Kapitel 6

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Seufzend lasse ich mich auf meinen Sitz neben Basti fallen und lehne mich an ihn. „Traurig, dass es zurück nach München geht?", fragt er mich. „Ein bisschen. Ich werde die schöne Landschaft vermissen. Aber die kurze Auszeit von euch, kann ich wahrscheinlich gut gebrauchen.", lache ich. „Hey, was soll das denn heißen?", erklingt eine Stimme neben Basti. „Dass ihr mich die letzten 10 Tage mächtig auf trapp gehalten habt, Herr Müller.", sage ich. Ich lehne mich entspannt zurück und schließe die Augen. Die letzen Tage in Tirol waren wirklich sehr schön. Ich hab viel mit Manu unternommen, wenn er kein Training hatte. Unsere Filmabende waren wunderschön, aber auch die gemeinsame Zeit mit dem kompletten Team werden mir in Erinnerung bleiben. Vor allem, als Thomas eine Wette verloren hatte, ich weiß schon gar nicht mehr gegen wen, ich war einfach zu betrunken an dem Abend. Mein Vater weiß davon natürlich nichts, denn Manu hatte mich heimlich und bevor es zu spät war, in mein Zimmer getragen und um mich gekümmert. Jedenfalls musste Thomas dann am nächsten Tag mit einem Dirndl herumlaufen. Mit meinem Vater verlief auch alles ohne weitere Probleme, so hab ich auch ein paar Spaziergänge mit ihm gemacht oder wir haben uns einfach in meinem Zimmer unterhalten. Leider habe ich in den letzten Tagen nichts von meiner Mutter gehört. Sie wollte sich bei mir melden, da ich nicht weiß, wann es bei ihr passt. Ich wollte immer mal wieder anrufen, habe mich dann aber doch nicht getraut.

Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn jemand rüttelt leicht an meiner Schulter. „Em, aufwachen, wir sind schon gelandet.", höre ich eine Stimme. Als ich die Augen auf mache, sehe ich in die blauen Augen von Manuel. „Oh, danke fürs Wecken.", bedanke ich mich. Er lächelt und zieht mich hinter sich aus dem Flugzeug mit. Auf dem Weg nach draußen, macht er noch ein paar Fotos mit Fans und gab fleißig Autogramme.

Nach und nach verabschieden sich die Spieler, um ihre Anschlussflüge zu bekommen oder um nach Hause zu fahren. In einer Woche würden wir nach Brasilien aufbrechen, da ist klar, dass einige ihre Familie nochmal sehen wollen. Viele werden hinterher reisen, jedoch separat in einem Hotel wohnen und nur bestimmte Besucherzeiten haben. Ich jedoch habe das „Glück" bei den Spielern im Campo Bahia zu wohnen. Ich wende mich zu Manu, um mich von ihm erstmal zu verabschieden. „Komm gut nach Hause. Wir sehen uns. Hab dich lieb Manu!", sage ich und umarme ihn. „Du auch Kleine. Hab dich auch lieb!", erwidert er und zieht mich noch enger an sich. Kurz darauf höre ich ein räuspern. Ich drehe mich um und sehe meinen Vater, der ungeduldig wartet. Ich lächle Manuel nochmal an und steige dann zu meinem Vater ins Auto.

Zu Hause angekommen, packe ich meinen Koffer aus und räume die dreckigen Sachen in die Wäsche, damit ich diese dann mit nach Brasilien nehmen kann. Bevor ich mich hinlege, mache ich noch meine Terassentür auf, da es heute Nacht recht angenehm ist. Ich liege in meinem Bett, mit meinem Laptop aufgeklappt und gucke Netflix. Plötzlich klopft es an der Tür die zu meiner Terrasse führt. „Hey Kleine.", sagt Manu, welcher in der Tür steht. „Manu! Was machst du denn hier?", frage ich ihn verwundert. Verlegen setzt er sich auf mein Bett und kratzt sich am Nacken. „Naja weißt du...ich lag eigentlich schon in meinem Bett und wollte schlafen. Aber ich konnte nicht so wirklich.", beginnt er und wird leicht rot. „Ich...also ich hab di...mich so an dich gewöhnt, ähm also mir fällt es schwer, ohne dich einzuschlafen.", gesteht er mir. Gott wie kann er nur so süß sein?! Ich lächle ihn an, während ich meinen Laptop ausschalte, weglege und dann meine Bettdecke anhebe. Manu legt sich zu mir und als wären wir zwei Magneten, kuscheln wir uns aneinander und kein Blatt würde mehr zwischen uns passen. Wir sehen uns an und auch, wenn nur der Mond leicht durch mein Fenster scheint, kann ich seine strahlenden Augen sehen. Er hebt seine Hand und streicht mir eine Strähne hinter mein Ohr. „Ich glaub Papa wird durchdrehen, wenn er uns morgen früh so sehen sollte.", lache ich leise. „Uns kann niemand trennen.", flüstert er und seine Augen fixieren meine Lippen. Will ich das wirklich? Will ich wirklich unsere Freundschaft riskieren? Ich sehe ebenfalls auf Manus Lippen, diese wunderschönen, vollen und bestimmt weichen Lippen. Wie gerne ich diese mal auf Meinen spüren würde. Also will ich das wirklich alles riskieren? Manu beugt sich langsam zu mir, jedoch muss er merken, dass ich mir unsicher bin, da er kurz zögert. „Ich mache nichts, was du nicht willst Süße.", flüstert er, während er mir tief in die Augen sieht. Ach scheiß drauf, ich halte das nicht mehr länger aus. Ich lächle leicht und beuge mich ein wenig zu Manu rüber. Er überbrückt die letzten Zentimeter zwischen uns und schon liegen seine warmen und weichen Lippen auf Meinen. Kurz bin ich geschockt, fange dann aber doch an, seinen Kuss zu erwidern. Ich habe zwar schon den ein oder anderen Kuss gehabt, aber dieser hier mit Manu, dieser ist der allerschönste, den ich bisher hatte. Während er immer wilder wird, dreht er uns so, dass er über mir liegt. Ich kann gar nicht sagen, wie lange wir uns küssen, für mich fühlt es sich an wie Stunden. Leider geht auch, wie jedem mal, die Luft aus. So lösen wir uns atemlos voneinander. Ich öffne meine Augen und sehe Manu über mir an. Ich kann nicht anders als zu grinsen, in das Manu mit einsteigt. Lachend legt er sich neben mich und vor Scham verstecke ich mich in seiner Armbeuge. „Hey was hast du denn?", fragt mich Manuel besorgt. „Es ist nichts. Wirklich. Nur...ungewohnt? Ich..naja..du weißt doch..ich hatte noch nie einen Freund?", antworte ich ihm zögerlich und traue mich nicht Manu anzusehen. „Ich weiß Süße. Ich möchte dich auch auf gar keinen Fall unter Druck setzen. Ich hätte dich nicht einfach so küssen dürfen. Ich hab nicht nachgedacht.", entschuldigt er sich. „NEIN!", schreie ich fast. „Äh, ich meine..so sollst du das nicht sehen. Ich bereue den Kuss nicht...", „Aber..", unterbricht Manu mich. „Nein kein aber. Ich..ich habe einfach nur Angst vor der Zukunft. Verstehst du?", frage ich ihn. „Ja Emy, aber die brauchst du nicht. Ich bin immer an deiner Seite und mich würde es wirklich freuen, wenn ich dich endlich offiziell als meine Freundin vorstellen darf." Zum Ende hin lächelt er immer mehr. „Manu, ich würde mich darüber auch glücklich schätzen, aber was ist mit der Presse? Ich stehe schon oft genug in den Medien, wegen meinem Vater und auch wegen dir oder der Mannschaft. Ich will dich, aber wenigstens für eine Weile, ohne das es die ganze Welt erfährt.", erkläre ich ihm. „Ich will dich auch.", grinst er und gibt mir einen kleinen Kuss. „Und wenn das deine Bedingungen sind, dann ist das okay für mich. Ich gebe dir alle Zeit der Welt. Wenn du dich bereit fühlst, uns..unsere Beziehung öffentlich zu machen, dann machen wir es. Auch, wenn es erst in Monaten oder Jahren ist.", lächelt er. „Danke, dass du vorbeigekommen bist, Manu! Ich glaub, ich hätte mich sonst nie getraut mit dir darüber zu reden. Meinst du wirklich wir schaffen das? Auch, mit unserem großen Altersunterschied?" „Natürlich! Die letzten Jahre hat es doch auch funktioniert. Es hat sich nichts daran geändert. Okay naja gut ein paar Kleinigkeiten schon.", sagt er. „Was hat sich denn geändert?", frage ich Manu ängstlich. „Ich kann jetzt sowas machen.", grinst er, küsst mich und ich lächle in den Kuss hinein.

„Also behalten wir das erstmal für uns, oder erzählen wir es jemanden?", fragt Manuel mich. „Hm gute Frage. Eigentlich würde ich es niemanden erzählen wollen, aber ich glaube meinem Vater müssen wir es sagen. Basti und Thomas werden es, so wie wir sie kennen, von selbst rausfinden.", antworte ich ihm. „Ja da hast du vermutlich recht, Schatz.", lacht er. „Also sagen wir es Joachim morgen?", fragt er nochmal nach. „Ja, ich denke so ist es am Besten." So langsam werde ich doch müde. Als ich auf die Uhr sehe, ist es schon weit nach Mitternacht, ein Wunder, dass ich noch so wach bin. Ich muss gähnen und Manu fängt an zu lachen. „Ist schon gut Emy, wir gehen jetzt schlafen.", lacht er weiter. Zufrieden nicke ich. „Gute Nacht Manu. Schlaf gut!", sage ich leise. „Träum was süßes, kleine Maus." Schüchtern gebe ich ihm einen Kuss. Daran muss aber kann ich mich definitiv gewöhnen! Ich lächle, drehe mich schließlich um und Manuel nimmt mich in den Arm. Und wie jedes Mal, wenn ich in seinen Armen liege, fällt mir das Einschlafen überhaupt nicht schwer.

Am nächsten Morgen, wache ich so ausgeschlafen wie nie auf. Manu liegt schlafend neben mir, das beweist mir, dass ich gestern Abend doch nicht geträumt habe. Ich kuschle mich noch mehr an ihn ran, wovon er wach wird. Er dreht sich um und lächelt, als er mich ansieht. „Guten Morgen Süße.", sagt er. Seine Stimme ist nach dem Aufwachen so rau, was mich nur noch verliebter machen lässt. „Guten Morgen Manu.", lächle ich ihn an. „Hast du denn gut geschlafen?", frage ich nach. „Neben dir immer.", grinst er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. „Das kann ich nur zurückgeben." Plötzlich klopft es an der Tür, geschockt sehe ich zu Manu. „Emily? Bist du wach?", höre ich die Stimme von meinem Vater. „Äh jaa. Moment, ich zieh mich noch schnell um. Ich komm dann.", rufe ich zu ihm. „Alles klar, ich bin dann in der Küche, hab Frühstück gemacht.", sagt er und höre wie er sich von meiner Tür entfernt. „Wir schaffen das, oder?", frage ich Manuel leicht ängstlich. Er nimmt mich in den Arm und sagt: „Natürlich schaffen wir das. Zusammen.", lächelt er. Ich nicke, dann stehen wir auf und ziehen uns andere Klamotten an. Als wir fertig sind, greift er meine Hand und umschließt sie mit seiner. Mit Herzrasen gehen wir langsam zusammen in die Küche. Dort treten wir fast schon schleichend ein, so als ob mein Vater uns dann nicht sehen könnte. Er sitzt mit dem Rücken zu uns, doch er dreht sich um, als er merkt, dass jemand in die Küche kommt. „Manuel? Was machst du denn hier? Ich hab die Klingel gar nicht gehört.", sagt er verwundert und lächelt leicht, bis sein Blick weiter südlich geht und er unsere Hände ineinander verschränkt sieht. Sein Lächeln erfriert so schnell, wie es auch gekommen ist. „Äh...Guten Morgen Papa.", sage ich leise und versuche zu lächeln. „Morgen Joachim.", begrüßt Manu ihn. „Was soll das werden wenns fertig ist?", guckt er uns leicht verärgert an. „Also..äh..Manu..Manu und ich..", fange ich an zu stottern. Oh man das kann doch nicht gut gehen. „Deine Tochter und ich sind jetzt ein Paar.", lässt Manu die Bombe platzen. Die Reaktion von meinem Vater kann ich nicht wirklich deuten. Doch bevor er auch nur antworten kann, patze ich dazwischen. „Papa, bevor du dich aufregst. Wir haben nicht vor es an die große Glocke zu hängen und es sofort öffentlich zu machen. Bitte akzeptiere es einfach, dass Manu jetzt mein Freund ist. Ich hab mich wirklich in ihn verliebt und ich will auch niemand anderen als ihn.", dabei sehe ich ihn an und lächle leicht, welches er erwidert. Mein Vater seufzt und sieht uns immer noch leicht skeptisch an. Dann steht er auf und kommt zu uns. „Ich werde es wohl oder übel akzeptieren müssen. Sie ist meine einzige Tochter und ich will, dass sie glücklich ist. Also behandle sie so, wie sie es verdient hat!", wendet er sich an Manu. „Das werde ich. Ich habe nichts anderes vor. Sie ist meine kleine Prinzessin, ich könnte sie niemals verletzten.", antwortet er ehrlich. „Und die Medien wollt ihr erstmal raushalten?", fragt Papa nach. „Ja, ich weiß nicht wie lange, aber ich möchte das erstmal nicht. Den ganzen Wirbel kann ich jetzt nicht gebrauchen und Manu erst recht nicht. Die WM ist euch wichtig und mir natürlich auch. Vermutlich werden es Basti und Thomas erfahren, aber sonst soll es unter uns bleiben, nur dir wollten wir es definitiv erzählen.", erkläre ich meinem Vater und gehe währenddessen mit Manu zum Tisch. Als ich bemerke, dass ja noch ein Teller fehlt, hole ich noch schnell einen dazu. Mein Vater ging nochmal auf Manuel zu und zog ihn in seine Arme. „Na dann Manu. Willkommen in der Familie.", lachte er. Als ich das sah, konnte ich nur erleichtert aufatmen, mein Vater würde damit klar kommen. „Danke Joachim." „Wenn jetzt alles geklärt ist, würde ich gerne endlich frühstücken.", sage ich, was Manu und meinen Vater zum Lachen brachte. 

Just You - Manuel Neuer FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt