Nachdenklich blickte ich Mau an, welche schnurrend in meinem Arm lag und die Augen geschlossen hatte. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Das gesamte Tagebuch über hatte ich gedacht, dass das die Geschichte einer jungen Frau war, welche sich unsterblich in einen Vampir verliebte und doch handelte es über einen Mann, das überforderte mich etwas. Es war unüblich als Mann einen anderen Mann zu lieben, ihn zu küssen und sich an ihn zu binden. Ich kannte das nicht, man wurde für solch ein Gefühl geächtet und gehasst, doch nach allem was ich gelesen hatte, nach diesen doch eigentlich recht schönen Gefühlen, welche sich langsam für den Vampir entwickelt hatten, war ich mir sicher, dass diese Liebe nichts schlechtes sein konnte. Auch Michael und Claus schienen diese Gefühle als etwas gutes zu empfinden, sie beleidigten die beiden Männer nicht, so wie es ein Mensch getan hätte und ich versuchte mir vorzustellen wie es wohl wäre einen anderen Mann zu küssen, aber das fiel mir schwer. Noch nie hatte ich irgendjemanden wirklich geküsst, ich wusste nicht wie sich die Lippen einer anderen Person anfühlten und da ich auch niemanden hatte, bei dem ich mich ausprobieren konnte, würde ich niemals erfahren wie es sich anfühlte einen Mann zu küssen.
Seufzend stand ich vom Bett auf und ging in den Eingangsbereich des Hauses, wo das Licht des Feuers im Kamin brannte. Michael saß im Schneidersitz davor und guckte erst dann erschrocken mich an, als ich mich schüchtern neben ihn setzte. Claus schlief in aller Ruhe auf dem Boden neben dem Bett, da er es wohl nicht mochte in einem Bett zu schlafen und aus Angst, dass ich erneut von Manuel träumen könnte, mied ich es einzuschlafen. „Brauchst du etwas, Patrick?", fragte mich der Grauäugige nun leise, nur um sich währenddessen etwas von mir weg zu setzen und ich verstand, er zeigte mir, dass er mich nicht verängstigen wollte. Mittlerweile fühlte ich mich nicht mehr so unwohl in der Nähe des Vampirs wie ich es zuvor getan hatte, ich hatte mich beruhigt und glaubte, dass der Ältere nicht solch ein gemeiner Mann war wie Manuel. Der Grünäugige war ein seltsamer Genosse, er kümmerte sich einen Dreck um Menschen und wollte nichts mit ihnen zu tun haben, also würde ich ihn meiden, so wie er mich mied. „Ich hatte mich gefragt, ob du mir vielleicht ein wenig mehr über Stephan und diesen Menschen erzählen könntest! Du hast das Tagebuch doch bestimmt auch gelesen."
Unsicher blickte mich der Vampir an und senkte schließlich seinen Blick. „Ungerne. Das ist eine Geschichte, bei der es mir nicht zusteht darüber zu reden! Aber..., wenn du vielleicht andere Fragen hast, die nicht speziell Stephan betreffen, dann wäre ich dazu bereit sie dir zu beantworten! Claus hat gesagt, dass Manuel dir nie etwas erklären wollte...", schlug der Grauäugige mir stattdessen vor und ich überlegte für einen Moment, das war etwas ernüchternd. Ich hatte wirklich gehofft erfahren zu dürfen wie der Name des Menschen war, wie er wohl aussah und was ihn zu dem Vampir gebracht hatte, aber das würde wohl ein Geheimnis bleiben. Es gab vieles was ich gerne wissen wollte, also würde ich meine Möglichkeit nun nutzen und ein paar Fragen stellen. „Okay, ist gut! Kannst du mir vielleicht erklären wieso Manuel mir erst vorgespielt hat, dass er mich mag und mir dann gesagt hat, dass er mich hasst? Mein Herz weigert sich zu verstehen, dass Manuel ein schlechter Mensch ist...", fragte ich vorsichtig, dabei guckte ich hoffnungsvoll zu dem Größeren hinüber, nur um zu sehen wie er meinen Blick mied. Manuel war kein schönes Thema, über das wir sprechen konnten, aber ich brauchte Klarheit.
Einen Moment war es still, ehe mein Gastgeber zu sprechen begann. „Ich weiß es nicht. Manuel war schon immer ziemlich ein absolutes Rätsel für jeden! Er mag es gerne alleine für sich selbst zu sein und er hat auch schon immer eine gewisse Abneigung gegenüber einfachen Menschen empfunden, aber du hast ihn..., du hast ihn irgendwie beeindruckt! Ich kann nicht verstehen, wieso er dich auf einmal abgewiesen hat, aber so wie ich ihn kenne, wird das ganze einen guten Grund haben. Manuel tut nichts ohne es vorher genau durchdacht zu haben! So, wie er da reagiert hat, so hat er noch nie bei irgendjemandem reagiert...", erzählte mir der Größere und ich lauschte aufmerksam, das half mir irgendwie nicht weiter. Dass ich ihn beeindruckt hatte, das glaubte ich nicht, schließlich hätte er mich ansonsten niemals so angeschrien wie er es getan hatte. Auch ich hatte schon festgestellt, dass der Grünäugige gerne alleine war, er mochte es nicht bei gewissen Dingen gestört zu werden und unternahm auch nur dann etwas mit mir, wenn ich auf ihn zuging, doch das war in meinen Augen nicht schlimm. Nicht jeder war aufgeschlossen und unternehmerisch, so war Manuel nicht und ich verurteilte ihn auch nicht dafür, das stand mir nicht zu.
DU LIEST GERADE
Just one bite #Kürbismaske #Glpalle
FanfictionMit Mühe und Liebe kümmert sich der gerade einmal achtzehn Jahre alte Patrick um seine kranke Mutter. Zumindest, bis er durch einen unglücklichen Zufall bei einem seltsamen und gefährlichen jungen Mann landet, der ihm wohl alles andere als freundlic...