampir zu träumen. Zu meinen Eltern wollte ich am heutigen Tag nicht gehen, ich hatte keine sieben Taler für sie und freudig lächeln konnte ich ganz sicher auch nicht, viel zu verletzt war ich noch immer von allem was gestern geschehen war. „Lieber nicht. Manuel verfolgt mich bis in meine Träume..., ich glaube, ich gehe gleich einfach ein bisschen spazieren!"

Nickend zeigte mir der Größere, dass er mit meiner Entscheidung einverstanden war. Ohne Manuel hatte ich nichts mehr zu tun, ich konnte kein Schach mehr mit ihm spielen, seine Musik hören oder mit ihm lesen, das fehlte mir mehr als jemals gedacht. Meine Mutter konnte ich gerade auch nicht pflegen, sie war schließlich nicht hier und so musste ich meine Zeit anderweitig nutzen. Es fehlte mir eine Art Bestimmung zu haben, ich fühlte mich nutzlos und wünschte mir wieder ein Ziel zu haben, auf das ich hin arbeiten konnte, das mich am leben erhielt. „Mach das. Aber sei bitte vor der Dämmerung wieder hier, okay? Ich habe sonst Angst um dich...", sprach Claus aus und ich begann seicht zu lächeln, der Wolfsmensch mochte mich wirklich. Natürlich würde ich nicht ewig weg bleiben, ich wollte Ruhe haben, Frieden und etwas Zeit zum nachdenken, mehr wollte ich nicht. Hier im Haus würde ich mich unwohl fühlen, ich hatte nicht das Gefühl sonderlich viel Stille genießen zu können und vielleicht tat mir ja ein wenig frische Luft gut. Meine Gedanken mussten unbedingt von Manuel weg kommen, ich wollte meine Zeit nicht mehr mit jemandem verschwenden, der mich sowieso nie gemocht hatte und deswegen würde ich mir etwas suchen, was mich anderweitig beschäftigte.

Lächelnd setzte ich mich also auf und nickte. „Ist okay! Michael? Sag, darf ich mir vielleicht eines deiner Bücher ausleihen und lesen? Ich habe in deinem Regal ein Buch über Vampire gesehen und würde es gerne lesen, wenn es dich nicht stört...", fragte ich den Vampir ruhig, dabei deutete ich auf ein Buch mit einem dunklen Einband und erstaunt wurde ich für einen Moment lang angesehen, bevor der Brünette mir ein kleines Nicken schenkte. Es war das erste Mal, dass ich ihn um etwas bat, seit wir hier waren und offenbar freute ihn das etwas, denn er mochte mich. Noch immer fiel es mir schwer daran zu glauben, dass der Grauäugige mir nichts böses wollte, aber wenn er sich auch weiterhin so sanft mir gegenüber verhielt wie gerade, dann würde ich mich vielleicht auch wieder wohl fühlen bei ihm. „Natürlich! Aber es stehen einige Notizen darin, die nicht von mir sind. Das Buch gehört eigentlich jemand anderem und es wäre ungünstig, wenn es kaputt gehen würde!", erklärte mir Michael und ich hörte gut zu, beschloss dieses Buch mit meinem Leben zu beschützen. Es war interessant festzustellen, dass jeder Vampir wohl ein Buch über Vampire zu besitzen schien und ich wollte zumindest dieses nun lesen.

Just one bite #Kürbismaske #GlpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt