Winterliche Kindergeschichte

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Kommt Kinder, kommt schnell hinein. Der Wind heult und der Schnee fällt dick. Ihr wollt doch nicht begraben werden und erfrieren, oder? Kommt nun ans Feuer zu euren Müttern und lasst mich alten Mann eine Geschichte erzählen. Es ist die Geschichte eines Freundes, den ich gekannt habe als die Brennöfen noch Tag und Nacht glühten und Könige das Schicksal der Völker verdammten. Hört nun gut her, es ist eine sehr interessante Geschichte.

Es begann vor langer Zeit, bevor der ewige Schnee kam und die Städte noch voll mit Menschen. In einem kleinen, grünen Land mit vielen Schafen und viel Fels lebte einst eine Familie von drei. Vater, Mutter, Sohn. Die beiden Eltern liebten sich sehr und ihr Kind war ihr größter Schatz im Leben. Der Vater arbeitete jeden Tag tief in den Abend hinein, damit es dem Rest seiner Familie gutging und es ihnen auf der Welt an nichts fehlte. Die Mutter half ihm dabei überall, wo sie konnte. Der Sohn spielte und lerne unter ihren wachsamen Augen ohne große Sorgen. Ja, es war eine glückliche Familie, die fernab lebte von dem Trubel der Welt und Politik.

Doch wie alles Glück so verging auch diese freudige Zeit. Der Vater wurde krank und starb. Nichts ließ sich daran ändern. Es gab keine Medizin, die ihn retten konnte, selbst damals nicht. Seine letzten Worte an seinem nun sechzehnjährigen Sohn waren: kümmere dich bitte gut um deine Mutter.

Es war eine kleine Beerdigung. In die Erde der Heimat wurde der Vater begraben. Die Mutter sagte derweil kein Wort und auch danach blieb sie stumm. Die Trauer hatte sich tief in ihr Herz gegraben und sie konnte keinerlei Freude mehr verspüren. Ab da saß sie einen jeden Tag auf einem Stuhl und sah durch das Fenster hinaus auf die Weiden, wo früher ihr Mann die Schaffe gehütet hatte. Sie aß nur, wenn man ihr den Löffel reichte und schlief nur, wenn man sie ins Bett trug.

Der Sohn beschloss seiner Mutter zu helfen und ihren Schmerz zu lindern. Da er aber nicht wusste wie, so nahm er ihr Tagebuch an sich um zu wissen, was sie glücklich machte. Zu seiner Überraschung entdeckte er dabei, dass seine Mutter früher viel gereist war und die Welt erforscht hatte. Sie verband viele schöne Erinnerungen mit der Zeit und schien immer wieder davon geträumt zu haben, wieder hinauszugehen.

Das fasste dem Sohn seinen Entschluss. Mit dem Tagebuch wollte er zu den Orten reisen, die seine Mutter in ihrer Jugend besucht hatte. Er wollte etwas suchen und heimbringen, was sie glücklich machen und ihre Trauer mildern würde.

So legte er die Jacke aus Schafsfell von seinem Vater an, schnitzte sich einen einfachen Wanderstock, kaufte den Strohhut des Nachbarjungen, packte etwas Brot und Käse ein und bat den Priester auf seine Mutter aufzupassen, während er fort war.

Das gesamte Dorf verabschiedete ihn, als er über die kleine Steinbrücke ging. Nur seine Mutter fehlte, die weiterhin auf dem Stuhl in ihrem Haus saß. Doch es machte nichts. Der Sohn fühlte keine Traurigkeit in seinem Herzen. Da war nur die Entschlossenheit ihr zu helfen und seinen Vater nicht zu enttäuschen.

Der Sohn erreichte zuerst eine kleine Stadt, umgeben von Feldern. Im Tagebuch seiner Mutter stand, dass es hier einen Blumenladen gab, dessen Besitzerin sehr nett sei und wo man den hübschesten Strauß der Welt kaufen konnte.

Als er dies las, so dachte er, dass ihr vielleicht eben ein solcher Strauß, sowie nette Grußwörter von der Besitzerin, helfen würden, ihren Schmerz zu vergessen.

Also fragte er einen Passanten, wo sich dieser Blumenladen befand. Der Farmer, der gerade mit seinem Ochsenkarren Äpfel zum Markt brachte, seufzte und meinte, der Laden war bereits seit langer Zeit abgerissen, da er Platz für den neuen Bahnhof hatte machen müssen. Danach hatte die ehemalige Besitzerin einen neuen Ort gesucht, um Blumen zu verkaufen, doch alle freien Flächen waren entweder für die Landwirtschaft oder den Warentransport aufgekauft. Am Ende gab sie dann auf, lebte noch zwei Jahre von ihren Ersparnissen und starb schließlich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 29, 2022 ⏰

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